Die vergangene Woche verlief lange Zeit unspektakulär. So konnte man die Zeit nutzen, um einen Blick auf die endende Quartalsberichtssaison werfen. Fast alle der im S&P 500 vertretenen Unternehmen hatten bereits ihre Zahlen vorgelegt.
Wall Street schlägt gedämpfte Erwartungen
Schien es zu Beginn der Berichtssaison so, als sollte es den Firmen schwerfallen, die Erwartungen der Analysten im dritten Quartal zu erfüllen, konnten die Ergebnisse in Summe die Schätzungen am Ende doch toppen. Da die Gewinnerwartungen aber im Vorfeld kräftig gesenkt wurden, ist dies eigentlich keine besondere Leistung.
Märkte interpretieren Yellens Aussagen bullisch
Nach dem ruhigen Wochenstart kam dann am Mittwoch ordentlich Schwung in die Märkte. Verantwortlich dafür war die Rede der designierten Fed-Chefin Janet Yellen zur Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats, die eigentlich erst für Donnerstag sehnsüchtig erwartet. Da aber bereits am Mittwoch der Text ihrer einleitenden Rede veröffentlicht wurde, und daraus hervor ging, dass die Fed auch unter neuer Leitung an der expansiven Geldpolitik festhalten wird, stiegen die Märkte schon ab Mittwochnachmittag (MEZ) stark an.
Yellen bestätigt bisherige Geldpolitik der US-Notenbank
In der Rede konkretisierte Yellen, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert habe, die Arbeitslosenquote aber weiterhin zu hoch sei. Es sei daher zwingend, dass die Fed alles zur Unterstützung der Erholung unternimmt. Man setze auf eine starke wirtschaftliche Erholung und werde daher an der expansiven Geldpolitik auch nach „QE“ festhalten.
Nutzen der Wertpapierkäufe übersteigt die Kosten
Die weitere Gestaltung der „Quantitative Easing“-Programme (QE) sei nach wie vor abhängig von den Rahmenbedingungen. Bislang würde der Nutzen der Wertpapierkäufe die Kosten übersteigen, so Yellen. (Die Fed hat bisher für 3,171 Mrd. US-Dollar Staatsanleihen mit Laufzeitende zwischen 2020 und 2023 gekauft.) Und der niedrige Leitzins helfe auch den Privathaushalten. QE habe sich bedeutend positiv auf das Wirtschaftswachstum und den Ausblick ausgewirkt.
Risiken mit und ohne Tapering
Soweit waren die Inhalte der Rede eigentlich vergleichbar mit den bisherigen Angaben von Ben Bernanke, dem Noch-Notenbankchef. Was die Märkte allerdings offenbar ignorierten, waren deutlich warnende Worte, die wir dahingehend interpretieren, dass die Märkte auf ein Ende der Anleihekäufe ab Dezember vorbereitet wurden. Yellen sagte nämlich auch, dass das QE nicht ewig fortgesetzt werden könne. Sollte zu lange an QE festgehalten werden, so würde dies ebenso Risiken bergen, wie ein zu schnelles Ende der Ankäufe. Die Fed müsse daher die Märkte genau im Auge behalten und mögliche Blasenbildungen verhindern.
Waren das erste klare (Warn-)Hinweise auf ein nahendes Tapering?
Mögliche Blasenbildungen verhindern? Zwar beschwichtigte Yellen, dass es derzeit keine größere Blasenbildung in einem bedeutenden Markt gäbe, doch kann man den Hinweis auf die Möglichkeit einer Blasenbildung durchaus als einen Wink mit dem Zaunpfahl werten. Angesichts der stark gestiegenen Aktienkurse kann man davon ausgehen, dass die Fed Kursverluste am Aktienmarkt, bedingt durch die Reduzierung der Anleihekäufe im Dezember, zulassen wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus