Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1811 (06:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1804 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,10. EUR-CHF oszilliert bei 1,0869.
An den Finanzmärkten ergeben sich keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse. Westliche Aktienmärkte halten unter Schwankungen die Niveaus. China und Hongkong trifft weiter der Bannstrahl westlicher Investoren.
Dem USD wurde offenbar viel Hilfestellung per August seitens der Zentralbanken geleistet. Das erklärt dann auch die Performance der edlen Metalle gegenüber dem USD. Im weiteren Teil des Reports widme ich mich der Frage, ob eine derartige im Raum stehende Interventionspolitik dauerhaft aufrecht zu erhalten ist. Mehr noch müssen wir fragen, ob die schiere Notwendigkeit dieser implizit offensichtlichen Aktion Ausdruck von Schwäche oder Stärke der US-Valuta ist oder sein kann.
An den Kapitalmärkten gibt es Bewegung in bekannten Bandbreiten (aktuell 10-Jahres Bund Rendite bei -0,31%, 10-Jahres Rendite US-Staatsanleihen bei 1,30%).
Der Bodenbildungsanlauf bei Bitcoin wird derzeit erfolgreicher (48.360 USD).
Verdeckte Zentralbankinterventionen pro USD:
In unserem Forex-Report vom 8. September schrieben wir: „Im Hinblick auf den desolaten Zustand der USA im geopolitischen Umfeld, zuletzt enttäuschender US-Arbeitsmarktdaten, abgesenkten US-BIP-Prognosen (Goldman) und ohnehin prekärer Strukturdaten (Schulden Staat, Verbraucher, Unternehmen) stellt sich die Frage, wer derzeit diese USD gegen den realen Gegenwind akkumuliert.
Ich habe eine mögliche Antwort für Sie: Bei den Devisenreserven auf internationaler Ebene tut sich etwas.
Per August legten Devisenreserven in Japan (+37,9 Mrd. USD), Kanada (+16,4 Mrd. USD), Russland (+20,0 Mrd. USD), Singapur (+10,3 Mrd. USD), Frankreich (+23,3 Mrd. EUR), Schweiz (+6 Mrd. CHF), Polen (+6,3 Mrd. USD), Neuseeland (+5 Mrd. NZD), Indien (+16,6 Mrd. USD), Thailand (+8 Mrd. USD), Südkorea (+5,3 Mrd. USD). Die Daten der Eurozone per August erreichen uns erst am 15. September.
Kumuliert sprechen wir in dieser nicht vollständigen Aufstellung von Käufen in der Größenordnung von circa 155 Mrd. USD, die in der Qualität nicht als Intervention, sondern als kommerzielles Geschäft ihre Wirkung entfalten.“
Seit gestern liegen die Daten aus der Eurozone vor, die markante Erkenntnisse lieferten. Die Devisenreserven legten per Berichtsmonat August dynamisch und historisch einmalig von zuvor 888,49 Mrd. EUR um 120,89 Mrd. EUR oder circa 142,7 Mrd. USD auf 1.009,38 Mrd. EUR zu.
Damit wurde ein neues Rekordhoch markiert. Noch nie zuvor hat die EZB die Devisenreserven innerhalb eines Monats so stark erhöht. Es ist eine förmlich ins Auge springende Anomalie.
Es ergab sich in der global nicht vollständigen hier vorliegenden Aufstellung per August ein USD-Kaufvolumen seitens der angeführten Zentralbanken in einer Größenordnung von knapp 300 Mrd. USD, das sich als kommerzielles Geschäft präsentierte.
In dem Berichtsmonat August gab es gute Gründe den USD abzuverkaufen, nicht zu kaufen, hinsichtlich der prekären geopolitischen Entwicklung zu Lasten der USA.
Initiale Verkäufe hat es sicherlich auch gegeben. Die an Zahlen nachweisliche Aktivität der genannten Zentralbanken hat die notwendige Preisanpassung zu Lasten des USD mit hoher Wahrscheinlichkeit konterkariert.
Das gilt auch für den Sektor der edlen Metalle, die Währungen ohne Fehl und Tadel sind. So etwas nennt man verdeckte Intervention. Wäre/Ist diese Intervention dauerhaft aufrechtzierhalten und angemessen? Interventionen sind dann erfolgreich, wenn sie eine Fehlbewertung am Markt korrigieren. Sie scheiterten regelmäßig am Devisenmarkt, wenn sie eine Fehlbewertung dauerhaft forcieren wollten: „Food for thought!“
Danke Herr Laschet!
Handel muss laut Kanzlerkandidat Laschet mit Ländern wie China und Russland möglich sein.
Kommentar: Danke Herr Laschet, damit nehmen sie eine Position ein, die hier über Jahre formuliert wurde und sich gegen ein Sanktionsregime eines bestimmten Landes richtet, das nicht der regelbasierten Ordnung entspricht, das von Dritten aber die Einhaltung der regelbasierten Ordnung fordert und mehr noch eine Unterordnung unter das eigene Recht (nicht im Einklang mit UN-Charta, Modell der Demokratie und Souveränität).
Es sei richtig, Menschenrechtsfragen und die eigene Grundorientierung anzusprechen. Man müsse sich aber fragen, was es bringe, sich gegenüber diesen Ländern abzuschotten.
Kommentar: Volle Zustimmung, sich für seine Sache, seine Kultur und seine Struktur einzusetzen. Abschottung ist die Aufgabe der Kunst der Diplomatie. Wer die Kunst der Diplomatie ablehnt, kann nicht gewinnen, sondern hat bereits verloren (endet häufig nachweislich in Krieg). Diese These ist durch die gesamte verfügbare Historie dieser Welt belegt.
Richtig sei der Kurs, den Systemwettbewerb aufzunehmen. O-Ton Laschet zu den globalen Herausforderungen Klimawandel und Armutsbekämpfung: „Es geht nur zusammen!“ Anstatt das chinesische Handelsprojekt einer neuen Seidenstraße zu kritisieren, solle die Europäische Union selbst eine Seidenstraße erfinden. Die EU müsse Wege schaffen, wie wir aktiv unseren Weg in die Welt finden: rund um das Mittelmeer hin nach Afrika. Das nutze Deutschland als Exportnation.
Kommentar: Systemwettbewerb bedeutet, besser zu sein. Dazu gehören bessere Bildung (investiv), viel Forschung und Entwicklung (investiv), bessere Infrastruktur (investiv), weniger konsumtives Staatsgebaren und eine bessere Disziplin in der Gesellschaft.
Die großen Herausforderungen Klimaschutz und Armutsbekämpfung erfordern in der Tat das Miteinander.
Regime-Change mit zumeist völkerrechtwidrigem Krieg (nicht nur nicht regelbasiert, sondern auch CO2 schädlich!) ist Ausdruck von Gegeneinander und kreiert Zerstörung, Armut und Migrationsdruck.
Chinas Belt and Road Initiative (Seidenstraßen sind ein Teil davon) schafft vor Ort Perspektive und wirkt gegen Armut und Migrationsdruck. Internationaler Infrastrukturaufbau ist Ausdruck bilateralen oder multilateralen Miteinanders. Es werden Brücken gebaut und kulturelle Annäherung ist die Folge. Friede gewinnt!
Danke Herr Laschet für die klare und humanistisch einwandfreie Positionierung!
Was machen die USA, das UK und Australien? Die USA, das UK und Australien haben einen Sicherheitspakt für den Indopazifik-Raum geschmiedet. Biden sagte, es gehe darum, Frieden und Stabilität in der Region langfristig zu sichern.
Sind das nicht drei von den „5-Eyes“ Ländern, die in den letzten 20 Jahren maßgeblich für den Unfrieden (Regime-Change Politik) der Welt verantwortlich zeichnen?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Starke Produktion, Devisenreserven auf Allzeithoch
Die Devisenreserven legten per Berichtsmonat August dynamisch und historisch einmalig von zuvor 888,49 Mrd. EUR um 120,89 Mrd. EUR oder circa 142,7 Mrd. USD auf 1.009,38 Mrd. EUR zu. Die Industrieproduktion reüssierte per Juli mit einem nicht erwarteten Anstieg im Monatsvergleich um 1,5% (Prognose 0,6%) nach zuvor -0,1% (revidiert von -0,3%). Das übersetzte sich im Jahresvergleich in eine Zunahme um 7,7% (Prognose 6,3%) nach zuvor 10,1% (revidiert von 9,7%).
UK: Preisanstieg höher als unterstellt
Die Verbraucherpreise stiegen per August im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 3,2% (Prognose 2,9%) nach zuvor 2,0%. Die Kernrate der Verbraucherpreise legte per August im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,0% zu. Das führte im Jahresvergleich zu einem Anstieg um 3,1% (Prognose 2,9%) nach zuvor 1,9%.
USA: Unerwartete Entspannung bei Importpreisen
Die US-Importpreise sanken per August im Monatsvergleich unerwartet um 0,3% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,4% (revidiert von 0,3%). Im Jahresvergleich zogen die Preise um 9,0% nach zuvor 10,3% (revidiert von 10,2%) an. Exportpreise verzeichneten im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,4% (Prognose 0,4%) nach zuvor 1,1% (revidiert von 1,3%).
Der New York Fed Manufacturing Index legte stark von zuvor 18,3 auf 34,3 Zähler zu (Prognose 18,0). Die Industrieproduktion nahm per August im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,8% (revidiert von 0,9%) zu. Im Jahresvergleich lag das Plus bei 5,95% nach zuvor 6,64% (revidiert von 6,56%). Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 76,4% (Prognose 76,4%) nach zuvor 76,2% (revidiert von 76,1%).
Japan: Starke Importe führen zu Handelsbilanzdefizit
Exporte stiegen per August um 26,2% im Jahresvergleich (Prognose 34,0%) nach zuvor 37,0%. Importe legten im Jahresvergleich um 44,7% (Prognose 40,0%) nach zuvor 28,5% zu. Die Handelsbilanz wies ein Defizit in Höhe von 635,4 Mrd. JPY (Prognose -47,7 Mrd. JPY) nach zuvor +439,4 Mrd. JPY aus.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH