Die US-Börsen (ETR:SXR4) wurden gestern sowohl von FED- als auch von Unternehmensnachrichten befeuert. Laut CNBC war einer der treibenden Motoren ein am Sonntag erschienener Artikel im Wall Street Journal, worin es hieß, dass unter den Vertretern der US-Notenbank Konsens herrsche, die Zinsen auf der Septembersitzung nicht zu erhöhen. Darüber hinaus verstärke sich eine Tendenz bei den FED-Gouverneuren, die besagt, dass es in Anbetracht der erreichten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung weniger notwendig erscheine, überhaupt noch eine weitere Zinsanpassung in 2023 vorzunehmen. Unternehmensseitig sprangen mit Tesla (NASDAQ:TSLA) und Qualcomm (NASDAQ:QCOM) zwei Tech-Schwergewichte an. Tesla profitierte von einer Kaufempfehlung von Morgan Stanley (NYSE:MS). Darin hieß es, die fortgeschrittene Supercomputer-Architektur in punkto autonomes Fahren verschaffe dem Unternehmen einen "asymmetrischen Vorsprung" zur Branche, das Kursziel wurde von 250 auf 400 USD erhöht. Qualcomm profitierte davon, dass Apple (NASDAQ:AAPL) dem Konzern eine Zusage der Belieferung mit 5G Modems bis Ende 2026 zugesagt hätte. Davon profitiert heute früh in Fernost auch das Schwergewicht Taiwan Semiconductors, das dieser Konzern als Manufaktur auch für Qualcomm fertigt. Zunächst war erwartet worden, dass Apple ab 2024 ein intern entwickeltes 5G Modem verwenden würde. Wie so oft beflügelte der Nasdaq-Index den S&P 500.
Im Pazifikraum tendierten die Börsen heute früh uneinheitlich. Freundlich präsentierte sich Japan, in Erwartung steigender Zinsen waren insbesondere Finanzwerte gesucht. Etwas schwächer notierte Südkorea. China trat auf der Stelle, jedoch gab es eine Sonderrallye bei Country Garden (HK:2007). Dem Unternehmen war es erneut gelungen, eine Einigung mit seinen Gläubigern zu erreichen. Für sechs Inlandsanleihen wurde eine Verschiebung der Rückzahlung erreicht.
Europas Börsen hatten gestern ihren anfänglichen Schwung verloren und nur behauptet geschlossen. Auch heute früh eröffnen die Indizes lediglich behauptet. Es herrscht ausgeprägte Vorsicht vor der EZB-Sitzung am Donnerstag. Denn in Anbetracht fast unverändert hartnäckiger viel zu hoher Inflationsraten wäre eigentlich eine weitere Zinsanhebung erforderlich. Die äußerst schleppend verlaufende Wirtschaft der Eurozone spricht jedoch gegen einen solchen Schritt. In Großbritannien sind die Löhne im Juli unter Ausklammerung der Bonuszahlungen um 7,8% ggü. Juli 2022 gestiegen, damit hält die höchste Zuwachsrate seit Beginn des Jahrtausends mit unveränderter Dynamik an. Zwar war dieser Zuwachs erwartet worden, er ist aber nichtsdestotrotz ein Herausforderung für die Bank of England. Eine weitere eigentlich notwendige Zinsanhebung erscheint schwierig, da die ebenfalls heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen per Ende Juli einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 4,2 auf 4,3% vermelden. Im ESX 50 stehen SAP (ETR:SAPG) unter leichtem Abgabedruck, nachdem der Wettbewerber Oracle (NYSE:ORCL) gestern Abend einen enttäuschenden Ausblick gegeben haben. Von hoher Wichtigkeit für die heutige Kursentwicklung der Eurozone wird um 11:00h der ZEW-Index, der ein Update zur deutschen Wirtschaft gibt.
Jamie Dimon, der einflussreiche Chef der weltgrößten Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) Chase, äußerts sich gestern auf einer Finanzkonferenz in New York skeptisch zu den Konjunktur- und Marktaussichten. Er sieht die derzeitige gute Verbraucherstimmung als temporär an – sie sei vor allem eine Folge der kräftig gestiegenen Löhne. Gleichzeitig warnt er davor, dass die Notenbanken ihren Liquiditätsentzug (Quantitative Tightening) bald fortsetzen würden und zudem die Regierungen ihre Ausgabeorgien zurückfahren müssten. Zwar fühle ich das „Business“ derzeit insbesondere in den USA ziemlich gut an. Aber das sei eine Momentaufnahme. Auf Sicht von 12-18 Monaten erwartet er wegen des verzögerten Effekts der hohen Zinsen und den obigen Gründen eine Eintrübung. Es muss freilich angemerkt werden, dass Dimon auch für 2023 sehr pessimistisch war.
APX: S&P +3 Punkte. Nikkei +2 Punkte.