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UN-Organ fordert Ende der Zinserhöhungen

Veröffentlicht am 05.10.2022, 08:53
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Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Die UNCTAD hat von Zentralbanken der westlichen Ländern das Ende der Zinserhöhungen gefordert. Eine Fortsetzung der aktuellen Maßnahmen könne der Wirtschaft von Entwicklungsländern erheblichen Schaden zufügen. Allein die bisherigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve kosten arme Länder demnach 360 Milliarden USD.

Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (United Nations Conference on Trade and Development) ist ein ständiges Organ der UN Generalversammlung. Ihr Zweck ist die Förderung des Handels zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

1 % Zinserhöhung der Fed senkt Entwicklungsländer-BIP um 0,8 %

In ihrem Jahresbericht konstatiert die Organisation, dass die Zinserhöhungen der westlichen Zentralbanken und insbesondere der US-Notenbank den Entwicklungsländern schade. Laut dem Bericht wird eine Erhöhung des Leitzinses der der Federal Reserve um 1 % zu einer Absenkung der Wirtschaftsleistung in Entwicklungsländern um 0,8 % in den folgenden drei Jahren. In Industrieländern beläuft sich der Rückgang der Wirtschaftsleistung dem Bericht zufolge auf 0,5 %. Allein die bisherigen Zinserhöhungen hätten Entwicklungsländer demnach 360 Milliarden USD an Wirtschaftsleistung gekostet.

UNCTAD-Generalsekretärin Rebeca Grynspan sieht die Welt am Rande der Rezession. Noch sei es möglich, dem zu entgehen. Es gebe Instrumente zur Absenkung der Inflation und zur Unterstützung gefährdeter Gruppen. Die derzeitige Vorgehensweise der Notenbanken schade jedoch den Entwicklungsländern und erhöhe das Risiko einer globalen Rezession.

Grynspan sieht vielmehr die Politik in der Pflicht. Diese solle Maßnahmen umsetzen, die den hohen Preisen entgegenwirke wie zum Beispiel Preisobergrenzen. Diese könnten etwa durch Steuern auf Übergewinne finanziert werden. Zinserhöhungen trügen wenig zur Abmilderung der Energie- und Lebensmittelknappheit bei. Es werde versucht, ein angebotsseitiges Problem mit einer nachfrageseitigen Vorgehensweise zu lösen. Dies sei ein „sehr gefährlicher Ansatz“.

Die US-Notenbank hatte im September den Leitzins zum fünften Mal in diesem Jahr auf eine Spanne von nunmehr 3,0-3,25 % angehoben. Bis zum Jahresende rechnen die Märkte mit weiteren Zinserhöhungen in den Bereich von 4,0-4,5 %.

Die Notenbanker um Jérôme Powell haben sich den Kampf gegen die Inflation auf die Fahnen geschrieben – und gewichten dieses Ziel derzeit höher als die Sorgen um eine schwächere Wirtschaft. Eine Rezession wird vielmehr geradezu erwünscht, um den Inflationsdruck abzumildern.

Zinserhöhungen sind jedoch kein amerikanisches Phänomen. Auch die Notenbanken in Großbritannien, Australien, Kanada und auch die EZB haben die Leitzinsen erhöht. Eine Untersuchung der Weltbank zufolge gab es im Juli mehr Leitzinserhöhungen als jemals zuvor seit den 1970er Jahren.

Auch indische Zentralbank warnt

Auch die indische Zentralbank hatte zuletzt vor den Folgen einer aggressiven Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken in den Industrieländern gewarnt. Diese Entwicklung stelle den dritten großen Schock für die Weltwirtschaft nach der Covid-19 Pandemie und dem Ausbruch des Ukrainekriegs dar.

Die Zinserhöhungen in den USA führen insbesondere zu einem erstarkenden US-Dollar. Der Greenback hat gegenüber zahlreichen Währungen stark zugelegt. Für Entwicklungsländer wird es dadurch schwieriger, in US-Dollar gehandelte Rohstoffe und Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt zu kaufen. In den USA dagegen führt ein stärkerer US-Dollar zu günstigeren Importen und damit tendenziell zu einer abflachenden Inflation.

Ein weiteres Problem in den Emerging Markets besteht im Zugang von Unternehmen (und auch Staaten) zu Krediten über den Anleihemarkt. Da die Renditen der Staatsanleihen in den USA und anderen Industrieländern deutlich steigen, meiden Investoren diese riskanteren Märkte häufig.

Viele Schwellenländer verschulden sich – auf staatlicher und privater Ebene – in US-Dollar. Ein steigender Greenback führt deshalb zu einem realen Anstieg der Verschuldung. Der Schuldendienst wird zusätzlich durch die steigenden Zinsen erschwert.

In der Zeit der niedrigen Zinsen hatten sich viele Schwellenländer stärker verschuldet. So stieg im MENA Raum das Verhältnis von Schulden zu Exporteinnahmen zwischen 2012 und 2020 von ca. 50 % auf ca. 200 %. Doch auch andere Weltregionen sind betroffen – vor allem jene, die wenig oder gar keine Erlöse aus Rohstoffexporten erzielen.

Die US-Notenbank hatte auf der Pressekonferenz nach der letzten Zinserhöhung bekräftigt, die Auswirkungen ihrer Geldpolitik auf Rest der Welt zu berücksichtigen. Dennoch seien angesichts der hohen Inflation weitere Zinserhöhungen notwendig. Jérôme Powell sagte, die Fed sei sich sehr bewusst, was in anderen Volkswirtschaften auf der Welt passiere und versuche, dies zu berücksichtigen.

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