Das FED-Protokoll unterstreicht die wilde Entschlossenheit der US-Notenbank, die Inflation schnell in den Griff zu bekommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen nicht nur im Juli, sondern auch im September weiter erhöht werden, ist mit der Veröffentlichung des Manuskripts gestiegen. Entsprechend nervös reagieren die globalen Investoren. Im apano Börsen-Stimmungsindex gibt es 5 Punkte Abzug für Nikkei und STXE 600. Aber auch an den Bondmärkten gibt es relevante Veränderungen: nach dem gestrigen Druck auf die Staatsanleihen der mittelguten Schuldner sind heute auch die Top-Schuldner Deutschland und USA für den APX relevant abgerutscht, was drei Punkte kostet. Die Rendite der 10y-US Treasuries kratzt mit 3,965% bedrohlich an der 4% Marke und steht nur noch kurz unter dem 2023er Hoch, das Anfang März unmittelbar vor Ausbruch der US-Bankenkrise mit 4,06% erreicht wurde. Sechsmonats-US Staatspapiere werfen 5,517% ab. Das ist ein neues Zyklushoch und eine extrem ernst zu nehmende Alternative für die Aktienmärkte, ganz losgelöst von der Betrachtung, wie bedrohlich diese Entwicklung für die Wirtschaft noch werden kann.
Ein CNBC-Artikel veröffentlichte gestern eine Stude der Bank of America (NYSE:BAC), die besagt, dass das Interesse, sich ChatGPT auf das iPhone herunter zu laden, nach ihren Recherchen bereits schwindet: die Zahlen sanken m Juni um 38% im Vergleich zum Vormonat. Googles Suchmaschine bleibt die unangefochtene Nummer 1, der Marktanteil ist weiter geklettert und liegt bei 92%. Gestern reagierten die Kurse der Aktien mit starkem AI-Bezug jedoch noch nicht auf den Report.
Der Auftragseingang in Deutschland ist im Mai überraschend stark geklettert. Volkswirte hatten einen Anstieg um 1,5% prognostiziert, tatsächlich waren es +6,4%. Die erste gute Konjunkturzahl seit längerer Zeit, wobei aber beachtenswert ist, dass auch der April von -0,4 auf +0,2 Prozent hochrevidiert wurde. Die Nachfrage erreichte jedoch nicht alle Sektoren: KFZ und Investitionsgüter wurden fleißig bestellt, mau sah es hingegen bei Herstellern elektrischer Ausrüstung und Konsumgütern aus. Auch die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe sind ggü. April um 2,7 Prozent gestiegen, hier war lediglich +0,1% erwartet worden. Bislang half dies dem DAX heute aber nicht, die Veröffentlichung reichte nur zu einer minimalen kurzen Gegenbewegung. Aktuell liegt der Index im Einklang mit Rest-Europa ein Prozent im Minus, performt jedoch den ESX relativ aus, dieser verliert mit 1,4% noch deutlicher. Die Investoren erleben gerade die Enttäuschung der nächsten großen Zahl: die Mai-Einzelhandelsumsätze in der Eurozone. Diese waren lediglich unverändert zum April, die Prognose hatte bei +0,2% gelegen.
Die globalen Anleger blicken auf den viertägigen Besuch der US-Finanzministerin Janet Yellen in China und erhoffen sich eine leichte Entkrampfung in den Wirtschaftsbeziehungen. Analysten waren aber vor zu hohen Erwartungen. Massiv unter Druck stand der Hang Seng Index. Er brach um 2,9 Prozent ein, was sicher auch mit der Verhaftung des Executive Directors von Huabao International zusammenhing, dem Korruption vorgeworfen wurde. Erinnerungen an Alibaba (NYSE:BABA) werden wach. In Japan stand insbesondere der Elektroniksektor unter Druck.