„Enttäuschung“ ist das Motto des heutigen Vormittags. Der Stimmungsumschwung startete bereits gestern Nachmittag mit dem Wochenbericht zum US-Arbeitsmarktbericht. Zum ersten Mal seit vier Monaten stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wieder an. Statt 1,3 waren es 1,416 Millionen. Das ist natürlich eine direkte Folge der sich seit drei Wochen hartnäckig über 60.000 haltenden täglichen Covid-Neuerkrankungen. Ich schrieb bereits im Blog vom 3. Juli, dass wir es nicht verantworten können, in Anbetracht der sich in den USA bereits damals schon abzeichnenden Wiederabkühlung der gerade begonnenen Erholung voll investiert zu sein – und sehe mich mit diesen Zahlen leider darin bestätigt. Freilich könnte der Wert durch saisonale Effekte negativ überzeichnet sein. Intel (NASDAQ:INTC) legte zwar gute Zahlen vor, muss aber die Einführung eines wichtigen neuen 7-Nanometer Chips verschieben. Walt Disney (NYSE:DIS) kündigt an, dass sich viele wichtige Spielfilme verzögern werden wegen Covid-bedingten Problemen bei der Produktion. Das EU-Parlament blockiert und verzögert damit das EU-Rettungspaket. Die Gespräche zwischen der EU und UK kommen nicht voran. US-Finanzminister Mnuchin will die Ende Juli auslaufende wöchentliche zusätzliche Unterstützung von 600 USD für die ca. 30 Mio erwerbslosen US-Amerikaner auf ca. 250 USD kappen. Das dürfte die Konjunktur weiter abwürgen. Ganz bearish darf man jedoch nicht werden: für Anfang August sind neue Gespräche zwischen Republikanern und Demokraten angesetzt, es geht um riesige Rettungspakete. Bei einer Einigung dürfte es zu einer Erleichterungsrallye der US-Börsen kommen. Dass China die US-Botschaft in Chengdu schließt, hatte ich gestern schon berichtet – und bin überrascht, dass die Börsen dies erst heute zur Kenntnis nehmen und dass sie so heftig darauf reagieren (Shanghai Composite Index fast -4%). Wie gesagt: Chengdu ist das kleinste Übel unter allen in Frage stehenden US-Konsulaten. Freilich ist es politisch nicht unbedeutsam, weil es auch für Tibet „zuständig“ ist. Da Donald Trump nun den Wahlkampf in die Außenpolitik verlegt, löst dies Ängste der Investoren aus, dass sich die politischen Spannungen zwischen USA und China so lange hochschaukeln, bis am Ende dafür das Handelsabkommen geopfert und aufgekündigt wird. Heute geht unter, dass sich die Geschäftsaktivität der Eurozone (PMI) um Juli auf 54,8 (erwartet 51,0) gebessert hat nach 48,5 im Juni. Sowohl verarbeitendes Gewerbe (51,1) als auch Service (55,1) sind nun wieder expansiv.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.
