Im späteren Handelsverlauf gelang den US-Aktien gestern eine solide Erholung, so dass im Gegensatz zu Europa die amerikanischen Börsen den Tag trotz erneut enttäuschender Zahlen vom US-Arbeitsmarkt (+53T neue Arbeitslose anstatt erwartetem Rückgang) recht glimpflich beendeten. Zum einen überzeugten solide Quartalszahlen des Schwergewichts JPMorgan (NYSE:JPM), aber besonders half das erneut aufgebesserte Angebot von Donald Trump für das Covid-Fiskalpaket. Nancy Pelosi versprach, dass das Paket vor 2021 kommen würde. Das ist aber meiner Meinung nach nicht so zu verstehen, dass es vor der US-Wahl kommt. Ich gehe weiterhin davon aus, dass die Demokraten die Zusage aus wahltaktischen Gründen verschleppen werden. IWF Direktorin Kristalina Georgiewa ist sich ganz sicher, dass die USA ein großes Rettungspaket auf den Weg bringen werden, dass dann weltweit für frische Dynamik sorgt. Im Gegensatz zu den US-Granden sieht sie aber nicht die ganz große Dringlichkeit – ein paar Monate früher oder später machen für sie keinen großen Unterschied. Auffallend schwach gestern der Biotechsektor, was an Vertex Pharmaceuticals lag, die in Stufe 2 für ein neues Medikament einen schweren Rückschlag einstecken mussten. Europa heute leicht erholt, jedoch nervös. Außer dem Aufholeffekt wegen der Stabilisierung der US-Märkte nach Xetra-Schluss stimulieren heute überraschend gute Q3-Zahlen der Schwergewichte LVMH (PA:LVMH) und Daimler (DE:DAIGn). LVMH hatte in Q3 einen Umsatzrückgang um 10%, bereinigt um 7%. Das ist sehr moderat in Anbetracht der Covidkrise. Das Geschäft mit Leder- und Modewaren wies sogar dank online-Shoppern ein Plus von 12% aus. Analysten hatten -2% erwartet. Daimler erzielte in Q3 einen sensationellen EBIT-Gewinn von 3 Mrd Euro (EBIT), erwartet waren 1,6 Mrd. Nicht überraschend also, dass diese beiden Unternehmen den Gebrauchsgüter-Sektorindex des STXE 600 heute früh hoch katapultieren. Im September wiesen die europäischen Autoverkäufe mit +1,1% das erste Plus für 2020 im Jahresvergleich auf. Für den Zeitraum Januar bis Ende September beträgt das Absatzminus jetzt noch 29%. Heute wird Boris Johnson Klartext reden müssen: seine selbst gesetzte Deadline ist mit dem 15. Oktober abgelaufen. UKs Brexit-Chefunterhändler David Frost beklagt, dass die EU sich auch gestern nicht bewegt habe. Ein Deal sei aber trotzdem weiter möglich. Je nachdem, wie/ob es mit den Post Brexit-Verhandlungen weiter geht, werden die europäischen Börsen heute oder spätestens am Montag ziemlich sicher kräftig reagieren.
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