Nicht einmal drei Jahre nach ihrem Wechsel an die Spitze der nordamerikanischen Drogeriekette Walgreens Boots Alliance (NASDAQ:WBA) legt die ehemalige Starbucks-Managerin Rosalind Brewer überraschend ihr Amt nieder. Der Konzern teilte am Freitag mit, Brewer und der Vorstand hätten sich „einvernehmlich“ auf diesen Schritt geeinigt, ohne weitere Details zu nennen. Investoren blicken auf eine Amtszeit zurück, in der sich der Aktienkurs des Unternehmens fast halbierte, während es versuchte, seine Reichweite als Gesundheitsdienstleister auszuweiten.
Was war passiert?
Brewer wurde vom Konzern im März 2021 angeworben. Es war die Hochphase der Corona-Pandemie, als Walgreens noch stark von dem Geschäft mit Corona-Impfungen profitierte. Durch die nachlassende Nachfrage nach Impfstoffen, dem zunehmenden Wettbewerb im Einzelhandel und den schwankenden Verbraucherausgaben kam der Konzern jedoch schnell ins Straucheln. Das Unternehmen entschloss sich, einen Wandel zu vollziehen, der Walgreens mehr als Gesundheitsunternehmen, denn als Apothekenkette positionieren sollte. Hierfür wurde unter anderem der Grundversorger VillageMD übernommen, der Hunderte von Kliniken betreibt. Außerdem schloss Walgreens eine Vereinbarung mit einem Unternehmen für häusliche Pflege von Patienten sowie einem Unternehmen für Spezialapotheken. Eine Strategie, für deren Ausführung Brewer wohl keine optimale Qualifikation vorgewiesen hatte. Der Einzelhandelsanalyst und Geschäftsführer von GlobalData, Neil Saunders, kommentiert dies wie folgt: "Der Einzelhandelsbereich, in dem Frau Brewer viel mehr Erfahrung hat, ist einfach kein Bereich, den Walgreens als große Wachstumschance nutzen möchte". Dies sei der Grund für den Rücktritt. Der Aktienkurs, den wir übrigens im Rahmen unseres US-Titans-Aktienpakets analysieren, ist seit Brewers Einstieg um rund 47 Prozent gefallen und für 2023 werden nun Gewinne am unteren Ende der ursprünglichen Unternehmensprognose erwartet. Entsprechend groß ist die Verunsicherung unter den Anlegern, die den Konzern mitunter zu personellen Veränderungsmaßnahmen veranlasst. Bereits vor fünf Wochen wurde bekannt, dass auch Finanzchef James Kehoe das Unternehmen verlässt.
Wie geht es weiter?
Während das Unternehmen nach einem Nachfolger sucht, wird Ginger Graham (NYSE:GHC), die leitende unabhängige Direktorin und eine langjährige Kennerin der Gesundheitsbranche, als Interimschefin einspringen. „Es ist hervorzuheben, dass der Interims-CEO, Ginger Graham, einen viel tieferen Hintergrund in der Gesundheits- und Pharmabranche hat", unterstreicht Saunders. Auch für den Nachfolger scheint diese Erfahrung Voraussetzung zu sein. Brewer erhält eine Abfindung von $9 Millionen und wird bis Februar 2024 als Sonderberaterin mit einem monatlichen Beratungshonorar in Höhe von $375 000 tätig sein, wie Walgreens mitteilte.
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