Dass Steuern eine Last darstellen oder zumindest belastend sein können, versinnbildlicht das deutsche Wort „Steuerlast“ (oder Steuerbelastung). Dass sie sich wiederum andererseits als eine Einnahmequelle erweisen können, zeigt sich am Wort „Steuereinahmen“. Das Ausmaß von beiden, also sowohl die Höhe der Belastung einerseits als auch die Höhe der Einnahmen andererseits, ist, zumindest oberflächlich betrachtet, leicht steuerbar. Stellt sich also die Frage: Wohin wird gesteuert?
Die einsame Spitze der Rangliste wird angesteuert. Laut Daten des Bundesfinanzministeriums beträgt die Steuerquote für deutsche Unternehmen 30 (genauer: 29.8) Prozent. Über diesem Wert liegt scheinbar, mit kleinem Vorsprung, nur noch Japan – auf dem letzten Platz rangiert hier die Mittelmeerinsel Malta. Bei diesen 30 Prozent handelt es sich jedenfalls um einen Durchschnittswert. Zum Vergleich: Italien und Frankreich liegen jeweils etwas unter dem deutschen Durchschnitt, in den skandinavischen Staaten beträgt die Steuerquote etwa zwischen 20 und 22 Prozent, während die Zahl in vielen osteuropäischen Ländern unter 20 Prozent liegt.
Neulich machte auch eine Mitteilung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Runde, wonach Deutschland nach Belgien die (zweit-)höchste Abgabenbelastung der Industriestaaten aufweise. Demnach muss ein verheiratetes Paar mit Kindern durchschnittlich 40.8 Prozent seines Arbeitseinkommens abgeben, der OECD-Schnitt liege hierbei lediglich bei 29.4 Prozent. Alleinstehende werden sogar noch dringender zur Kasse gebeten: Diese müssen in Deutschland nämlich 47.8 Prozent ihres Arbeitsabkommens abführen, während der OECD-Schnitt für diesen Haushaltstypen wohl 34.6 Prozent beträgt.
Dabei ist es wichtig, zwischen der bloßen Steuerlast und der sogenannten Abgabenlast zu unterscheiden, welche sich sowohl aus den Steuern als auch aus den Sozialversicherungsbeiträgen zusammensetzt. Nicht die Steuern selbst, sondern eben das relativ teure Sozialsystem ist laut der Studie also mit der Hauptgrund für die hohe Abgabenlast in Deutschland. Hierzu sagte Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre: „Niedrigere und mittlere Arbeitseinkommen unterliegen in Deutschland […] relativ hohen Steuern und Abgaben. Das liegt vor allem daran, dass die Sozialversicherungssysteme im Wesentlichen über Sozialabgaben finanziert werden.“ Zu berücksichtigen ist bei diesen Zahlen also, dass den hohen Abgaben auch gewisse Leistungen gegenüberstehen. Zumal spiegeln sich etwaige Transferzahlungen, wie beispielsweise Kindergeld oder Grund- und Kinderfreibeträge, in diesen Zahlen nicht wider.
Nichtsdestotrotz wurde in der Vergangenheit schon mehrmals Besorgnis geäußert, dass durch die hohe Abgabenlast gewisse Fehlanreize gesetzt werden könnten. Brandt erklärte hierzu weiter: „Unter Umständen lohnt es sich nicht, mehr zu arbeiten und besser bezahlte Stellen anzunehmen.“ Daher empfiehlt die OECD, geringere Arbeitseinkommen zu entlasten. Aber auch hinsichtlich der hohen Besteuerung von Unternehmen wurden Bedenken geäußert. So heißt es nämlich vom Bundesfinanzministerium ganz unmissverständlich: „Die […] hohe Unternehmenssteuerbelastung hat Auswirkungen auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“ Vielleicht gäbe es hier eine Möglichkeit, dagegen zu steuern.
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