America first. Geprägt wurde diese Aussage zuletzt vom umstrittenen ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten Donald Trump. Von den einen wurde der polarisierende Politiker für diese Worte massiv gescholten, von den anderen hingegen frenetisch gefeiert. America first heißt es nun jedenfalls auch unter der Regentschaft des aktuellen Staatsoberhaupts der USA Joe Biden. Um der stark angestiegenen Teuerungsrate entgegenzuwirken und gleichzeitig den Klimaschutz zu stärken, wurde im August 2022 der sogenannte Inflation Reduction Act verabschiedet.
Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass knapp $370 Milliarden in Form von Zuschüssen, Steuergutschriften und Darlehen für Investitionen in den Klimaschutz bereitgestellt werden. Profitieren sollen hiervon auch die Produzenten von elektrisch betriebenen Fahrzeugen, indem Käufer solcher Autos Steuergutschriften in Höhe von bis zu $7500 erhalten. Am gestrigen Montag veröffentlichte die Steuerbehörde IRS nun eine überarbeitete Liste für jene Autobauer, die auf solche Subventionen „zurückgreifen“ können. Und hierbei schauen nicht-nordamerikanischen Unternehmen in die Röhre…
Inflation Reduction Acts bringt Steuererleichterungen bei E-Auto-Käufen
In den Vereinigten Staaten traten am Montag im Rahmen des Inflation Reduction Acts neue Bedingungen im Hinblick auf die Förderung von E-Automobilen in Kraft. Die oben beschriebenen Steuererleichterungen sind ab sofort zum einen davon abhängig, zu welchem Anteil die Fahrzeuge in den USA produziert wurden. Zum anderen müssen Autobauer, wenn sie vom Inflation Reduction Act profitieren möchten, nachweisen können, dass die Batterien, deren einzelne Komponenten sowie die verbauten Rohstoffe aus den Vereinigten Staaten respektive von bestimmten Handelspartnern stammen. Der Biden-Administration zufolge soll somit auch die weiterhin nicht unwesentliche Abhängigkeit von China reduziert werden. Ab sofort gibt’s deshalb bei Käufen von Fahrzeugen der Unternehmen BMW (ETR:BMWG), Mercedes-Benz (ETR:MBGn), Volkswagen (ETR:VOWG) (übrigens alle Teil unseres DAX40-Aktienpakets), Nissan (TYO:7201), Rivian (NASDAQ:RIVN), Hyundai (KS:005380) und Volvo (ST:VOLVb) keine Förderung mehr.
Entsprechend entfallen die Steuererleichterungen nun lediglich noch auf insgesamt zehn Fahrzeuge der nordamerikanischen Konzerne General Motors (NYSE:GM), Ford (NYSE:F), Stellantis (NYSE:STLA) und Tesla (NASDAQ:TSLA), wobei es für Letzteren auch eine kleine Hiobsbotschaft gab: Beim Kassenschlager des von Elon Musk geführten Autobauers, dem Tesla Model 3, kommt es nämlich zu einer Halbierung der Steuerprämie, sprich: Käufer erhalten beim Kauf dieses Fahrzeuges nunmehr keine $7500, sondern „lediglich“ noch $3750. Als derzeit einziger deutscher Autobauer kann sich Volkswagen immerhin noch etwas Hoffnung machen, dass alsbald auch Käufer des Modells VW ID.4 wieder Steuerprämien erhalten. Aktuell wartet der Wolfsburger Konzern aber noch auf wichtige Unterlagen seitens seiner Zulieferer.
Verlagern deutsche Autobauer ihre Produktion nun vermehrt in die USA?
Wie bitter die wegfallenden Steuererleichterungen für die deutschen Autobauer sind, lässt sich am Beispiel BMW aufzeigen: Wie in diesem Trading Room-Artikel dargelegt, war Nordamerika im ersten Quartal 2023 die einzige Region weltweit, in der der bayerische Konzern seine Absätze steigern konnte. Dementgegen stehen rückläufige Verkaufszahlen unter anderem in Asien und Europa.
Es ist zum einen davon auszugehen, dass potenzielle E-Auto-Käufer in den USA nun genau abwägen werden, ob es Ihnen wert ist, für den Kauf eines deutschen Autos (welche dort nach wie vor durchaus begehrt sind) auf die staatlichen Subventionen zu verzichten. Zum anderen könnte der Inflation Reduction Act deutsche Autobauer dazu veranlassen, neue Produktionsstandorte in den Vereinigten Staaten ins Leben zu rufen oder bereits bestehende weiter auszubauen. Beispielhaft lassen sich hier die Pläne der Volkswagen-Marke Audi aufführen, die einen beachtlichen Teil ihrer Produktionskette in die USA verlagern möchte. Wie Audis Vorstandschef Markus Duesmann bereits vor drei Wochen verlauten ließ, sei mit den neuen Subventionen „der Bau eines US-Werks für Elektroautos (…) hochattraktiv geworden“. Der Plan der nordamerikanischen Regierung scheint also zumindest in Teilen aufzugehen…
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