Es stellt sich auch die Frage, warum die Aktienmärkte nach den jüngst schlechten Meldungen zur US-Wirtschaft nicht gestiegen sind, rückt damit doch eine Zinserhöhung der Fed wieder in weitere Ferne. Eine zweite offizielle Schätzung zum US-BIP zeigte, dass die Wirtschaft der USA zu Jahresbeginn stärker eingebrochen war als zunächst bekanntgegeben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA ist demnach im ersten Quartal 2015 aufs Jahr gerechnet um 0,7 % geschrumpft. In der ersten Schätzung war man noch von einem Plus von 0,2 % ausgegangen. (Die endgültigen Zahlen kommen Anfang Juni.) Im vierten Quartal war die US-Wirtschaft um 2,2 % gewachsen.
BIP-Rückgang durch temporäre Einflüsse
Begründet wurde die Wachstumsdelle mit heftigen Schneefällen, die durch einen Streik von Hafenarbeitern an der Westküste zusätzlich verstärkt wurde. Zudem hemmte die Dollar-Stärke die Unternehmen, da sich dadurch US-Produkte auf den Weltmärkten verteuerten. Der starke Dollar spiegelte sich auch im Außenhandel nieder: Während die Exporte zu Jahresbeginn um 7,6 % und damit stärker als zunächst geschätzt sanken, zogen die Importe mit 5,6 % weit kräftiger an als erwartet.
US-Wirtschaft entwickelt sich weiter positiv
Experten rechnen damit, dass sich die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einem Wachstum von 2 % zurückmelden wird. Dafür spricht auch das "Beig Book", welches am Mittwochabend veröffentlicht wurde. In diesem Konjunkturbericht geht die US-Notenbank Fed davon aus, dass die US-Wirtschaft weiterhin auf Wachstumskurs ist. Und auch die Daten zum Arbeitsmarkt zeigen in diese Richtung. Laut dem ADP-Bericht schufen die US-Firmen im Mai wie erwartet viele neue Jobs. Insgesamt entstanden 201.000 Stellen, wie der private Arbeitsvermittler ADP ebenfalls am Mittwoch mitteilte. Zudem schrumpfte das Handelsbilanzdefizit im April, mit dem stärksten Rückgang seit Anfang 2009.
Zinsanhebung doch im Sommer?
Wenn es der US-Wirtschaft also, abgesehen von temporären Effekten, seit Monaten kontinuierlich besser geht, warum sollte die US-Notenbank dann noch mit der Zinswende warten? Ist dies der Grund, warum die Aktienmärkte nicht gestiegen sind? Doch warum konnte der Euro dann so stark zulegen? Irgendetwas passt hier noch nicht zusammen. Oder gewichten die Anleger die von ihnen eingepreiste Rettung Griechenlands höher als eine Zinswende in den USA?
Wir trauen dem Braten in Form eines Euro-Anstiegs nicht und bleiben hier besonders vorsichtig. Der Verkauf der EUR/USD- und der EUR/JPY-Long-Position, mit dem wir für unsere Abonnenten des „Geldanlage Premium Depot“ 18 % bzw. 16 % Gewinn erzielt hatten (wir berichteten), bleibt vor diesem Hintergrund eine gute Entscheidung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 07.06.2015)