Steigende Renditen am Anleihemarkt haben die Risikoprämie für Aktien auf den niedrigsten Stand seit 2002 gedrückt - und signalisieren womöglich einen Abverkauf bei Aktien.
Die Renditen von US-Staatsanleihen sind in letzter Zeit auf Rekordniveaus gestiegen. Der Grund: Die restriktive Haltung der Fed hat die Anleihen stark unter Druck gesetzt. Der Renditeanstieg hat auch die Risikoprämie für Aktien auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren sinken lassen - eine Kennzahl, mit der Anleger das Renditepotenzial von Aktien im Vergleich zu Bonds bewerten.
Aggressive Haltung der Fed verschärft Flaute an den Anleihemärkten
Die anhaltende Baisse an den Treasury-Märkten hat die US-Renditen auf den höchsten Stand seit 16 Jahren getrieben. Der Renditeanstieg ist eine Reaktion der Anleger auf die Leitzinserhöhungen der Fed, die das Wirtschaftswachstum bremsen und den Appetit auf risikobehaftete Anlagen wie Aktien dämpfen könnten.
Die Fed und andere Zentralbanken haben die Zinsschraube seit März 2022 fast ununterbrochen angezogen, um die rekordhohe Inflation in den Griff zu bekommen. Trotz dieser besonders aggressiven Kampagne lag die Inflation im August bei 3,7 % und damit deutlich über dem Ziel der Fed von 2%.
Darüber hinaus brummt der US-Arbeitsmarkt weiter - nach den jüngsten Daten wurden im September 336.000 neue Stellen geschaffen, fast doppelt so viele wie von den Ökonomen erwartet (170.000). Angesichts dieser Entwicklung hat die Fed betont, dass sie an ihrer "higher for longer"-Strategie festhalten werde.
Diese Warnungen haben den Abschwung am Rentenmarkt verschärft und die Renditen auf Mehrjahreshochs getrieben. Darüber hinaus hat diese Rallye auch die Aktienrisikoprämie - ein Maß für den Vorteil einer Anlage in Aktien gegenüber Staatsanleihen - auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gedrückt.
Niedriges Renditepotenzial von Aktien könnte Anleger in Anleihen treiben
Die Gewinnrendite des S&P 500, die die Gewinnerwartungen für das kommende Jahr widerspiegelt, lag am Freitag nur um 0,766 Prozentpunkte über der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe. Das ist laut Dow Jones Market Data die geringste Differenz zwischen Aktienrenditen und sichereren Anleihen seit Juni 2002.
Der Rückgang der Risikoprämie für Aktien könnte Anleger zur Umschichtung von Aktien in risikoärmere Anleihen veranlassen. Dadurch würden die Aktienkurse kurzfristig unter Druck geraten.
Die Zahl der Aktien im S&P 500 Index, die innerhalb eines Tages ein neues 52-Wochen-Tief erreicht haben, ist kürzlich auf den höchsten Stand seit Oktober 2022 gestiegen, während der Anteil der Aktien, die über ihrem 50-Tage-Durchschnitt gehandelt werden, laut Dow Jones Market Data auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr gefallen ist.
Bekanntlich wurde der Großteil der Gewinne des S&P 500 in diesem Jahr von den sogenannten "Glorreichen Sieben" getragen, die vom Hype rund um künstliche Intelligenz (KI) profitieren. Diese Aktien haben seit Jahresbeginn insgesamt um mehr als 50 % zugelegt, während die übrigen 493 Aktien des Referenzindex nur um rund 5 % gestiegen sind.
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