- Die Auslieferungszahlen blieben hinter den Prognosen der Wall Street (364.660 Fahrzeuge) zurück und schickten die Tesla-Aktie auf Talfahrt
- Die Zahlen bewegen sich jedoch immer noch auf Rekordniveau und lassen einen weiteren starken Gewinnbericht in diesem Monat erwarten
- Goldman Sachs (NYSE:GS) bekräftigte trotz der schwachen Auslieferungszahlen seine Kaufempfehlung für Tesla
In einem Markt, in dem Risikoaversion die Stimmung beherrscht, hat sich Tesla (NASDAQ:TSLA) für eine Aktie mit derartigen Fundamentaldaten bemerkenswert gut geschlagen.
Die Kursstärke ist weitgehend das Ergebnis der imposanten Performance des Elektroautoherstellers bei der Bewältigung von Herausforderungen in der Lieferkette und der höchsten Inflation seit vier Jahrzehnten. In den vergangenen zwei Jahren hat Tesla immer wieder neue Rekorde bei den Fahrzeugauslieferungen aufgestellt, und das trotz des weit verbreiteten Mangels an Halbleitern, Arbeitskräften und Teilen - eine Unzahl von Herausforderungen, die die Werke der Konkurrenz monatelang lahmgelegt haben.
Der jüngste Test von Teslas Umsetzungs- und Lieferfähigkeiten erfolgte am Wochenende, als der E-Auto-Pionier seinen Lieferbericht für das dritte Quartal veröffentlichte.
Auch wenn die optimistische Prognose der Wall Street von 364.660 Auslieferungen nicht ganz erfüllt wurde, stieg die Zahl der Tesla-Auslieferungen dennoch auf den Rekordwert von 343.830 Fahrzeugen, verglichen mit etwa 255.000 im vorangegangenen Quartal, als eine vorübergehende Werksschließung in China die Produktion drosselte.
Die vierteljährlichen Auslieferungszahlen gehören zu den meist beachteten Indikatoren für die Finanzergebnisse des Autoherstellers.
Die Ursache für das Lieferdefizit sind laut Tesla die Änderungen, die das Unternehmen an seinen Prozessen vorgenommen hat und die "zu einem Anstieg der Fahrzeuge im Transit zum Quartalsende geführt haben". Die Anpassung war nach Angaben des Unternehmens notwendig, weil es mit dem steigenden Produktionsvolumen "immer schwieriger wird, Transportkapazitäten zu angemessenen Kosten zu sichern".
Die Enttäuschung der Wall Street über die Lieferzahlen belastete jedoch die Tesla-Aktie, die im gestrigen Handel um 8,61 % auf 242,40 USD abrutschte.
Angesichts der globalen wirtschaftlichen Turbulenzen besteht nun die Sorge, dass sich die Nachfrage abschwächen könnte, wodurch es für Tesla schwieriger werden würde, sein Jahresziel von 50 % Produktionswachstum zu erreichen.
Langfristiges Wachstum
Tesla wird sich den Auswirkungen einer Rezession auf sein Geschäft sicherlich nicht völlig entziehen können. Dennoch gibt es viele gute Gründe, warum die Tesla-Aktie im Falle einer weiteren Kursschwäche auf Ihrer Kaufliste stehen sollte.
Der Hauptgrund ist, dass die Elektromobilität noch in den Kinderschuhen steckt und die Herausforderungen von Tesla hauptsächlich in der Steigerung der Produktion und nicht in der Schaffung von Nachfrage liegen. Dank dieser einzigartigen Positionierung innerhalb der Autoindustrie und des Kultstatus, den seine Produkte genießen, dürfte sich Tesla meiner Meinung nach auch in einer möglichen Rezession gut behaupten.
Unter Verweis auf diese Vorzüge hielt Goldman Sachs gestern Morgen an seiner Kaufempfehlung für die Tesla-Aktie fest und erklärte, dass das Unternehmen weiterhin von der langfristigen Umstellung auf Elektrofahrzeuge profitieren werde. Die Investmentbank schrieb in einer Kundenmitteilung:
"Unserer Meinung nach ist das Unternehmen nach wie vor gut positioniert, um auch in Zukunft solide Absatzzahlen wie auch Margen und FCF zu erzielen. Gleichzeitig relativiert das Problem mit den Transitfahrzeugen unserer Meinung nach die geringer als erwartet ausgefallenen Auslieferungszahlen im dritten Quartal."
Unter der Voraussetzung, dass die Nachfrage nach Tesla Fahrzeugen dank globaler Fördermaßnahmen für die E-Autoindustrie und höherer Preise an den Zapfsäulen stark bleibt, könnte eine Rezession auch viele der Probleme lösen, mit denen das Unternehmen derzeit konfrontiert ist und die sein Wachstum bremsen. In einem solchen Szenario würden nämlich die Rohstoffpreise - Stahl, Aluminium und Kupfer - sinken, ebenso wie die Arbeitskosten.
Musk erklärte den Aktionären im vergangenen Monat, dass er solche deflationären Tendenzen bereits sieht:
"Interessanterweise sind die meisten unserer Rohstoffe, also der Großteil der Dinge, die in einem Tesla verbaut werden - nicht alle, aber mehr als die Hälfte - in den letzten sechs Monaten im Preis gefallen."
Ein solides und langfristiges Wachstumspotenzial reicht jedoch nicht aus, um Tesla-Anleger vor der extremen Volatilität zu bewahren, die vor allem das Ergebnis der wilden Launen von Elon Musk ist. Zuletzt sorgte der laufende Rechtsstreit zwischen ihm und Twitter für Unruhe, nachdem er von seinem Kaufangebot für das Social-Media-Unternehmen in Höhe von 44 Mrd. USD abgerückt war.
Wenn Twitter ein für sich günstiges Urteil erwirkt, dann wäre der Tesla-Chef womöglich zum Abschluss des Deals gezwungen, was wiederum Auswirkungen auf die Tesla-Aktionäre hätte.In diesem Sommer verkaufte Musk Tesla-Aktien im Wert von 6,9 Mrd. USD, um vor dem Twitter-Prozess über genügend Reserven zu verfügen.
Fazit
Meiner Meinung nach gehört die Tesla-Aktie in diesem Bärenmarkt auf Ihre Einkaufsliste. Das Unternehmen baut seine Produktion kontinuierlich aus und ist gleichzeitig in einer hervorragenden Position, um auch weiterhin von der globalen Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu profitieren. Mit seinem langfristigen Wachstumspotenzial ist der Autobauer vor kurzfristigen Konjunkturschwankungen gut geschützt.
Offenlegung: Der Autor besitzt keine Aktien von Tesla. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.