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Walmart: Aktie genug gefallen?

Veröffentlicht am 01.09.2022, 07:09
Aktualisiert 09.07.2023, 12:31
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  • Walmarts Performance in diesem Jahr spiegelt ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell in einer schwierigen Zeit wider
  • Die Segmente E-Commerce und Lebensmitteleinzelhandel entwickeln sich gut, und der Einzelhandelsriese wird das Problem seiner Lagerbestände lösen
  • Die Bewertung spiegelt jedoch größtenteils die guten Nachrichten wider: WMT ist zwar auf dem aktuellen Niveau ein interessanter Kandidat, wäre aber zu einem günstigeren Preis noch attraktiver
  • Mit der Walmart-Aktie (NYSE:WMT) ist in den letzten zwei Jahren etwas Seltsames passiert: nämlich nichts. In den letzten 24 Monaten hat Walmart 6,4 % an Wert eingebüßt.

    Walmart Wochenchart

    Quelle: Investing.com

    Ganz neu ist das Ganze nicht. Man vergißt es leicht, aber Walmart tat sich im letzten Jahrzehnt schwer, jedenfalls nach seinen eigenen hohen Standards. Die Einzelhandelsumsätze stagnierten, der Konkurrent Amazon.com (NASDAQ:AMZN) war eindeutig auf dem Vormarsch, und sogar das Lebensmittelgeschäft schien zu stagnieren. Zwischen Anfang 2013 und Anfang 2017 legte der Aktienkurs von WMT nur um 1,3 % zu - und das insgesamt. Der S&P 500 stieg im gleichen Zeitraum um 57 %.

    Doch dann gelang Walmart vor allem im elektronischen Handel die Wende. Die WMT-Aktie avancierte zum großen Gewinner und hat sich in weniger als vier Jahren mehr als verdoppelt.

    Es ist davon auszugehen, dass auch die aktuelle Phase der Stagnation irgendwann von soliden Erträgen abgelöst werden wird. Der Druck auf die Walmart-Aktie und die Erträge ist weitgehend externer Natur. Wie die in diesem Monat vorgelegten Ergebnisse zum zweiten Quartal zeigen, kommt das Unternehmen mit diesem Druck recht gut zurecht, und das in einer Zeit, die in der 60-jährigen Geschichte des Unternehmens vielleicht beispiellos ist.

    Der einzige Haken an der WMT-Aktie ist, dass der Markt dem Unternehmen diese Widerstandsfähigkeit zumindest im Moment noch im Kurs beimisst. WMT mag eine solide Wahl in einem turbulenten Markt sein, könnte aber eine noch bessere Wahl sein, wenn diese Turbulenzen auch zu einem günstigeren Einstiegspreis führen würden.

    Walmart bleibt am Ball

    Auf den ersten Blick erscheinen weder die Ergebnisse zum zweiten Quartal noch die Prognosen von Walmart für den Rest des Jahres besonders spektakulär.

    Im 2. Quartal stiegen die Umsätze im Jahresvergleich um 6,5 % - bei einer ähnlich hohen Inflationsrate ist diese Umsatzentwicklung jedoch relativ unspektakulär. Die Prognose für das 3. Quartal, die lediglich einen Anstieg von 3 % vorsieht - ein Wachstum, das deutlich unter der aktuellen Inflation liegen würde - sieht noch dürftiger aus.

    Die Quartalsergebnisse von Walmart übertrafen die Erwartungen der Analysten. Die Aussichten für das Gesamtjahr sind besser, als das Unternehmen einen Monat vor der Veröffentlichung angekündigt hatte. In beiden Fällen haben jedoch zwei kleine Einmaleffekte das Ergebnis begünstigt. Dennoch rechnet Walmart mit einem Rückgang des bereinigten Gewinns je Aktie um 8 bis 10 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

    Aber vor dem Hintergrund des externen Umfelds sieht diese Performance eigentlich ziemlich ordentlich aus. Die Inflation ist natürlich ein echtes Problem für den US-Einzelhandel, aber nicht das Einzige. Die enorme Nachfrage im Jahr 2021 - dank der guten Finanzlage der Verbraucher und der nach wie vor begrenzten Unterhaltungsangebote außerhalb der eigenen vier Wände - führte 2022 zu einem enormen Anstieg der Lagerbestände. Das wiederum zwang Unternehmen wie Walmart und Target (NYSE:TGT) zu hohen Preisnachlässen, einfach um die Lager zu leeren.

    Angesichts der Auswirkungen der Inflation und der Pandemie auf das Konsumverhalten erscheint ein Rückgang des Gewinns je Aktie im hohen einstelligen Bereich vertretbar. Target beispielsweise erwartet in diesem Jahr einen Einbruch seines EPS um 40 %. Bei vielen kleineren Einzelhändlern haben sich die hohen Gewinne aus dem Jahr 2021 in relativ hohe Verluste im Jahr 2022 verwandelt.

    Und abgesehen von den Lagerproblemen, vor allem im Bekleidungsbereich, läuft es bei Walmart weiterhin gut. Wie aus der Pressemitteilung von Walmart hervorgeht, konnte das Unternehmen im zweiten Quartal Marktanteile im Lebensmittelbereich hinzugewinnen. Der E-Commerce-Umsatz von Walmart in den USA wuchs um 12 %, was unter den derzeitigen Umständen im Einzelhandel eine recht beeindruckende Leistung darstellt; das Nordamerika-Geschäft von Amazon verzeichnete ein Wachstum von 10 %.

    Auf Drei-Jahres-Basis (d. h. im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie) hat Amazon im 2. Quartal seinen Umsatz in Nordamerika fast verdoppelt, während das E-Commerce-Geschäft von Walmart in den USA um 130 % gestiegen ist.

    Ist die WMT-Aktie zu teuer?

    Es gibt im Grunde keine Anzeichen dafür, dass Walmart seine Vormachtstellung in der Branche verloren hat. Im Lebensmittelhandel gewinnt es weiter Marktanteile. Es überflügelt Target. Mit Amazon hält das Unternehmen zumindest Schritt. Wer die WMT-Aktie langfristig halten will, könnte die diesjährige Performance in einem recht optimistischen Licht betrachten. Denn: Mit Blick auf das externe Umfeld könnte sie noch viel, viel schlimmer sein. Und wie bereits erwähnt, sieht es für die meisten Einzelhändler in der Tat viel, viel schlechter aus.

    Das Problem mit WMT ist jedoch dessen Bewertung. Für einen Titel, der sich seit zwei Jahren nicht wirklich bewegt hat und 17 % unter seinem Höchststand gehandelt wird, mag das etwas seltsam erscheinen. Jedoch impliziert die Prognose von Walmart einen bereinigten Gewinn je Aktie von weniger als 6 USD in diesem Jahr und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 22x.

    Für Walmart ist das eine recht stolze Bewertung. So wurde der Titel Anfang 2020 mit dem 23-fachen des Gewinns je Aktie für das Geschäftsjahr 2020 gehandelt - und das war nahezu der höchste Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Ganz allgemein preist ein Gewinnmultiple von 22 eine relativ schnelle Rückkehr auf den Wachstumspfad und begrenzte Auswirkungen einer fortgesetzten Inflation und/oder eines rezessiven Umfelds ein.

    Das erscheint durchaus als ein plausibles Szenario. Das Walmart-Management meinte nach dem 2. Quartal, dass die Inflation bereits einige einkommensstärkere Kunden in die Läden gelockt hat. Im Geschäftsjahr 2010, während der schlimmsten Phase der Finanzkrise, sank der Umsatz von Walmart in den USA um weniger als 1 %. Die Lagerbestände werden sich bald normalisieren, und auch hier gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich Walmarts Strategieumsetzung oder Wettbewerbsposition verschlechtert hätten.

    Walmart wird sich wahrscheinlich auch durch diese Phase kämpfen und unbeschadet aus ihr hervorgehen. Gleichzeitig ist dies jedoch genau das, was der Markt bereits für die Aktie einpreist. Das macht es schwer, die aktuelle Bewertung als besonders attraktiv zu beurteilen. Walmart ist ein großartiges Unternehmen, und mit Blick auf die Bewertungen im Einzelhandel schätzt der Markt es im Wesentlichen auch als solches ein. Solange das so bleibt, ist die WMT-Aktie interessant. Aber erst falls die Anleger in Panik geraten und einen niedrigeren Einstiegspreis ermöglichen, wird die Aktie wirklich attraktiv.

    Haftungsausschluss: Vince Martin ist derzeit in keinem der hier besprochenen Wertpapiere investiert.

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