Warum wächst der Dienstleistungssektor bei sinkender Industrienachfrage?

Veröffentlicht am 03.04.2023, 09:57
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
  • Anleihen, Kreditspreads und Aktien sind sich einig: Die zunehmenden Risiken einer Bankenkrise liegen hinter uns. Diese Neubewertung ist bei den Kreditspreads am eindrucksvollsten, während sie bei den Anleihen eher verhalten ausfällt.
  • Die sinkenden Preise für systemische Risiken konzentrierten sich auf europäische Vermögenswerte: Die europäischen Zinssätze stiegen stärker als die US-amerikanischen und die europäischen Aktien legten stärker zu als die US-amerikanischen - ein interessantes Zeichen dafür, wo sich dieses Risiko in den Augen der Märkte konzentrierte.
  • Das makroökonomische Rätsel bleibt bestehen: Branchenumfragen zeigen einen volatilen Rückgang, aber die Dienstleistungsbranche schneidet bemerkenswert gut ab. Dies gilt für die USA, die Eurozone und jetzt auch für China.
  • Die makroökonomischen Nachrichten stellen die Anleger Woche für Woche immer wieder vor das gleiche Rätsel: Die makroökonomischen Bedingungen zeigen gespaltene Anzeichen einer Verschlechterung, und sowohl Bullen als auch Bären können darin eine gute Rechtfertigung für ihre Positionierung finden. Der Unterschied zwischen Industrie- und Dienstleistungsumfragen bleibt bestehen, und in der vergangenen Woche gab es weitere Anzeichen dafür: Die Umfrage der Dallas Fed unterschritt die Schätzungen (-16 gegenüber -10) und lag damit unter dem Wert des Vormonats (-13) - eine negative Botschaft für das Wachstum. In der Zwischenzeit bleibt die Richmond Fed-Umfrage unbeständig, tendiert aber nach oben: Sie wurde mit einem Wert von 5 veröffentlicht, gegenüber -10 erwartet und -16 im letzten Monat. Der Einfluss der Wiedereröffnung Chinas erklärt wahrscheinlich einen Teil dieser Verbesserung, ebenso wie er die Situation in Europa beeinflusst. Auch das Verbrauchervertrauen steigt: Das Verbrauchervertrauen des Conference Board stieg von 103 auf 104, erwartet wurde ein Wert von 101. Der Rückgang der Ölpreise in den letzten Monaten und die niedrige Arbeitslosenquote sind wahrscheinlich zwei wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass die US-Verbraucher in einer Zeit höherer Inflation und restriktiverer Kreditbedingungen wieder optimistisch sind. Zufriedene Verbraucher und besorgte Industrieunternehmen: Was von beidem ist richtig?

    Die Situation in der Eurozone ist nicht anders, denn der europäische Einkaufsmanagerindex hat sich in letzter Zeit verbessert, während die Indikatoren der Europäischen Kommission rückläufig sind. Die Industrieumfrage ging von 0,5 auf -,2 zurück, während die Dienstleistungsumfrage von 10 auf 9,4 sank. Genau das Gegenteil war bei den IFO-Werten zu beobachten: Die Hauptumfrage stieg von 91 auf 93 (erwartet wurde eine annähernde Stabilität). Was die Inflation anbelangt, so verbessern sich die Dinge. Die am Freitag veröffentlichte Inflationsrate in der Eurozone ging zurück: Die Gesamtinflation lag bei 6,9 gegenüber 7,1 erwarteten und 8,5 % im Vormonat. Die Kerninflation ist gegenüber dem Vormonat leicht angestiegen (5,7 % gegenüber 5,6 %). Niedrigere Inflation und unsichere makroökonomische Bedingungen: Dies ist eine von zwei Marktängsten, die sich allmählich auflösen. 

    China bleibt von dem derzeitigen makroökonomischen Rätsel, das sich zwischen Industrie und Dienstleistungen auftut, nicht verschont: Die jüngste Veröffentlichung der chinesischen Einkaufsmanagerindizes zeigt in etwa die gleiche Situation wie anderswo. Der PMI für die Industrie ging von 52,6 auf 51,9 zurück, während der PMI für den Dienstleistungssektor von 56,3 auf 58,2 anstieg. Wie lange kann der Dienstleistungssektor mit einer sich abschwächenden Industrie mithalten? Diese komplexe Frage sollte den Anlegern die Antwort auf ihre Zweifel an der Positionierung geben - historisch gesehen, nicht lange.

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.