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Was bedeutet Chinas Exportverbot für Rohstoffe für die Lieferketten?

Veröffentlicht am 18.12.2024, 09:16
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Chinas Exportverbot für mehrere kritische Rohstoffe bedroht Lieferketten wichtiger Branchen sehr direkt. Möglichkeiten zum Aufbau einer eigenen Produktion bestehen in Europa ebenso wie in den USA. In Sachsen lagert so viel Gallium, wie die Welt in fünf Jahren produziert.

"Grundsätzlich ist der Export von Gallium, Germanium, Antimon und superharten Materialien in die Vereinigten Staaten nicht gestattet": Mit dieser Erklärung sorgte das chinesische Handelsministerium Anfang Dezember für einen mittelschweren Schock.

Eine neue Richtlinie des Ministeriums zu Dual-Use-Artikeln für militärische und zivile Anwendungen berief sich auf nationale Sicherheitsbedenken und trat ohne Übergangszeit in Kraft. Auch eine strengere Überprüfung der Endverwendung von Graphitartikeln, die in die USA geliefert werden, sieht die Richtlinie vor.

Mit Exportverbot eskaliert der Handelsstreit weiter

Damit eskaliert der Handelsstreit. Nachdem China den Export bestimmter kritischer Mineralien zunächst an Lizenzen gebunden hatte, markiert das Ausfuhrverbot eine neue Ebene in der technologischen und wirtschaftlichen Rivalität zwischen der Volksrepublik und den USA.

"Dieser strategische Schritt unterstreicht nicht nur Chinas Dominanz bei der Produktion dieser wichtigen Materialien, sondern deckt auch Schwachstellen in globalen Lieferketten auf, die lange als selbstverständlich galten", kommentiert Darwin Financing Mitbegründer Joshua Robinson.

Die Exportbeschränkungen werden durch fast alle Beobachter als Reaktion auf US-Restriktionen im Bereich der Halbleitertechnologie verstanden. Washington hatte zahlreiche chinesische Importeure auf die Liste der beschränkten Unternehmen gesetzt. Peking versucht nun, den Zugang der USA zu Materialien, die für die Halbleiterherstellung, Telekommunikation und militärische Anwendungen unverzichtbar sind, zu erschweren.

China dominiert Märkte für Gallium und Germanium

Dabei kommt dem Reich der Mitte seine Quasi-Monopolstellung zugute. China kontrolliert etwa 94 % der weltweiten Galliumproduktion und 83 % der Germaniumproduktion. Die USA beziehen etwa die Hälfte ihrer Versorgung mit diesen Mineralien direkt aus China. Das Exportverbot kann sich deshalb sehr schnell und sehr deutlich auf eine Reihe von Branchen wie Elektronik, Automobil, erneuerbare Energien und Verteidigung auswirken.

Für den Ausbau von 5G Netzen werden die betroffenen Materialien ebenso benötigt wie für Solarmodule, Elektrofahrzeuge und militärische Verteidigungssysteme – etwa in Munition, Infrarotraketen, Atomwaffen und Nachtsichtgeräten.

Die Geologin Maren Liedtke erläuterte gegenüber dem Magazin "Capital": "Gallium ist ein klassisches Halbleitermaterial, das in der Chipindustrie (ETR:VVSM) eingesetzt wird. Es ist unerlässlich für den Aufbau von 5G-Netzwerken, beim Internet der Dinge, aber auch in der Optoelektronik. Germanium, das auch betroffen ist, spielt vor allem als Halbleiter bei der Herstellung von Elektronikbausteinen, für Glasfaser und im Bereich der Infrarottechnik eine Rolle und ist daher zum Beispiel auch für militärische Anwendungen sehr wichtig".

Es drohen höhere Preise und Versorgungsunterbrechungen

Die erste Konsequenz des Exportverbots: Die Preise der betroffenen kritischen Mineralien sind deutlich gestiegen. Unternehmen, die auf die Rohstoffe angewiesen sind, müssen höhere Kosten und Produktionsverzögerungen in Kauf nehmen. Daten des Informationsanbieters Argus zeigten Ende November, dass die Preise für Antimontrioxid in Rotterdam seit Jahresbeginn um 228 % auf 39.000 USD pro Tonne gestiegen waren.

Preisanstiege und Versorgungsunterbrechungen könnten europäische Unternehmen ebenso betreffen wie die USA. Die Abhängigkeitsverhältnisse sind dies- und jenseits des Atlantiks dieselben. Robinson appelliert deshalb an Entscheidungsträger und Unternehmen, die Lieferketten zu diversifizieren.

Möglich wäre dies durchaus: Liedtke hält die Produktion von Gallium und Germanium in Deutschland für "absolut möglich". Sie verweist darauf, dass es bis 2016 auch ein kleines Galliumwerk in Deutschland gegeben habe, das allerdings nicht mehr wirtschaftlich arbeiten konnte. "Der Fokus sollte auf einer europäischen Wertschöpfungskette liegen – von der Gewinnung bis zum Recycling. Dafür bräuchte es eine Anschubfinanzierung und gegebenenfalls eine strategische Unterstützung bei wieder fallenden Rohstoffpreisen", so die Geologin.

Westliche Produktion ist eine Frage der Finanzierung

Erste Versuche gibt es bereits. Im sächsischen Lauta lagert auf dem ehemaligen Gelände eines Aluminiumwerkes Rotschlamm, der Gallium enthält. Martin Bertau, Professor an der Bergakademie Freiberg, erläuterte gegenüber dem MDR Anfang des Jahres: "Also allein für Sachsen kann man sagen, wenn man sich dort die Rotschlammhalde in Lauta anguckt, dann sind das ungefähr 2.500 Tonnen Gallium, was da verbuddelt und verborgen liegt. Das entspricht ungefähr dem Fünffachen der Weltjahresproduktion".

Das chinesische Exportverbot zeigt vor allem eines: Wo China Märkte kontrolliert, nutzt es diese macht auch für Schläge gegen die geopolitischen und ökonomischen Konkurrenten. Analysten fürchten deshalb, Peking könnte als nächstes andere wichtige Mineralien ins Visier nehmen, darunter auch solche mit noch breiterer Verwendung wie Nickel oder Kobalt.

Todd Malan von Talon Metals (ISIN: VGG866591024, WKN: A0MWX0) etwa appelliert an Washington: "China signalisiert schon seit einiger Zeit, dass es bereit ist, diese Schritte zu unternehmen. Wann also werden die USA ihre Lektion lernen?". Das Unternehmen versucht, in den USA Nickel zu produzieren.

Perpetua Resources (ISIN: CA7142661031, WKN: A2QPVU) CEO Jon Cherry kommentiert die chinesischen Maßnahmen: "Es ist an der Zeit, unsere Abhängigkeit von China zu beenden und unsere Zukunft zu sichern." Perpetua entwickelt eine Antimonmine in Idaho.

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