Jay Powell treibt das Spielchen der beschleunigten Straffung der Geldpolitik weiter. Es werde nur noch einen Kauf von Anleihen geben, dann laufe das Programm des "Quantitative Easing" (QE - quantitative Lockerung) aus. Derzeit sehe es bereits für März nach einer ersten Zinsanhebung aus. Außerdem werde man das Quantitative Tighening (QT - quantitative Straffung) beschleunigen.
Also: Die Zinswende wurde zunächst für Ende 2022 angekündigt, dann sukzessive vorgezogen. Ende letzten Jahres wurde das QT-Programm beschleunigt zurückgefahren, nun erfolgte eine weitere Beschleunigung. Ende letzten Jahres wurde erstmalig ein QT in Aussicht gestellt, nun wurde verkündet, dass man dies nun beschleunigt einführen werde.
Unter Quantitative Easing versteht man den direkten Eingriff in die Finanzmärkte durch das Aufkaufen von Unternehmens- und Staatsanleihen. Anleihen, die einmal im Bestand der Fed sind, werden bei Fälligkeit gegen neue Anleihen, vorzugsweise vom gleichen Emittenten, ausgetauscht. Das Volumen ändert sich also nicht mehr. Unter Quantitativ Dasing versteht man also die kontinuierliche Ausweitung der Anleihekäufe.
Läuft das QE-Programm aus, so bleiben die gekauften Anleihen im Bestand der Fed und werden bei Fälligkeit erneuert.
Quantitative Tighening ist nun der Schritt, fällige Anleihen nicht mehr durch neue Anleihen zu ersetzen. Somit wird dem Finanzmarkt erstmals Liquidität entzogen. Zusätzlich zum steigenden Zinsniveau, das Kredite teurer macht und dadurch die umlaufende Geldmenge reduziert, wird nun parallel dazu auch noch direkt in den Finanzmarkt eingegriffen, indem die aktuellen Refinanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen und den Staat nicht nur teurer (Leitzins), sondern auch knapper (QT) gemacht werden.
Die Finanzgeschichte ist voll von Beispielen, in denen eine übertriebene Straffung der Geldpolitik, insbesondere die Kombination von steigenden Zinsen und QT, in eine Rezession führte. Auch die Weltwirtschaftskrise 1929/1933 wird darauf zurückgeführt.
Aber tatsächlich befindet sich Jay Powell in einer unangenehmen Lage: Die Inflation ist per Ende Dezember auf 7% gestiegen, die höchste Rate seit 40 Jahren. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, die Stellenanzeigen sind explodiert doch Arbeitskräfte sind nicht mehr aufzutreiben. Immer mehr Unternehmen berichten von Wachstumsproblemen, weil Sie keine Mitarbeiter mehr finden. Joe Biden hat die niedrigsten Beliebtheitswerte eines US-Präsidenten seit Erhebung dieser Daten. Er kann jetzt keine ausufernde Inflation und auch keinen Schießstand auf dem Arbeitsmarkt gebrauchen. Der Druck auf Jay Powell, möglichst schnell für Besserung zu sorgen, ist immens.
Sollten also die Zinsanhebungen und das QT-Programm den Aktienmarkt belasten, dann wird man das in Kauf nehmen müssen. Die Zeiten, in denen die Fed dem Aktienmarkt zu Hilfe kam, wenn's turbulent wurde, sind vorbei: Hohe Inflation und ein leergefegter Arbeitsmarkt sind wichtigere Probleme als fallende Kurse am Aktienmarkt.
Der DAX brach am Mittwoch Abend erneut ein, unterschritt das Tief vom Montag jedoch nicht mehr.