Für den EUR-Komplex war es ein großer Donnerstag. Wie weitgehend erwartet worden war, hat die EZB ihre Zinssätze auf historisch niedrigem Level beibehalten: den Refi-Satz bei 0,15%, den Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,40% und den Einlagensatz bei -0,10%, so wie bei der Sitzung vom 5. Juni festgelegt worden war. Bei seiner Pressekonferenz klang EZB-Präsident Draghi zurückhaltend und beharrte auf unzureichenden Strukturreformen in der Eurozone. Draghi wiederholte, dass die Haushaltskonsolidierung in der Eurozone auf wachstumsfreundliche Art und Weise durchzuführen ist. Die EUR-Erholung begann mit herausragenden NFP-Zahlen aus den USA, die etwa zur selben Zeit gemeldet wurden, als Herr Draghi mit seiner monatlichen Rede begann. Der Verkaufsdruck auf den EUR nahm gegenüber dem USD und GBP zu. Der EUR/USD erreichte 1,3586, während EUR/GBP zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Newsletters auf einem neuen Tief bei 0,79194 handelt.
Keine Überraschung von Herrn Draghi, dennoch eine anspruchsvolle Q&A-Sitzung
In der Q&A-Sitzung haben die Journalisten EZB-Präsident Draghi gegenüber keine Gnade gezeigt. Die schwierigsten Fragen bezogen sich auf die EUR-Stärke und die Möglichkeit einer QE im Fed-Stil. Herr Draghi ging sehr ausführlich auf beide Fragen ein. Die Devisenkurse sind "für die Prognosen zur Preisstabilität definitiv wichtig", so Draghi im Zusammenhang mit den Sorgen um einen starken EUR. In Bezug auf die QE sagte der vorsichtige Präsident, dass die EZB keinen Zeitplan hätte, da eine solche Maßnahme vom mittelfristigen Inflationsausblick abhängig sei.
Dies mag nicht der Anfang einer nachhaltigen EUR/USD-Schwäche sein
Bevor man für die Zukunft einen niedrigeren EUR/USD voraussagt (was klar unsere mittel- bis langfristige Ansicht ist), ist es wichtig, beim kurzfristigen Handel Vorsicht walten zu lassen. In den letzten beiden Jahren waren die bearischen EUR/USD-Trends aus verschiedenen Gründen sehr anfällig. Zunächst hat der Schuldenabbau in der Eurozone die Liquidität während der lang andauernden Eurokrise ausgetrocknet. Der schwache Geldmengenmulitplikator und die schrumpfende EZB-Bilanz haben den Euro verständlicherweise selten gemacht. Zweitens hat der Leistungsbilanzüberschuss in der Eurozone die Nachfrage nach dem Euro erhöht, während die internen EZ-Dynamiken der internationalen Nachfrage nichts entgegenhalten konnten. Die Kapitalzuflüsse waren zweifellos zum Vorteil des EUR, auch wenn die makroökonomischen Fundamentaldaten in der Eurozone düster aussahen. Beide Faktoren waren die Haupterklärungen, die wir denjenigen gegeben haben, die den anhaltenden Anstieg bei EUR/USD seit Juli 2012 in Frage gestellt haben.
Seit dem 5. Juni unterliegen die ersten beiden EUR stützenden Faktoren der neuen währungspolitischen Steuerung durch zusätzliche Konjunkturstimulierungen der EZB. Das schwere Paket soll nicht nur die Liquidität erhöhen, sondern diese Liquidität auch über TLTROs in Richtung Realwirtschaft schieben. Diese Maßnahmen werden selbstverständlich die EZB-Bilanz aufblähen und sollten den Geldmengenmultiplikator erhöhen und den Inflationsdynamiken Auftrieb geben - theoretisch gesehen.
Der dritte, und der wichtigste für den EUR positive Faktor war (wie immer wieder erörtert) die niedrige Inflationsdynamik in der Eurozone. Die niedrige Inflation führte zu vorteilhaften realen EUR-Erträgen im Vergleich zum USD und wirkte somit anziehend für Anleger in Euro-Long-Positionen. Die CFTC-Daten bezeugen eine spekulative Nachfrage nach EUR/USD in den letzten 2 Jahren. Auch wenn die Nettopositionen im Euro seit 13. Juni short sind, hat die EUR/USD-Schwäche immer noch nicht den vorgegebenen Kurs erfüllt. Händler sollten in Bezug auf die US-Wirtschaftsdaten (Fed-Ton) und der Inflationsdynamik in der Eurozone wachsam sein.
Es ist ganz klar: Das Hauptziel der EZB ist es, die Preisstabilität sicherzustellen. Diesbezüglich ist die Zentralbank entschlossen, alle verfügbaren Tools zusammenzustellen (und neue aufzunehmen), um die Inflation in Richtung ihres Ziels bei 2% zu bringen. Trotzdem kann Herr Draghi die Eurozone nicht alleine retten, die Effizienz der EZB-Maßnahmen hängt von der notwendigen Kollaboration der Euro-Regierungen ab. Wie von Herrn Draghi erwähnt, sollte die Haushaltskonsolidierung auf wachstumsfreundliche Art und Weise geschehen. Wir können nicht leugnen, dass die tatsächliche Haushaltskonsolidierung in den Peripherieländern der Eurozone zu restriktiv ist, um die Binnennachfrage anzukurbeln (und somit auch die Inflation). Wir machen uns zudem Sorgen darüber, dass einige führende Wirtschaften nun dem "Khaldun-Laffer"-Dilemma unterliegen, wonach die Gesamtsteuererträge über dem optimalen Steuersatz nur abnehmen können. Letzteres Szenario würde offensichtlich einen längeren Zeitraum mit Steuerbeschränkungen signalisieren (und einen längeren Zeitraum mit gedämpfter Inflation), wenn die Regierungen weiterhin glauben, dass die Truhen mit den Geldern verzweifelter Steuerzahler gefüllt werden müssten.
Vor diesem Hintergrund bleiben wir für EUR/USD bei unserer bärischen mittel- bis langfristigen Haltung, reden jedoch den EUR/USD für die allernächste Zukunft nicht klein.
EURUSD Der EUR/USD hat seinen kurzfristig ansteigenden Kanal durchbrochen, nachdem er in der Nähe des 38,2% Retracement seines vorherigen Rückgangs gestoppt hat. Ein Rückgang in Richtung Unterstützung bei 1,3503 ist wahrscheinlich. Eine stündliche Unterstützung befindet sich bei 1,3565 (Tief vom 20.06.2014). Stündliche Widerstände liegen bei 1,3643 (Tief vom 02.07.2014) und bei 1,3700 (Hoch vom 01.07.2014). Längerfristig weist der Durchbruch des langfristig aufsteigenden Keils (siehe auch die Unterstützung bei 1,3673) auf eine eindeutige Verschlechterung der technischen Struktur hin. Ein langfristiges Abwärtsrisiko bei 1,3379 (impliziert von der Doppeltop-Formation) wird bevorzugt, solange die Kurse unterhalb des Widerstands bei 1,3775 bleiben. Schlüsselunterstützungen liegen bei 1,3477 (Tief vom 03.02.2014) und bei 1,3296 (Tief vom 07.11.2013).
GBPUSD Der GBP/USD hat den wichtigen Widerstand bei 1,7043 (Hoch vom 05.08.2009) durchbrochen. Eine kurzfristig bullische Tendenz wird bevorzugt, solange sich die stündliche Unterstützung bei 1,7063 (Hoch vom 19.06.2014, siehe auch die kurzfristig ansteigende Trendlinie) hält. Eine anfängliche Unterstützung liegt bei 1,7096 (Tief vom 01.07.2014). Längerfristig deutet der Durchbruch des wichtigen Widerstands bei 1,7043 (Hoch vom 05.08.2009) auf weitere Stärke. Widerstände befinden sich bei 1,7332 (siehe den 50% Retracement auf den Rückgang von 2008) und bei 1,7447 (Tief vom 11.09.2008). Eine Unterstützung liegt bei 1,6923 (Tief vom 18.06.2014).
USDJPY Der USD/JPY ist nach oben aus seinem rückläufigen Kanal ausgebrochen, wodurch ein zunehmendes Kaufinteresse bestätigt wird. Beobachten Sie den Widerstand bei 102,36. Ein weiterer Widerstand liegt bei 102,80. Stündliche Unterstützungen liegen bei 101,86 (Innertagestief) und bei 101,65 (Innertageshoch). Eine langfristig bullische Tendenz wird bevorzugt, solange sich die Schlüsselunterstützung bei 99,57 (19.11.2013 Tief) hält. Ein Durchbruch zur Oberseite hin aus der aktuellen Konsolidierungsphase heraus zwischen 100,76 (Tief vom 04.02.2014) und 103,02 ist erforderlich, um den zugrunde liegenden bullischen Trend wieder aufzunehmen. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 110,66 (Hoch vom 15.08.2008).
USDCHF Der USD/CHF hat seinen stündlichen Widerstand bei 0,8915 (Hoch vom 30.06.2014) gebrochen, womit der kurzfristige bearische Trend negiert wird. Beobachten Sie den Widerstand bei 0,8975 (sehen Sie auch den abfallenden Kanal). Stündliche Unterstützungen liegen bei 0,8886 (Innertagestief) und bei 0,8857 (Tief vom 01.07.2014). Langfristig betrachtet weist der bullische Ausbruch aus dem Schlüsselwiderstand bei 0,8953 auf das Ende der großen Korrekturphase hin, die im Juli 2012 begonnen hatte. Das von der Doppelboden-Formation implizierte langfristige Aufwärtspotenzial liegt bei 0,9207. Ein Schlüsselwiderstand liegt bei 0,9156 (Hoch vom 21.01.2014).