Da stimmt doch etwas nicht: Der Preis von Reis, Erdgas oder Öl steigt, doch die Zertifikatekurse bewegen sich kaum oder gar nicht. Dabei sind es ganz normale Indexzertifikate mit unbegrenzter Laufzeit, mit denen Anleger eigentlich an steigenden Kursen partizipieren sollen. Der Grund, warum Rohstoffzertifikate die Bewegung des Basiswerts mal gar nicht, mal nur zum Teil oder mal stärker nachvollziehen, sind die Modalitäten der Terminmärkte. Als Handwerkszeug auf die Nordseesorte Brent haben wir den Turbo Bull mit der WKN VL9L8E oder der Turbo-Bear DS55AJ. Ausgenommen sind Edelmetalle wie Gold oder Silber: Hier gibt es die Problematik der Futures nicht, da ein Spotmarkt existiert und sich die Zertifikate meist auf diesen Kassamarkt beziehen.
Rohstoffe sind überwiegend nur über Terminkontrakte handelbar. Deshalb beziehen sich Rohstoffzertifikate in der Regel auf Rohstoff-Futures an den Terminbörsen.
Wer auf eine Erhohlung des gelben Edelmetalls setzt, schaut sich die aktuellen Produktempfehlungen aus unserer ISIN-Liste an. Auch für Fans des schwarzen Golds ist hier etwas dabei.
Je nachdem, ob der Markt steigende oder fallende Notierungen erwartet, können Rollverluste oder -gewinne auftreten. Wird nämlich ein Futures-Kontrakt fällig, muss für ein Zertifikat mit unbegrenzter Laufzeit der Future in einen später fälligen Future getauscht werden. Die Profis nennen das „den Future rollen“. Würde dies nicht gemacht, bekämen Anleger bei Verfall des aktuellen Futures schlicht die Ware geliefert, zum Beispiel einen Lastwagen voller Zucker.
Da die Märkte über die Terminkontrakte steigende oder fallende Kurse erwarten, notieren später fällige Kontrakte höher oder tiefer als der aktuelle Future. Denn die Märkte nehmen die Preisanstiege oder -einbrüche vorweg. Verluste stellen sich dann ein, wenn der nächstfällige Rohstoff-Future teurer ist als der aktuelle. Experten sprechen in einer solchen Situation von Contango. Der Investor bekommt für die gleiche investierte Summe dann einen geringeren Anteil an Rohstoffkontrakten. Beim Zertifikat reduziert sich daher auch die Partizipationsrate, der Anleger macht also die Entwicklung des Basiswerts nicht mehr voll mit, sondern beispielsweise nur noch zu 95 Prozent.
Der umgekehrte Fall ist gegeben, wenn der nächstfällige Future niedriger notiert als der aktuelle. Dafür lautet der Fachausdruck Backwardation. Sollten dann entgegen der Erwartung am Terminmarkt die Rohstoffpreise steigen oder sogar nur stagnieren, erzielen Zertifikateinhaber bereits einen Gewinn.
Insgesamt ist die Investition in Rohstoffe also nicht ganz einfach . Eine Alternative sind Discount- oder Bonuszertifikate mit fester Laufzeit. Hier wird nicht gerollt, weil die Papiere sich auf einen künftigen Future beziehen und es keinen Futures-Wechsel während der Laufzeit gibt. Die Erwartungen am Terminmarkt spielen zwar auch eine Rolle für die Wertentwicklung, aber sie stecken bereits in den Konditionen der Produkte mit fester Laufzeit.