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Welchen Zweck haben die Maßnahmen der EZB?

Veröffentlicht am 09.09.2014, 15:59

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat über ihre weitere geldpolitische Ausrichtung beraten und ihre Ergebnisse am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert. Die Märkte hatten im Vorfeld der EZB-Sitzung auf eine Ausweitung der expansiven Geldpolitik spekuliert und sie wurden nicht enttäuscht. Allerdings kamen einige der beschlossenen Maßnahmen durchaus überraschend. Welche Maßnahmen wurden verkündet und welchen Zweck verfolgt die EZB damit?

EZB beschließt überraschend Zinssenkungen

So hatte zum Beispiel kaum jemand eine Senkung der Leitzinsen auf dem Schirm. Doch die EZB passt den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems (Leitzins) von 0,15 auf historisch niedrige 0,05 Prozent an, reduziert den Einlagensatz von -0,10 auf -0,20 Prozent noch weiter in den negativen Bereich und drückt den Ausleihungssatz von 0,40 auf 0,30 Prozent. Die Änderungen treten ab dem 10. September 2014 in Kraft.

EZB kauft ABS und Covered Bonds

Auf der Pressekonferenz im Anschluss an die EZB-Ratssitzung teilte der Vorsitzende Mario Draghi mit, dass im Oktober mit dem Ankauf von ABS-Wertpapieren begonnen wird. Diese Maßnahme hatten einige Experten im Vorfeld bereits erwartet, doch die EZB setzte auch hier noch einen drauf: Neben Ankäufen von zunächst simplen ABS werden auch noch Covered Bonds erworben.
 
Laut Draghi wird dieses Kaufprogramm bedeutende Auswirkungen auf die Bilanz der EZB haben. Aufgrund der Komplexität des Kaufprogramms seien Aussagen zu einem möglichen Volumen aber schwierig, so Draghi. Nähere Details dazu werden am 2.Oktober veröffentlicht.

Auch ein „Quantitative Easing“ wurde besprochen

Auf Nachfrage eines Reporters bestätigte der Notenbankchef, dass auch über „Quantitative Easing“ (QE) gesprochen wurde. Aufgrund einer Uneinigkeit über die Umsetzung kam es aber nicht dazu sondern zu dem Kompromiss aus den oben genannten Umsetzungen. Einige Ratsmitglieder hatten sich zuvor im Rahmen der Beratungen für weitergehende Maßnahmen ausgesprochen, einige für weniger als die ergriffenen. Der Rat hat sich aber einstimmig dazu entschlossen, weitere Instrumente zu nutzen, falls notwendig.

Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation gesenkt

Notwendig wurden die neuen Maßnahmen, weil die ihre Prognose für das EU-Wirtschaftswachstum 2014 von 1,0 auf 0,9 und für 2015 von 1,7 auf 1,6 Prozent gesenkt hatte. Dazu teilte Draghi mit, dass die Erholung durch die hohe Arbeitslosigkeit belastet werde und die wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Quartal schwächer als erwartet ausgefallen sei. Die erhöhten geopolitischen Risiken könnten sich weiter negativ auf die Wirtschaft auswirken und die Risiken zur Unterseite überwiegen aus Sicht der EZB derzeit. Die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum müssten daher genau beobachtet werden, sagte Draghi.
Auch die Prognose für die Inflation in der Eurozone senkte die EZB, für 2014 von 0,7 auf 0,6 Prozent. Die Prognose für die Inflation in 2015 wurde bei 1,1 und die für 2016 bei 1,4 Prozent belassen.

Deutliche Kritik in Richtung der Regierungen

Deutliche Kritik äußerte Draghi in Richtung der Regierungen im Euro-Gebiet. Er mahnte, dass die geldpolitischen Maßnahmen ohne strukturelle Reformen nicht den gewünschten Effekt haben werden. Man müsse wachstumsbelastende Steuern und unproduktive Ausgaben senken. Nur so könne die Wirtschaft wachsen. Dabei müsse man den Stabilitätspakt aber einhalten, um das Vertrauen in die Währung aufrechtzuerhalten.

Sinn und Zweck der beschlossenen Maßnahmen

Zusammenfassend lässt sich sagen, und dies bestätigte auch Mario Draghi in der Pressekonferenz, dass die Zinssenkungen die bereits im Juni beschlossenen TLTRO attraktiver machen, weil die Banken für das bei der EZB geliehene Geld nun noch weniger Zinsen zahlen müssen.
 
Mit dem negativen Einlagezins will die EZB erreichen, das die Banken dieses Geld in Form von Krediten an die Wirtschaft weitergeben und nicht gleich wieder bei der Notenbank parken.
Der Ankauf der ABS hat folgenden Sinn: Mit Kreditverbriefungen (ABS) können Banken ausstehende Forderungen aus Unternehmens- oder Kreditkartenkrediten an den Markt bringen und somit ihre Bilanzen entlasten. Sie haben dann mehr Luft zur Vergabe neuer Darlehen. Nun können die Banken ihre ABS direkt der EZB andienen. Mit dieser Maßnahme hilft die EZB den Banken also einerseits, die Anforderungen aus den Stresstests zu erfüllen, andererseits erhalten die Banken auch hierüber Liquidität, die an die Wirtschaft weitergegeben werden kann bzw. soll.
 
Die beschlossenen Maßnahmen sollen also vor allem positiv auf die Kreditvergabe wirken. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell die Kredite und damit Investitionen und kurbeln so die Wirtschaft an. Das stärkt den Preisauftrieb und löst letztlich das Problem der aus Sicht der EZB zu niedrigen Inflation im Euroraum. Denn eigentlich ist die EZB nicht der Wirtschaft sondern der Preisstabilität verpflichtet.


(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 07.09.2014, Autor: Sven Weisenhaus)
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