Zu den jüngsten geldpolitischen Beschlüssen der Europäischen Zentralbank (EZB) bemängelte der Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon dass dadurch eine schleichende Enteignung der Sparer erfolgt.
15 Mrd. Euro weniger Zinseinnahmen
Fahrenschon sagte weiterhin, dass den deutschen Sparern durch die lockere Geldpolitik der EZB pro Jahr schätzungsweise 15 Mrd. Euro an Zinseinnahmen entgehen würden.
Politik zieht Betroffenen „elegant“ das Geld aus den Taschen
Börse Zungen sagen, Vater Staat könnte theoretisch auch in ähnlicher Höhe die Steuern erhöhen, doch der Weg über die Niedrigzinspolitik, die eine extrem günstige Refinanzierung der Staatsschulden ermöglicht, sei natürlich viel eleganter. So würden die Betroffenen oft gar nicht merken, dass ihnen das Geld aus den Taschen gezogen wird.
Es gibt immer zwei Seiten der Medaille
Doch ganz so einseitig sollte man die Sache nicht betrachten. Denn wo steht eigentlich geschrieben, dass man für das Horten von privatem Vermögen auf Konten von Banken Zinsen erhalten muss?!
Offenbar hat sich über Jahrzehnte in den Köpfen der Menschen verankert, dass es einen risikolosen Zins geben muss, der einem zusteht, wenn man sein Geld zu einer Bank trägt.
Doch Zinsen können nur dann gezahlt werden, wenn sich das Geld der Banken vermehrt. Und dies passiert nur dann, wenn die Banken das Geld an Unternehmen weitergeben – in Form von Krediten – die dann damit etwas (wie der Begriff schon sagt) unternehmen.
Genau diese Systematik hat aber zuletzt nicht mehr funktioniert und soll nun wieder, mithilfe der jüngsten Beschlüsse der EZB, reaktiviert werden. – Insofern tut die EZB das Nötige und genau das Richtige.
Nicht der kluge Anleger ist der Dumme, sondern der mutlose Sparer
Investitionen von Unternehmen können gut oder schlecht laufen. Und der Zins drückt die Höhe des Risikos aus. Unternehmen, die hohe Risiken eingehen, müssen für ihre Kredite hohe Zinsen zahlen. Und Anleger, die keine Risiken eingehen, werden ihr Geld im aktuellen Umfeld kaum vermehren. Entsprechend ist nicht der kluge Anleger der Dumme, sondern der mutlose Sparer.
Aktionäre konnten im Niedrigzinsumfeld hohe Renditen erzielen
Aktionäre wissen dies und konnten in den vergangenen Jahren auch ohne hohe Zinsen auf Bankeinlagen beträchtliches Vermögenswachstum betreiben. Doch Deutschland gehört weltweit zum Schlusslicht der Industrieländer, wenn es darum geht, wie viele Menschen eines Landes Aktien besitzen. Während der DAX im vergangenen Jahr um 25% zulegte, schrumpfte die Zahl der Aktionäre um 600.000. Seit der Jahrtausendwende sank sie Anzahl an Besitzern von Aktien oder Aktienfonds sogar um 4 Millionen. Weniger als jeder neunte Deutsche besitzt Aktien.
Für Immobilienbesitzer könnte es kaum noch besser laufen
Doch nicht nur Aktionäre, sondern auch Schuldner können der jüngsten EZB-Entscheidung Positives abgewinnen – wie z. B. der oben bereits erwähnte Vater Staat. Daneben gehören aber auch Immobilienbesitzer, die Ihr Eigentum per Kredit finanzieren, zu den Schuldnern.
Während Sparer in Sorge sind, könnten die Zeiten für Immobilienbesitzer kaum besser sein. Einerseits sind die Preise für Betongold in verschiedenen Regionen bereits deutlich gestiegen (siehe folgende Grafik), andererseits gab es selten (wenn überhaupt schon) so niedrige Bauzinsen. Egal ob kreditfinanziert oder bereits abbezahlt – Eigentümer von Immobilien freuen sich.
Die Gunst der Stunde für die eigenen vier Wände nutzen
Wer sich langfristig den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen will, sollte jetzt die Gunst der Stunde nutzen. Denn derzeit sind die Bauzinsen extrem niedrig. Mit einem Bausparvertrag können sich potentielle Erwerber dieses günstige Zinsniveau sogar für die Zukunft sichern und ihre Immobilienfinanzierung langfristig auf ein solides Fundament stellen.
Zusätzlich von der Wohn-Riester-Förderung profitieren
Zusätzlich können vor allem Bausparer von der Wohn-Riester-Förderung profitieren. Denn hier fließen die staatlichen Zulagen sowohl in der Spar- als auch in der Darlehensphase – das gibt es nur beim Bausparvertrag.
Seit diesem Jahr kann Riester-Guthaben jederzeit für die Entschuldung einer Immobilie eingesetzt werden. Zuvor war dies nur zu Beginn der Riester-Auszahlungsphase, in der Regel bei Renteneintritt, möglich.
Auch eine Umschuldung bereits bestehender Immobilienfinanzierungen ist jetzt mit einem Riester-Darlehen bzw. -Bauspardarlehen möglich – unabhängig davon, wann das Objekt gekauft wurde. Voraussetzung ist lediglich, dass der ursprüngliche Kredit zum Kauf oder Bau einer selbst genutzten Immobilie eingesetzt wurde.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 11.06.2014)