In der laufenden Woche stehen nur wenige wichtige Wirtschaftsdaten an, dafür könnte es politisch umso spannender werden. Während die US-Märkte am Montag aufgrund des Martin-Luther-King-Tages geschlossen bleiben, hat Donald Trump seine zweite Amtszeit als Präsident angetreten. Die ersten Tage von "Trump 2.0" dürften von einer Flut an Executive Orders geprägt sein – mit Themen wie Zölle, Einwanderung, Deregulierung, Energie und gesellschaftspolitische Fragen im Fokus.
Der Bitcoin könnte in den nächsten Tagen erneut stark anziehen, falls Trump tatsächlich eine Verordnung zur Schaffung einer strategischen Bitcoin-Reserve erlässt. Sein sogenannter "Memecoin", der am Freitagabend an den Start ging, schoss innerhalb weniger Stunden von unter 10 Dollar auf 74,59 Dollar, bevor er am Montag einen Teil seiner Gewinne wieder abgab.
Auch der chinesische Aktienmarkt steht vor einer unruhigen Woche. Sollten die angekündigten höheren Zölle gegenüber China Realität werden, könnte dies zu deutlichen Kursverlusten führen. Ein möglicher Einbruch an den US-Märkten infolge neuer Zölle könnte sich jedoch als Kaufgelegenheit für risikobereite Anleger erweisen. Im Gegensatz dazu dürften Maßnahmen zur wirtschaftlichen Deregulierung vor allem den Aktienkursen von Banken zugutekommen.
Während die Börsen während Trumps erster Amtszeit in den ersten 100 Tagen deutlich zulegen konnten, könnte sich dieses Muster auch in seiner zweiten Amtszeit wiederholen. Diese Woche könnte also in vielerlei Hinsicht Überraschungen bereithalten – vielleicht kündigt Meta (NASDAQ:META) ja sogar die Übernahme von TikTok an? Wer weiß.
Was uns in dieser Woche erwartet:
1. Zölle
Höhere Zölle könnten nicht nur die Preise für US-Verbraucher steigen lassen, sondern auch Auswirkungen auf den US-Dollar haben. Ein stärkerer Dollar würde die Einnahmen ausländischer Exporteure in ihrer jeweiligen Landeswährung schmälern. Sollte es in den USA infolge der Zölle zu einer Ausweitung der Produktionskapazitäten kommen, könnte dies wiederum einen dämpfenden Effekt auf die Inflation haben.
Seit dem WTO-Beitritt Chinas hat die US-Industrieproduktion weitgehend stagniert, während China die Vorteile des freien Welthandels ausnutzen konnte (siehe Abbildung). Heute sind die Lieferketten jedoch deutlich robuster als noch vor der Pandemie. Im jüngsten Beige Book der US-Notenbank äußerten sich Unternehmen in den Regionen Atlanta und Boston optimistisch, dass diversifizierte Lieferketten die Auswirkungen der Zölle abfedern können.
Trump setzt darauf, dass seine neue Steuerbehörde für Auslandseinnahmen (External Revenue Service) eine erhebliche Finanzierungsquelle wird, sobald die Zölle breitflächig angehoben werden. Ein allgemeiner Zollsatz von 10 bis 20 % könnte jährliche Einnahmen zwischen 400 und 850 Milliarden US-Dollar generieren – vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem eskalierenden Handelskonflikt.
2. Zusammengesetzte konjunkturelle Indikatoren
Der Index der zusammenhängenden Wirtschaftsindikatoren, der am Dienstag veröffentlicht wird, dürfte im Dezember ein weiteres Zwischenhoch erreicht haben. Allerdings hat sich der Index der führenden Wirtschaftsindikatoren (LEI) als weniger verlässlich erwiesen – seit Ende 2021 signalisiert er fälschlicherweise eine bevorstehende Rezession. Tatsächlich scheint der LEI ein besserer Frühindikator für das verarbeitende Gewerbe zu sein als für das gesamtwirtschaftliche Wachstum (siehe Abbildung).
3. Schuldenobergrenze
Die Schuldenobergrenze bleibt ein zentrales Thema. Ohne eine Einigung im Kongress wird der neue US-Finanzminister Scott Bessent die verbleibenden 641 Milliarden US-Dollar im allgemeinen Konto des Finanzministeriums aufbrauchen müssen, um die laufenden Ausgaben zu decken (siehe Abbildung). Da die Republikaner nun die Kontrolle über den Kongress haben, dürfte eine Anhebung oder gar Abschaffung der Schuldenobergrenze in den kommenden Wochen relativ zügig erfolgen