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Welchen Zweck verfolgt die EZB mit ihrer Zinssenkung wirklich?

Veröffentlicht am 12.11.2013, 10:29

Wenn man hier in Deutschland über die offiziell angegebenen Inflationsraten diskutiert, dann fällt sehr oft das Argument, diese seien viel zu gering angegeben (Stichwort: „Teuro“). Doch in Europa weckte eine zuletzt sehr niedrige Inflation sogar Zweifel an der konjunkturellen Erholung, insbesondere in den südeuropäischen Krisenländern.

Inflation in Europa auf bedenkliches Niveau gesunken

Anlass dazu gaben die Oktoberzahlen für den Euroraum. Mit 0,7 Prozent wurde die niedrigste Inflation seit vier Jahren gemessen.
An den Märkten waren daher die Erwartungen gestiegen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins, der sich schon auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent befand, noch einmal senken könnte. Und tatsächlich reagierte die Notenbank am vergangenen Donnerstag auf das gestiegene Risiko einer deflationären Entwicklung wie in Japan mit einer Leitzinssenkung auf 0,25 Prozent.

Welchen Zweck verfolgt die EZB mit der Zinssenkung wirklich?

Fraglich ist, ob eine weitere Zinssenkung nahe der Nulllinie überhaupt eine Wirkung gegen deflationäre Tendenzen haben kann. Denkbar wären auch andere, gezieltere Maßnahmen gewesen, um der Gefahr eines japanischen Stillstands zu entgegnen. Dass sich die Notenbank für einen Zinsschritt entschieden hat, ist in jedem Fall ein sehr klares Signal an die Märkte. Doch welche Botschaft wollte die Notenbank wirklich damit senden?

Wollte die EZB einen weiteren Anstieg des Euro verhindern?

Ist es tatsächlich „nur“ der Kampf gegen eine drohende Deflation? Oder könnte auch der Anstieg im Euro die EZB zu diesem Schritt bewegt haben?

In den jüngsten Ausgaben des kostenlosen Börsen-Newsletters "Geldanlage-Brief" konnte man in der Chartanalyse zum Euro immer wieder folgende Sätze lesen:
Ein schneller, weiterer Anstieg des Euros gegenüber dem US-Dollar ist weiterhin nicht zu erwarten. Zumal auch die Europäische Zentralbank EZB vor dem Hintergrund der Eurokrise definitiv kein Interesse an einer schnellen Aufwertung der heimischen Währung. Dies würde die Exporte und damit die wirtschaftliche Erholung Europas belasten.

Wenn es das Ziel der EZB war die eigene Währung durch die Zinssenkung zu schwächen, dann wurde es erreicht. Denn schon im Vorfeld schlugen sich die Diskussionen um eine Zinssenkung der EZB auf den Euro nieder, der bereits in der vorangegangenen Handelswoche unter Druck geraten war (wir berichteten bereits). Die tatsächliche Zinssenkung verstärkte den Abwärtsdruck noch einmal. Der Euro brach am Donnerstag nach Bekanntgabe der EZB-Entscheidung zum US-Dollar von über 1,35 auf nur noch 1,33 US-Dollar ein.

Gegenmaßnahme zum baldigen Start des „Tapering“ in den USA?

Andererseits könnte der Schritt der EZB gegebenenfalls auch bereits eine Maßnahme sein, um den zum Teil ungewissen Auswirkungen des Taperings in den USA, welches die US-Notenbank im Dezember starten könnte, entgegenzuwirken.

Möglicherweise haben aber auch die drei Argumente gemeinsam (Deflationsgefahr, Euroanstieg und Tapering) zu diesem Zinsschritt geführt.

Mit dem Geldanlage-Brief waren Sie wieder rechtzeitig informiert

In jedem Fall wurde in der Geldanlage-Brief-Ausgabe vom vergangenen Montag (www.geldanlage-brief.de/archiv/46-a-s-creation-trotz-gewinnwarnung-ein-kauf) auf diesen möglichen Schritt hingewiesen:
"Die Inflation ist in Europa inzwischen auf nur noch 0,7 Prozent gefallen. Der gesunkene Ölpreis könnte die Rate sogar noch weiter drücken. Die EZB könnte genötigt sein, eine mögliche Deflation zu bekämpfen. Bereits in dieser Woche tagt der EZB-Rat wieder und vielleicht werden hier sogar neue geldpolitische Maßnahmen verkündet. In diesem Fall würde der Euro noch stärker unter Druck geraten."

Ein zweites Thema beherrschte die Märkte vergangene Woche

Neben der Zinsentscheidung der EZB gab es noch ein zweites Thema, welches in der vergangenen Woche für ordentliche Bewegung an den Märkten sorgte. Überraschend starke Daten vom US-Arbeitsmarkt haben am Freitag zu Gewinnen an den Aktienmärkten geführt.

Mit 204.000 neugeschaffenen Stellen im Oktober wurden die Konsenserwartungen von nur 125.000 neuen Jobs deutlich geschlagen. Zusätzlich wurden die beiden Vormonate um insgesamt 60.000 nach oben korrigiert.

Merkwürdige Marktreaktion?

Es ist schon merkwürdig, wie sich der Markt plötzlich genau gegenteilig verhält. Bislang sahen die Börsianer in positiven US-Arbeitsmarktdaten immer das Risiko, die Notenbank Fed könnte mit dem Tapering, also der Reduzierung der Anleihekäufe, frühzeitig beginnen. Nun schien ein Umdenken stattzufinden. Die Aktienmärkte stiegen, nach einem kurzen Knick nach unten, kräftig an.

Wenn nun tatsächlich ein Umdenken bei den Marktteilnehmern stattfindet und die Angst vor einem Ende der Liquiditätsflut der Erkenntnis weicht, dass positive Konjunkturdaten langfristig besser ist als ein auf Liquidität gebauter Aufwärtstrend, dann könnte dies die Märkte zukünftig trotz bereits reifer Aufwärtstrends weiter befeuern.

Oder reagierte der Markt doch wie gewohnt?

Vielleicht haben die Märkte aber auch gefeiert, dass trotz hoher Anzahl neuer Stellen die Arbeitslosenquote von 7,2 auf wieder 7,3 Prozent angestiegen ist. Denn die US-Notenbank beachtet primär die Quote und erst dann das Stellenwachstum. Dann wäre die Marktreaktion wieder verständlich und alles wie gehabt.

Allerdings könnte die Quote vom „Shutdown“ in den USA beeinflusst und der Anstieg im DAX damit nur temporärer Natur gewesen sein. Dann würden die Märkte in einem Monat, wenn der Arbeitsmarktbericht für November erscheint und die Quote erneut sinkt, wieder fallen. Stellt sich nur die Frage, von welchem Niveau aus. Es bleibt also irre spannend an der Börse.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus

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