Die erste Auslandsreise von Präsident Donald Trump seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat vergangene Woche für einiges an Aufmerksamkeit gesorgt – vor allem in der Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungsbranche sowie in der Halbleiterindustrie (ETR:SEC0). Innerhalb weniger Tage besuchte der US-Präsident drei wichtige Golfstaaten – Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – und präsentierte dabei eine ganze Reihe von Wirtschaftsabkommen mit einem potenziellen Gesamtvolumen in Billionenhöhe.
Besonders im Fokus stand ein Waffendeal im Umfang von 142 Mrd. USD, der Teil eines deutlich größeren Handelspakets im Wert von rund 600 Mrd. USD zwischen den USA und Saudi-Arabien ist. Das Weiße Haus bezeichnete das Abkommen als das „größte Verteidigungsgeschäft der Geschichte“. Es umfasst moderne militärische Ausrüstung und Dienstleistungen von über einem Dutzend US-Rüstungsunternehmen – konkrete Firmennamen wurden bislang allerdings nicht genannt.
Saudi-Arabien ist schon jetzt der größte Abnehmer amerikanischer Waffen im Rahmen der sogenannten Foreign Military Sales (FMS). Rund 80 % der militärischen Beschaffungen des Königreichs stammen von US-Unternehmen. Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) hat Saudi-Arabien im Jahr 2024 mehr als 80 Mrd. USD für Verteidigung ausgegeben. Damit liegt das Land weltweit auf Platz sieben bei den Militärausgaben – und ist mit Abstand der größte Rüstungskunde im Nahen Osten.
Doch in diesem Spiel sind nicht nur die Saudis aktiv. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar haben in den vergangenen Monaten umfangreich in ihre Verteidigung investiert – darunter moderne Drohnen, Hubschrauber und Systeme zur Drohnenabwehr.
Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen setzen die Golfstaaten immer stärker auf Abschreckung – und wenden sich dabei gezielt an die USA, um sich mit entsprechender Technologie und Ausrüstung auszustatten.
Große Wetten auf KI-Infrastruktur und amerikanische Halbleiter
Eine der auffälligsten Beobachtungen dieser Reise ist, wie deutlich sich Künstliche Intelligenz und Halbleitertechnologie als neue Schlüsselelemente moderner Verteidigungskonzepte herauskristallisieren.
In Saudi-Arabien treibt eine neue, staatlich geförderte Initiative mit dem Namen HUMAIN einen milliardenschweren Vorstoß zum Aufbau einer sogenannten „KI-Zone“ voran – in Partnerschaft mit Amazon Web Services (NASDAQ:AMZN). Geplant ist der Aufbau spezialisierter Serverfarmen, die mit amerikanischen Hochleistungsprozessoren betrieben werden. Ziel des Projekts ist es, Spitzentechnologie – sowohl in der Produktion als auch in der Ausbildung – direkt im Land zu verankern.
Der weltweit führende KI-Chiphersteller NVIDIA (NASDAQ:NVDA) soll HUMAIN zunächst mit mindestens 18.000 seiner GB300 Grace Blackwell-Chips ausstatten. In den kommenden fünf Jahren könnte diese Zahl auf mehrere Hunderttausend anwachsen. Parallel dazu laufen in den Vereinigten Arabischen Emiraten Gespräche über den Kauf von mehr als einer Million NVIDIA-Chips – genug, um eine eigenständige und leistungsfähige KI-Infrastruktur im Land aufzubauen.
Allein die KI-Investitionen Saudi-Arabiens könnten laut Vivek Arya, Analyst bei der Bank of America (NYSE:BAC), jährlich 3 bis 5 Mrd. USD an Chip-Umsätzen generieren. Die langfristigen Infrastrukturausgaben werden sogar auf 15 bis 20 Mrd. USD geschätzt.
Damit zählt der Bereich der sogenannten „souveränen KI“ zu den am schnellsten wachsenden Segmenten innerhalb des globalen KI-Infrastrukturmarkts, der ein Gesamtvolumen von rund 450 Mrd. USD umfasst.
Die Luft- und Raumfahrt bleibt ein strategischer Pfeiler
Auch die Luftfahrt spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle. In Katar unterzeichnete Boeing (NYSE:BA) den bislang größten Auftrag für Großraumflugzeuge: Qatar Airways bestellte bis zu 210 Jets im Gesamtwert von 96 Mrd. USD – darunter Modelle der 787 Dreamliner-Reihe und der 777X, beide ausgestattet mit Triebwerken von GE Aerospace.
Dieser Deal allein zeigt, welchen strategischen Stellenwert die Luft- und Raumfahrtbranche weiterhin hat – sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch. Der Handel mit Verkehrsflugzeugen geht oft über reine Lieferungen hinaus und beinhaltet Koproduktion, Pilotenschulungen und umfassende Wartungsprogramme. Solche Vereinbarungen stärken nicht nur die industrielle Basis, sondern auch die Soft Power der USA in der Region.
Weltweite Militärausgaben im ungebremstem Aufwärtstrend
Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund weltweit steigender Verteidigungsausgaben statt. Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) haben die globalen Militärausgaben im Jahr 2024 einen neuen Höchststand von 2,7 Bio. USD erreicht – ein Anstieg von 9,4 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist der stärkste Zuwachs seit mindestens 1988.
Bemerkenswert ist auch, dass die Ausgaben nun schon zehn Jahre in Folge gestiegen sind – mit Zuwächsen in allen fünf Weltregionen.
Parallel dazu plant die NATO, ihr Verteidigungsziel deutlich anzuheben – von bisher 2 % auf künftig 5 % des Bruttoinlandsprodukts. Sowohl Deutschland als auch die USA unterstützen diese Erhöhung. Die offizielle Entscheidung soll auf dem NATO-Gipfel im Juni getroffen werden.
Die Welt befindet sich nicht auf dem Weg der Deeskalation – im Gegenteil: Es wird aufgerüstet. Und das mit mehr Dringlichkeit, moderneren Technologien und steigenden Kosten.
Vor diesem Hintergrund sehe ich zunehmend Chancen für verschiedene Sektoren: Verteidigungsunternehmen, Halbleiterhersteller, Anbieter von KI-Infrastruktur sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie.
Wie immer gilt: Einzelne Unternehmen und Strategien müssen sorgfältig geprüft werden. Aber der übergeordnete Trend ist klar – und er gewinnt an Dynamik.