Wie eine massive Übertreibung im DAX entsteht!

Veröffentlicht am 06.02.2015, 09:50
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Der DAX ist in kurzer Zeit um 10 Prozent gestiegen. Für eine solche Rendite muss man auf einem Sparbuch schon ein paar Jahre durchhalten. Eigentlich ist der DAX kurzfristig überhitzt, eine Konsolidierung wäre in einem normalen Markt überfällig. Auch wir als Charttechniker erwarten natürlich den gesunden Retest an die wichtige 10.000er Marke. Immerhin hat der DAX mit dieser über ein Jahr gekämpft.

DAX spielt (noch) nicht mit

Aber irgendwie will der DAX einfach nicht. Jeder Konsolidierungsansatz wird wieder gekauft und das trotz all der „Krisennachrichten“, die immer noch Tag für Tag über die Ticker rauschen. Mehr als kleine Konsolidierungen sind einfach nicht drin. Dazu einmal der 5 Min. Chart des DAX.

Wir sehen hier den DAX seit dem Ausbruch über die 10.000er Marke. Konsolidierungsphasen sind mit roten Kästchen gekennzeichnet. Seit dem Ausbruch liefert er eigentlich nur Stärke-Signale. So testete er in der ersten nennenswerten Konsolidierung nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, die 10.000er Marke von oben (roter Pfeil 1). Er stieg stattdessen weiter. Bei der nächsten größeren Konsolidierung versuchte er zwar eine zwischenzeitlich entstandene Kurslücke (grünes Rechteck) zu schließen, schaffte aber auch das nicht (siehe schwarzer Pfeil 2). Und anschließend kommt es bei keiner Konsolidierung zu einem tieferen Tief (blaue Pfeile 3).

Und auch von den Tradern höre ich, dass viele ausgestiegen sind, weil sie den Markt überhitzt finden. Andere, mittelfristig orientierte Anleger, warten auf eine Konsolidierung, um einzusteigen. Und daraus könnte sich eine ganz spezielle Situation ergeben: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn die Kurse einfach immer weiter steigen? Dann müssten diejenigen, die bereits verkauft haben, wieder einsteigen, und auch diejenigen, die auf einen Einstieg warten, werden irgendwann in den Markt gezwungen. Das kann zu einer starken Trendbewegung nahezu ohne größere Konsolidierungen führen.

Die Potenzierung der Situation

Und dann könnten noch zwei weitere Faktoren hinzukommen. Auf der einen Seite dürften aktuell viele institutionelle Anleger im DAX unterinvestiert sein. Eben weil sie die große Seitwärtsbewegung im DAX im vergangenen Jahr mitgemacht haben und dabei beobachten konnten, wie stark die US-Indizes gestiegen sind. Dies mit den Sorgen um die Wahl in Griechenland und anderen Problemen zusammen wird viele zur Zurückhaltung gezwungen haben.

Immer weiter steigende Kurse würden diese institutionellen Anleger in eine massive Underperformance zum DAX bringen. Da sicherlich das vergangene Jahr bei vielen eher schlecht gelaufen ist, können diese sich aber nicht erlauben, noch ein Jahr hinter der Performance zurückzubleiben. Und so würden weiter steigende Kurse zunehmend auch institutionelle Anleger unter erheblichen Handlungsdruck setzen.

Die Krönung der Verkettung von Faktoren

Wenn das geschieht, würde der DAX immer weiter und weiter steigen. Und damit könnte ein weiterer unterstützender Faktor hinzukommen. Viele Menschen in Deutschland und Europa suchen verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten. Wie eingangs geschrieben, in weniger als einem Monat hat der DAX mehr Rendite erwirtschaftet, als ein Sparbuch in zehn Jahren. Wenn sich diese Tendenz noch verstärkten sollte, wird irgendwann auch die Masse der Anleger über die Gier wieder in den Markt gezwungen. Allein schon, weil die Medien dann dieses Thema immer mehr aufgreifen werden.

Ebenfalls unterstützend würde sich dann auswirken, dass der DAX doch all den Risiken trotzt und immer weiter steigt. Das dürfte auch für den an sich höchst ängstlichen deutschen Anleger ein gewisses Maß an Sicherheit bringen. Und wenn erst die Masse in den Markt drängt, dann wird der DAX nicht mehr zu halten sein.

(Noch) keine Euphorie bitte

Das ist natürlich ein extrem bullishes Szenario, bei dem viele Faktoren ineinandergreifen müssen. Ein Szenario das aber, nicht unbedingt unwahrscheinlich ist. Wir sind aber noch nicht so weit. Sie erinnern sich, dass ich vor einiger Zeit geschrieben habe: Wenn der DAX die 10.000er Marke nachhaltig bricht, wird er erst einmal sofort Richtung 11.000 Punkte laufen. Das ist eine ganz normale Entwicklung und war abzusehen. Der DAX muss also mehr tun, damit die genannten Prozesse anfangen. Wenn aber die Kurse nun einfach weiter steigen, sollte man sich mit dem oben genannten Szenario auseinandersetzen. Einfach aus dem Grund, damit eine solche Rally nicht vollkommen an einem vorbeirennt und man keinen Einstieg findet, weil die Kurse einem ständig weglaufen.

Hohe Wahrscheinlichkeit, hohes Risiko

Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario ist angesichts der Geldpolitik der EZB bei niedrigem Euro und billigen Energiekosten so hoch wie selten zuvor. Aber die Risiken sind ohne Frage eben auch ungewöhnlich hoch (vor allem aus der geopolitischen Richtung wie Griechenland, Ukraine, u.a.). Doch so ist es eigentlich immer an den Börsen: Je höher die Chancen, desto höher die Risiken…

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