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Sind Bausparverträge jetzt wieder attraktiv?

Veröffentlicht am 17.10.2022, 08:26

Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Das Neugeschäft wächst ebenso wie die Hoffnungen der Branche. Nachdem der klassische Bausparvertrag bereits in der Versenkung verschwunden war, deutet sich nun ein Comeback an. Steigende Zinsen für Immobilienkredite, ein möglicherweise länger stagnierender Immobilienmarkt und volatile Aktienmärkte heben die Vorzüge des Bausparens wieder hervor.

Die lange Phase mit Nullzinsen am Kapitalmarkt hat der Bausparbranche zugesetzt. Klassische Immobilienkredite waren über lange Zeit günstiger als Bauspardarlehen – der Zweck des Bausparens hatte sich durch die expansive Geldpolitik in Luft aufgelöst. Mit der Zinswende ändert sich die Situation grundlegend.

LBS: Bausparsumme steigt um 80 %

Wer für den Kauf einer Immobilie oder deren Sanierung Geld ansparen möchte, setzt wieder häufiger auf klassische Bausparverträge. So verzeichnete die LBS Bayern in den ersten fünf Monaten des Jahres eigenen Angaben zufolge ein Wachstum im Neugeschäft wie seit Jahrzehnten nicht. Demnach stieg die Bausparsumme um fast 80 % auf 3,8 Milliarden EUR. Auch Wüstenrot & Württembergische sowie Schwäbisch Hall hatten sich optimistisch geäußert.

Die Zinsen für Immobilienkredite sind seit dem Jahresbeginn drastisch gestiegen. Dem Vermittler Interhyp zufolge liegen die Zinssätze für einen Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung derzeit bei 3,98 %. Zum Jahreswechsel waren es noch 1,0 %. Ähnlich haben sich die Zinssätze für Immobilienkredite mit längerer Zinsbindung entwickelt. Für 15 Jahre Zinsfestschreibung wurden zum Jahreswechsel noch 1,29 % fällig – aktuell sind es 4,08 %.

Die Zinssätze für Baukredite hängen stark mit der Zinsentwicklung am Anleihemarkt zusammen. Da die Kurse vieler Anleihen fallen, steigt das Zinsniveau. Bausparverträge ermöglichen eine kapitalmarktunabhängige Finanzierung. Darlehen, die durch Bausparkassen ausgezahlt werden, werden durch Sparguthaben anderer Bausparer refinanziert. Zinssätze von 1,0 % sind auch bei einem hohen Zinsniveau möglich (in der Praxis liegen die Zinssätze der meisten Anbieter jedoch ein Stück weit höher). Den Preis dafür zahlen Bausparer in der Ansparphase, in der Einzahlungen gar nicht oder sehr niedrig verzinst werden.

In der Niedrigzinsphase war dieser Preis gering, da Guthaben auch bei anderen Finanzprodukten wie Tagesgeld nicht verzinst wurden. Umgekehrt war auch der Nutzen der Bausparverträge nicht mehr existent, da Immobilienkredite auch ohne Bausparvertrag günstig zu haben waren.

Kapitalmarktunabhängige Finanzierung

Außerdem ist bei Bausparverträgen eine Forward Komponente gewissermaßen inklusive. Der Zinssatz für ein in zehn Jahren ausgezahltes Bauspardarlehen steht bereits beim Abschluss des Vertrags fest. Forwarddarlehen lassen sich allerdings auch ohne angebundenen Bausparvertrag abschließen. Dann fällt ein vorlaufzeitabhängiger Zuschlag auf den Marktzins an. Üblich sind Vorlaufzeiten von bis zu fünf Jahren.

Es gibt verschiedene staatliche Förderungen wie etwa die Wohnungsbauprämie. Auch Arbeitnehmersparzulagen können in Bausparverträge eingezahlt werden.

Die Bausparkassen berechnen jedoch auch einige Gebühren. So gibt es jährliche Kontoführungsgebühren im Bereich von ca. 10-30 EUR. Außerdem fällt eine recht hohe Abschlussgebühr in Höhe von 1,0-1,6 % der Bausparsumme an.

Bei einer Bausparsumme von 200.000 EUR bedeutet dies im Zweifel eine anfängliche Belastung des Bausparkontos mit 3.200 EUR. Auf das ausgezahlte Bauspardarlehen erheben die Anbieter zudem häufig noch ein Agio im Bereich von 2 %.

Vor allem für Sparer, die mit stagnierenden Preisen am Immobilienmarkt rechnen, ist Bausparen eine Option. Sollten die Preise für Wohnungen und Häuser in den nächsten 7-10 Jahren nicht signifikant steigen oder gar fallen, ließe sich mit dem zuteilungsreifen Bausparvertrag durchaus etwas anfangen. Bei einer fortgesetzten Preisdynamik wie in den letzten 10-12 Jahren würde das Bausparguthaben allerdings teilweise entwertet.

Auch die volatilen Aktienmärkte treiben viele Sparer wieder zurück zu sicheren Finanzprodukten ohne Kursrisiken. Aktien eignen sich zum Ansparen für einen Immobilienkauf ohnehin nur sehr begrenzt. In Ermangelung jeglicher Verzinsung setzten in den vergangenen Jahren dennoch viele Sparer auf dieses Pferd.

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