Zunächst nahmen die globalen Investoren gestern Nachmittag mit Erleichterung auf, dass die Kernrate der US-Verbraucherpreise – also ohne Nahrungsmittel und Energie – im März mit +0,3% zum Februar deutlich geringer angestiegen war als erwartet (+0,5%). Auch dass sich die Konsumentenpreise zum Vorjahr mit +8,5% lediglich so stark entwickelt hatten wie ohnehin prognostiziert, wurde positiv registriert. Meine gestern früh geäußerte Vermutung, dass sich die Inflationsdynamik ihrem Peak nähert, wurde gestern von vielen Marktteilnehmern vertreten. Es kam zu spontanen Käufen in Techwerten, weil die Renditen massiv zurückfielen: bei den 10y-US Treasuries z.B. von 2,80% auf 2,70% Im weiteren Sitzungsverlauf lasen die Börsianer anscheinend dann aber auch das Kleingedruckte des Reports: Inflation senkend war insbesondere ein Sondereffekt gewesen - der 3,8% Preisrückgang bei Gebrauchtwagen. Der Anstieg der Kernrate ist mit +6,5% zum Vorjahr enorm und zeigt erste Tendenzen, dass die Inflation in höhere Löhne mündet (Zweitrundeneffekt). Negativ vor diesem Hintergrund ist, dass die Realeinkommen um 1,1% zum Vormonat geschrumpft sind. Das bedeutet, bei den Lohnerhöhungen besteht weiteres Nachholpotenzial, diese Schraube könnte sich also noch schneller drehen. Das wiederum dürfte die FED in ihrem strikten Anti-Inflationskurs bestätigen. Im weiteren Sitzungsverlauf gab die Nasdaq nicht nur alle Gewinne wieder ab, sondern schloss sogar deutlich im Minus – was zeigt, wie wenig Vertrauen in Wachstumswerte derzeit im Markt herrscht. Die defensiven Branchen hingegen konnten ihre Anfangsschwäche wieder abschütteln. Großer Gewinner waren die Rohstoffe, die von dem Renditerückgang profitierten. Die Fernostbörsen notierten heute früh uneinheitlich: in China verloren die Indizes u.a. wegen enttäuschender Handelsdaten sowohl beim Import als auch beim Export zwischen 0,8% (Shanghai Composite) und 2,3% (ChiNext). Japans Indizes legten hingegen etwas stärker zu (Nikkei +4 Punkte im apano-Stimmungsindex), was mit dem erneut schwächeren Yen und der "taubenhaften" BoJ begründet wird. Heute früh ziehen die US-Renditen wieder an, die 10y stehen bei aktuell 2,77%. FED-Gouverneur Thomas Berkin rechnet damit, dass Inflation und Renditen mittelfristig höher sein werden als in den letzten Jahren. Nachher beginnt mit JPMorgan (NYSE:JPM) und Delta Airlines (NYSE:DAL) die Q1-Berichtssaison. Sie wird wertvolle Aufschlüsse geben über die Kostensituation, die Preismacht und den Margendruck. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.