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Trump oder Biden – wen liebt der DAX?

Veröffentlicht am 07.10.2020, 10:31
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Die US-Wahl geht in die heiße Phase und die Aktienmärkte stimmen sich ein. Ein Blick auf historische Aktienmarkt- und Wirtschaftsdaten, auf die Politik der Kandidaten und die Unsicherheit, die durch die zunehmend aufgeheizte Stimmung entsteht, könnte einige Hinweise liefern. Wir stellen die Einschätzung von Alexandra Morris, SKAGEN Funds für die Südseiten der Börse München vor.
Normalerweise ist Anlegern davon abzuraten, sich nach der vergangenen Performance zu richten, doch die Daten der letzten sieben Wahlen legen nahe, dass sie Donald Trump nachdrücklich unterstützen sollten. Warum? In den 12 Monaten nach dem Sieg eines Republikaners stieg der Aktienmarkt um durchschnittlich 15,3 Prozent. Im Vergleich dazu lag der Zuwachs nach dem Sieg eines Demokraten nur bei 7,6 Prozent. Allerdings legt eine Analyse der Aktienbewertungen und der wirtschaftlichen Gesamtsituation bei früheren Wahlen nahe, dass diese Faktoren die Wertentwicklung des Aktienmarktes möglicherweise stärker beeinflussten als der Wahlsieger.
Ein Blick in die Geschichte verrät, dass die Siege der Demokraten in den letzten drei Jahrzehnten (Clinton 1992, Obama 2008 und 2012) mit moderaten Bewertungen zusammenfielen, das Wirtschaftswachstum aber oft (1992, 1996) sehr hoch war. Auf jeden dieser Siege folgte eine Periode starker Expansion und stetiger Aktienmarktgewinne. Umgekehrt fielen republikanische Siege beispielsweise im Jahr 2000, als Bush gewählt wurde (und die Wirtschaft anschließend einbrach), in Phasen Schwindel erregend hoher Bewertungen oder wie im Fall von Trumps Wahl im Jahr 2016 überdurchschnittlicher Multiples, aber schleppenden Wirtschaftswachstums.
Die aktuell hohe Bewertung des Marktes wird stark verzerrt durch das hohe Gewicht einiger weniger, teurer Technologietitel. Die sogenannten FAANGM Aktien, also Facebook (NASDAQ:FB), Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL), Netflix (NASDAQ:NFLX), Google (Alphabet (NASDAQ:GOOGL)) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) stehen mittlerweile für rund ein Viertel der gesamten US-Marktkapitalisierung und weisen ein gewichtetes Kurs-Buchwertverhältnis von rund 16,5 x auf. Ein Investment außerhalb dieser Werte bietet unsere Meinung nach bessere Aussichten auf mögliche Kursgewinne in Folge einer Bewertungsexpansion – trotz eines eher trüben wirtschaftlichen Ausblicks, der von den Auswirkungen der Corona-Pandemie überschattet wird.

Politische Versprechen

Da die Börse Unternehmen auf der Grundlage ihrer zukünftigen Gewinne bewertet, spielt auch die Politik, die die Rentabilität der Unternehmen stark beeinflusst, eine wichtige Rolle. Eine expansive Geldpolitik beispielsweise, die Zinssätze senkt und quantitative Lockerungen betreibt, wirkt sich in der Regel positiv auf die Unternehmensgewinne aus und sollte in der Folge zu steigenden Aktienkursen führen. Dies gilt umso mehr für Wachstumsunternehmen, deren Aussichten auf schnell wachsende künftige Gewinne sie heute wertvoller machen. Auch die Fiskalpolitik ist wichtig, da Steuersenkungen die Gewinne der Unternehmen ankurbeln. Steigende Staatsausgaben erhöhen die Nachfrage insgesamt, vor allem aber in den Sektoren Industrie, Materialwirtschaft und Bau, wo neue Arbeitsplätze wiederum für steigenden Konsum sorgen können.
Joe Biden hat bereits angekündigt, dass er einige der von Trump vorgenommenen Körperschaftssteuersenkungen zurücknehmen und die Staatsausgaben erhöhen möchte. Donald Trump war in seinen Aussagen dagegen nicht besonders deutlich, aber nach dem, was wir über seine erste Amtszeit wissen, wird er alles tun, um den Aktienmarkt zu unterstützen.
Im ersten Jahr nach der Wahl von Clinton und Obama entwickelten sich die Sektoren Baustoffe, Industrie und Konsumgüter besser als der S&P 500, während die Branchen Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter schlechter abschnitten. Dies könnte ein Hinweis auf die relativen Gewinner und Verlierer nach einem Biden-Sieg sein.
Die Anleger sorgen sich auch um die Fähigkeit der künftigen Regierung, ihre Politik durch den Kongress zu bringen. Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung des S&P je nach Zusammensetzung von Repräsentantenhaus und Senat unter früheren demokratischen und republikanischen Präsidenten.

Durchschnittliche jährliche Performance des S&P 1950 – 2019 nach demokratischer oder republikanischer Mehrheit sowie bei einer Patt-Situation


Historische Renditen deuten darauf hin, dass das schlechteste Ergebnis für die Aktienmärkte dann zu erwarten wäre, wenn Trump die Wahl gewinnt und die Republikaner eine Mehrheit im Kongress erringen. Dagegen wurden in der Vergangenheit die besten Aktienrenditen unter einer demokratischen Regierung mit einem republikanischen Kongress erzielt. Ein gespaltener Kongress könnte jedoch zu einer Lähmung führen, was mich zum letzten Punkt bringt:

Furcht vor dem Unbekannten

Eines ist klar: Der Markt mag keine Unsicherheit. Jedoch waren die Gemüter vor einer Wahl noch nie so erhitzt, was zu starken Konfrontationen in Schlüsselfragen führt:
  1. Rassismus, Gewalt und Waffenkontrolle
    Durch Aufnahmen mit Mobiltelefonen sind erschreckende Bilder und Beweise für systemischen Rassismus an die breite Öffentlichkeit gelangt, was es viel schwieriger macht, ihn zu leugnen. Die Amokläufe (oder auch Massaker) in El Paso und Michigan mit zahlreichen Opfern im vergangenen Jahr haben auch in den USA eine neue Debatte über das Recht, Waffen zu besitzen und zu tragen, ausgelöst.
  2. Ungleichheit und die Kosten des Gesundheitswesens
    Rund 10 Prozent der wohlhabendsten US-Amerikaner besitzen 87 Prozent des US-Aktienmarktes, während gleichzeitig viele Landsleute nur schwer Zugang zu gut bezahlten Arbeitsplätzen und ausreichender Gesundheitsversorgung haben. Diese anhaltende Ungleichheit wird durch die COVID-19-Pandemie nur noch verstärkt.
  3. Der Klimawandel
    Der Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und die Deregulierung der Umweltgesetzgebung fällt mit einer wachsenden Zahl an Wirbelstürmen und verheerenden Waldbränden zusammen.
  4. Richter am Obersten Gerichtshof
    Die Richter des Obersten Gerichtshofs dienen auf Lebenszeit. Dementsprechend hat der Tod von Ruth Bader Ginsberg und die Nominierung einer Nachfolgerin eine Kontroverse ausgelöst, da der Oberste Gerichtshof sich für lange Zeit in eine deutlich konservativere Richtung bewegen könnte.

Klar ist, dass der Kandidat, der die größere Glaubwürdigkeit besitzt, langfristig verantwortungsvoll mit diesen Themen umzugehen, eher für Berechenbarkeit und eine insgesamt stabile Entwicklung des Aktienmarktes sorgen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass historischen Daten keine klare Antwort auf die Frage geben, welcher Kandidat den Anlegern am meisten nützen würde. Sie zeigen aber auch, dass der Aktienmarkt normalerweise einen Weg findet, Wertzuwächse zu erzielen, unabhängig davon, wer gewinnt. Seit dem Jahr 1926 hat der Markt im Schnitt in zwei von drei Jahren Gewinne verzeichnet, der S&P 500-Index hat in diesem Zeitraum eine jährliche Rendite von etwas mehr als 10 Prozent erzielt – und das unter demokratischen wie republikanischen Präsidenten. Allerdings wurden unter Republikaner im Durchschnitt doppelt so hohe Renditen erreicht. Sicher dürfte ein zweistelliger Anstieg im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine Herausforderung sein, aber ich würde nicht gegen einen weiteren Anstieg eines unvoreingenommenen Marktes wetten.

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