Die Inflationsrate im gesamten Euroraum ist auf 4,3 Prozent gefallen, wobei die Situation in den einzelnen Euroländern unterschiedlich ist. Besonders bemerkenswert ist die negative Inflationsrate in den Niederlanden.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Inflationsraten in verschiedenen Ländern des Euroraums nicht gleich sind und sich manchmal sogar in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Doch die aktuellen Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat für die Preisentwicklung im September sind etwas außergewöhnlich.
Die Inflationsrate im Euroraum ist im September deutlich gesunken, von 5,2 Prozent auf 4,3 Prozent. Dieser Rückgang war zwar höher als von vielen Ökonomen erwartet, aber die Tendenz war nicht völlig überraschend, da sich die Inflation nach den extremen Preisschwankungen im Vorjahr etwas beruhigte.
Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Brot blieben weiterhin wichtige Treiber der Preissteigerung. Im September war Energie im Vergleich zum Vorjahr günstiger, obwohl insbesondere die Öl- und Kraftstoffpreise zuletzt wieder angestiegen sind.
Besonders interessant sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Euroländern. In Deutschland hatte das Statistische Bundesamt bereits einen signifikanten Rückgang der Inflationsrate verzeichnet. Nach der harmonisierten Verbraucherpreisindex-Methode (HVPI), die für internationale Vergleiche verwendet wird, fiel die deutsche Inflationsrate von 6,4 auf 4,3 Prozent, ein Rückgang um immerhin 2,1 Prozentpunkte.
Dieser starke Rückgang in Deutschland im September ist jedoch ein Sonderfall. Im Vorjahr hatte die Bundesregierung von Juni bis August das Preisniveau künstlich gesenkt, indem sie ein 9-Euro-Ticket für die Bahn und einen Tankrabatt eingeführt hatte. Dadurch stiegen die Preissteigerungsraten in diesen Monaten dieses Jahr entsprechend höher an. Dieser Effekt wurde nun aus der Berechnung der Inflation gestrichen, was den Rückgang erklärt und einen erheblichen Teil des gesamten Rückgangs der Inflationsrate im Euroraum ausmacht.
Auch in Frankreich ging die Inflation zurück, wenn auch nicht so stark wie in Deutschland. Die Rate fiel von 5,7 auf 5,6 Prozent, was immer noch deutlich höher ist als in Deutschland.
Eine ungewöhnliche Entwicklung fand jedoch in den Niederlanden statt. Eurostat meldete für September eine negative Inflationsrate von minus 0,3 Prozent nach europäischer Berechnungsweise. Dies ist das erste Mal seit Langem, dass in einem Euroland die Inflationsrate wieder negativ ist. Die letzte negative Inflationsrate im Euroraum insgesamt wurde im Dezember 2020 verzeichnet. Dies wirft die Frage auf, ob die Europäische Zentralbank (EZB) den Rückgang der Inflation möglicherweise unterschätzt, ähnlich wie sie zuvor den Anstieg unterschätzt hat. Dies könnte zu einer gefährlichen Deflation führen, mit negativen Inflationsraten in den Euroländern.