Der Preis für Uran stieg am Freitag zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 auf mehr als 60 USD pro Pfund. Zeitweise war der Preis deutlich gefallen. 2017 etwa wurden im Jahresdurchschnitt weniger als 25 USD pro Pfund gezahlt. Allerdings hatte der Preis auch schon Werte jenseits von 100 USD erreicht.
Uranproduzenten sind optimistisch. Zuletzt hatte etwa Cameco (NYSE:CCJ) (WKN: 882017, ISIN: CA13321L1085) im Rahmen einer (schwächeren) Produktionsprognose die gute Marktposition betont. So seien "die Nachfrageaussichten stärker und dauerhafter als je zuvor", hieß es in der Mitteilung Anfang vergangener Woche. Das Risiko sei von den Produzenten auf die Versorgungsunternehmen verlagert worden, langfristige Vertragsabschlüsse seien derzeit die Regel.
Urannachfrage verdreifacht sich bis 2040
Ganz ähnlich beurteilte in der vergangenen Woche auch das World Nuclear Symposium die Marktsituation. Alle zwei Jahre liefert die World Nuclear Association dort einen Bericht ab. So wird prognostiziert, dass die weltweite Nachfrage nach Uran durch Kernreaktoren auf bis zu 184.300 t ansteigen dürfte. Im laufenden Jahr liegt die Nachfrage mit 65.650 t rund zwei Drittel niedriger. Selbst in der pessimistischen Prognose – 87.000 t Urannachfrage im Jahr 2040 – kommt es noch zu einem deutlichen Anstieg.
Ein wesentlicher Grund: Die globale Energiewende. Volkswirtschaften wollen die Dekarbonisierung einleiten und setzen dabei zunehmend auf Kernkraft. So soll die Kernkraftkapazität bis 2040 auf 686 GW ansteigen. Derzeit liegt Kapazität bei 391 GW. Noch im Jahr 2021 hatte die World Nuclear Association mit 71 GW weniger für das Jahr 2040 gerechnet. Weltweit sind derzeit 436 Reaktoren in Betrieb und weitere 59 im Bau.
Ein Großteil des Zuwachses entfällt auf China, das mit Kernkraft seinen hohen Kohlebedarf substituieren will. In der Volksrepublik befinden sich demnach 23 Reaktoren im Bau, 23 sind neu geplant und weitere 168 sind als Erweiterung von derzeit 53 in Betrieb befindlichen Reaktoren geplant. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate bei der Urannachfrage taxiert die Organisationen auf 4,1 %. Im Bericht vor zwei Jahren lag die Prognose noch bei 3,1 %.
Urannachfrage durch SMR – auch im Bergbau
Auch technische Entwicklungen spielen für die steigende Nachfrage eine Rolle. Das Stichwort: SMR (Small Modular Reaktors). 2025 wird in China der erste SMR in Betrieb gehen. Russland startete 2020 mit zwei SMR-Reaktoren den kommerziellen Betrieb. Die installierte Kapazität in diesem Bereich wird laut WNA bis 2040 auf 31 GW steigen.
Nicht wenige Marktbeobachter halten diese Schätzung für zu niedrig. Die Investmentbank BMO Capital Markets etwa rechnet bis 2040 mit 58 MW installierter SMR-Kapazität.
Nicht zuletzt im Bergbau dürften SMR in Zukunft verstärkt eingesetzt werden. Viele Bergbauunternehmen operieren fernab ausgebauter Stromnetze und nutzen Dieselgeneratoren. Solarenergie ist längst nicht überall ein passabler Ersatz. Insbesondere den kälteren Klimazonen wie Kanada sieht BMO deshalb Potenzial für SMR-Lösungen im Bergbau. Pioniere können dabei Uranproduzenten sein.
Geopolitische Unsicherheiten bleiben
Der Uranmarkt bleibt auch weiterhin von geopolitischen Unsicherheiten geprägt. Dies wird am Ukrainekrieg ebenso deutlich wie am jüngsten Putsch im Niger. Laut der WNA suchen Versorgungsunternehmen, Zulieferer und Regierungen in Nordamerika und Europa nach Möglichkeiten zur Diversifizierung der Lieferkette.
Auch deshalb rechnet die Organisation langfristig mit der Notwendigkeit neuer Greenfield-Projekte. Uranbergbau in sicheren Ländern wie Kanada bietet den Abnehmern Vorteile. Notwendig werden neue Projekte auch, weil die Sekundärversorgung mit Uran von derzeit 11-14 % auf nur noch 4-11 % im Jahr 2050 sinken wird. Zur Sekundärversorgung gehören unter anderem wieder aufbereitete Kernbrennstoffe.