Der Preis von Brent stieg in den letzten 7 Tagen um 10% und wurde am Mittwoch zu rund 59 USD das Fass gehandelt. Der US-amerikanische Aktienmarkt bewegte sich jedoch ebenfalls nach oben, allerdings verzeichneten Unternehmen mit starker Abhängigkeit von China wie Apple (NASDAQ:AAPL) fallende Aktienkurse.
Wenn das Coronavirus der chinesischen Wirtschaft tatsächlich zusetzt, wie es die Meldungen vermuten lassen, würden wir erwarten, dass die Ölpreise ihren Abwärtstrend vom Anfang letzter Woche fortsetzen. Transporte sind ganz China ist Berichten zufolge stark eingeschränkt, ebenso wie Handel und Flugreisen. Ölraffinerien sollen 25% weniger Rohöl verarbeiten als zu dieser Zeit im letzten Jahr.
Trotz der negativen Nachrichten stiegen die Ölpreise. Diese höheren Bewegungen scheinen teilweise auf die Annahme zurückzuführen zu sein, dass die chinesischen Ölimporte nahezu auf dem normalen Niveau geblieben sind und die asiatische Nation über 10 Millionen bpd (barrel per day, Fass am Tag) Öl importiert hat. Bedenken Sie, dass Chinas Ölimporte allein in der Regel etwa 10% der weltweiten Ölproduktion von etwa 100 Millionen bpd entsprechen.
Abgesehen von Berichten von Anfang Februar, dass der chinesische Ölkäufer Unipec den Kauf von Ladungen aus Westafrika einstellte, scheinen alle großen Lieferanten - wie Saudi-Arabien, Russland und der Irak - weiterhin Öl zu typischen Preisen nach China exportiert zu haben.
Die chinesischen Ölimporte: Ein genauerer Blick
TankerTrackers.com beobachtete kürzlich einen Rückstau von Tankern an Chinas Küsten, der im Umfang den Ölimporte aus Saudi-Arabien, dem Irak, dem Oman, Indonesien und Brasilien in drei Tagen entspricht.
Dieser Anstieg könnte darauf hindeuten, dass China nicht in der Lage oder nicht bereit ist, Öl im gleichen Umfang wie vor dem Coronavirus-Ausbruch zu importieren. Alternativ könnte China es absichtlich zulassen, dass sich die Tanker stauen, um das Coronavirus als Vorwand für Verhandlungen über niedrigere Preise zu nutzen.
Wir werden nicht wissen, wie viel Öl China importiert und ob das Coronavirus die Ölimporte beeinflusst, bis die chinesische Zollbehörde die Daten für Februar veröffentlicht. Medienorganisationen wie Reuters und Platts berichten in der Regel etwa eine Woche nach Monatsende über Chinas Ölimporte für den Monat.
Wenn China für Februar ähnliche Ölimportzahlen wie vor dem Coronavirus meldet, sollten wir davon ausgehen, dass China mehr Öl bunkert. In diesem Fall ist die Hauptfrage, warum? Warum sollte China weiterhin Öl importieren, das es nicht benötigt, und dieses Öl einlagern?
Auf diese Frage gibt es zwei logische Antworten:
1. China sichert ab und glaubt, dass der Preis, den es jetzt für dieses Öl bekommt, besser ist als der Preis, den es in Zukunft zahlen muss. Dies würde zeigen, dass Chinas Ölkäufer glauben, dass das Coronavirus verschwinden, dass sich die chinesische Wirtschaft bald erholen wird und dass die Ölpreise in Zukunft steigen werden.
2. China kauft jetzt Öl, weil es glaubt, dass es in Zukunft entweder keinen Zugang mehr hat oder in Zukunft viel Öl verbrauchen wird, vielleicht für Regierungsaktivitäten.
Und wenn die Importe gesunken sind ...
Wenn China hingegen meldet, dass die Ölimporte im Februar dramatisch unter den Importen vor dem Virenausbruch liegen, würde dies zeigen, dass die Epidemie Spuren in der chinesischen Konjunktur hinterlässt und diese noch einige Zeit belasten wird.
Niedrigere Zahlen würden bedeuten, dass die Nation keinen Grund sieht, sich abzusichern und Öl auf Vorrat zu kaufen, da der Preis in Zukunft niedriger sein wird. Dies wäre ein schlechtes Zeichen sowohl für China als auch für die Weltwirtschaft.
OPEC und OPEC+ werden am 5. und 6. März ein Treffen abhalten und Sie können sicher sein, dass sie ihre eigenen Schätzungen der chinesischen Nachfrage zu Rate ziehen werden. Sie haben Zugang zu Informationen der Hersteller und Exporteure aus ihren Ländern, daher sollten sie in der Lage sein, eine gute Einschätzung der aktuellen Situation Chinas zu erstellen. Wenn sie eine anhaltend hohe Nachfrage aus China sehen, werden sie weniger Druck verspüren, die Produktionskürzungen zu verschärfen.