Das wichtigste Ereignis der vergangenen Woche war zweifelsohne die Veröffentlichung des FOMC-Sitzungsprotokolls am Mittwochabend. Hierauf waren die Augen der Börsianer gerichtet und wir hatten die Leser auf unserer Facebook-Seite wenige Stunden vor dem Termin sogar extra noch einmal explizit darauf eingestimmt. Schließlich waren heftige Kursreaktionen zu erwarten.
Wann reduziert die Fed die Anleihekäufe?
Entscheidend für die Märkte war, wie viele FOMC-Mitglieder auf der letzten Sitzung eher für ein Ende der Anleihekäufe plädierten. Je höher die Anzahl, desto näher dürfte der Termin für dieses "Tapering" rücken, so die Überlegung der meisten Anleger. Und je näher der Termin rückt, desto höher wäre die Gefahr von negativen Marktreaktion.
US-Konjunkturdaten rechtfertigen moderatere Geldpolitik
Die Konjunkturdaten jedenfalls rechtfertigen aus unserer Sicht eine moderatere Geldpolitik schon seit einiger Zeit. Wir schrieben daher auf Facebook, auch bei fallenden Kursen optimistisch zu bleiben und hierin eine Möglichkeit zum günstigeren Einstieg in die Märkte zu sehen, nachdem wir zeitgleich über die US-Konjunkturdaten dieser Woche berichteten:
Fed-Strategie scheint ihr Ziel zu erreichen
Der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) konnte im Juli leicht von -0,23 auf -0,15 zulegen. Und am Mittwoch um 16:00 Uhr (MEZ) wurden noch die US-Verkäufe bestehender Häuser im Monat Juli bekanntgegeben. Hierzu hieß es von offizieller Seite: "Existing-home sales rose strongly in July, with the median price maintaining double-digit year-over-year increases." Frei übersetzt bedeutet dies, dass die Zahl im Juli erneut stark gestiegen ist (um 6,5 Prozent von 5,06 Mio. im Vormonat auf nun 5,39 Mio.) und dabei die Preise im Jahresvergleich im zweistelligen Prozentbereich (+17,2 Prozent) zugelegt haben.
Ein sich erholender Immobilienmarkt und steigende Häuserpreise - genau das ist das Ziel der Fed-Strategie. Je besser solche Zahlen ausfallen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Anleihekäufe frühzeitig reduziert werden.
FOMC-Sitzungsprotokoll schüttelte Märkte kräftig durch
Das FOMC-Sitzungsprotokoll hat tatsächlich die Märkte kräftig durchgerüttelt. Auf eine klare Richtung konnten sich die Anleger dabei allerdings nicht einigen, wie der folgende Intraday-Kursverlauf des S&P500 vom Mittwoch zeigt.
Und dies lag wohl insbesondere daran, dass sich auch die FOMC-Mitglieder nicht ganz einig waren, was die weitere Geldpolitik angeht. Die Mehrzahl sprach sich dafür aus, die Geldschleusen noch eine Weile offen zu halten. Wie lange diese "Weile" allerdings sein soll, wurde nicht weiter konkretisiert.
Fed-Chef Ben Bernanke hatte Mitte Juni erklärt, abhängig von der Entwicklung der Konjunktur die Anleihekäufe der Fed ab dem Herbst auslaufen zu lassen und diese bis Mitte 2014 vollständig einzustellen.
Bei der näheren Analyse des Protokolls ergibt sich, dass es wahrscheinlich erst im Dezember zu Kursänderungen bei der Fed kommen wird. Diese Einschätzungen hatten wir bereits in der vorangegangenen Ausgabe formuliert. Bis dahin dürfte die Notenbank weiterhin jeden Monat für 85 Milliarden Dollar Staats- und Immobilienpapiere kaufen und damit die Wirtschaft weiter ankurbeln. Und auch viele andere Anleger interpretierten das Protokoll in diese Richtung, denn im weiteren Verlauf der Woche konnten die Aktienmärkte zulegen.
Weiterhin Kursverluste erwartet
Die Kursverluste, die wir erwartet hatten und die es zu Beginn der Woche neben den US-Indizes nun auch im DAX gab, wurden durch das FOMC-Protokoll egalisiert. Wir sehen in Kürze aber eine Fortsetzung der Abwärtstendenz in den US-Indizes und glauben, dass dann auch der DAX diesem Trend folgen wird.
Es bleibt also bei unserer Aussage "Je näher wir dem Herbst kommen, desto größer ist aus saisonaler Sicht das Risiko von heftigen Kursverlusten" und auch bei unserem zeitlich gestaffelten Ausblick "Kurzfristig befinden wir uns noch in der Sommerpause. Danach sollte es zu einer Herbstschwäche kommen und im Anschluss daran dürfte sich von ermäßigtem Niveau aus der Aufwärtstrend fortsetzen."
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus