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Wie wird die Fed am Mittwoch reagieren?

Veröffentlicht am 17.09.2013, 13:12
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Bislang hat der September seinem Namen als gefährlich geltender Monat keine Ehre gemacht. Im Gegenteil: Die Aktienmärkte konnten in der abgelaufenen Handelswoche ordentlich zulegen. Und dafür gibt es verschiedene Gründe.

Lage in Syrien beruhigt sich

Der wichtigste Auslöser für die Kursgewinne war die Beruhigung der Lage in Syrien. Der Machthaber Assad hat dem russischen Vorschlag zugestimmt, die Chemiewaffen unter internationaler Kontrolle zu vernichten. Auch US-Präsident Obama bezeichnete diesen Vorschlag als eventuellen Durchbruch. Ein Militärschlag, der zuvor von der Börse mit Kursabschlägen eingepreist wurde, ist damit in weite Ferne gerückt. Entsprechend wurden die Kursverluste wieder aufgeholt.

Anleger hoffen bei schwachen Wirtschaftsdaten auf mehr Liquidität

Ein weiterer Auslöser für die gestiegenen Kurse dürften einige schwache Konjunkturdaten aus den USA gewesen sein. Zu nennen wäre hier zum Beispiel der schwache US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag der Vorwoche. Er heizte die Diskussion darüber an, ob die Fed ihren geplanten Ausstieg aus den Anleihekaufprogrammen bereits im September beginnt. Schwache Arbeitsmarktdaten sind eher ein Hinweis darauf, dass der Ausstieg erst im Dezember erfolgt. Dies wird von den Märkten begrüßt, weil damit länger neue Liquidität in die Märkte fließen könnte.

Nach deutlicher Erholung schwächelt der US-Immobilienmarkt

Unterstützt wird diese Annahme durch Daten zum US-Immobilienmarkt. Dieser erfuhr, wie wir Ihnen in den vorangegangenen Ausgaben des Geldanlage-Briefs ausführlich im neu eingeführten "Konjunktur-Radar" berichteten, seit der Immobilienkrise einen deutlichen Aufschwung und wurde dabei sogar zu einer durchaus beachtlichen Stütze für die US-Konjunktur. Doch in jüngster Zeit erlebt er eine erneute Schwäche.

So fielen die Baubeginne im Juni um fast 10 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten. Die Baugenehmigungen rutschten im gleichen Monat ebenfalls deutlich ab (-7,5 Prozent). Am kommenden Mittwoch gibt es hierzu neue Daten für den Monat August. Die Verkäufe neuer Häuser brachen im Juli sogar um 13,4 Prozent ein, und der Wert vom Juni wurde von ursprünglich +8,3 Prozent auf nur noch +3,6 Prozent abwärts revidiert. Die anstehenden Hausverkäufe fielen im Juni um 0,4 Prozent und im Juli um weitere 1,3 Prozent.

Steigende Zinsen belasten den Immobilienmarkt deutlich

Hintergrund dieser schlechten Zahlen könnte der Zinsanstieg in den USA sein. Zwar hat die Fed ihren Ausstieg aus den Anleihekäufen noch gar nicht begonnen, geschweige denn Zinsschritte unternommen, doch die Märkte preisten dies bereits durch einen Renditeanstieg bei Anleihen ein.

Die Fed zielte mit ihrem letzten Lockerungsprogramm (QE3), bei dem auch wieder verstärkt Hypothekenpapiere aufgekauft wurden, insbesondere auf eine Stärkung des Immobilienmarkts. Diese ist nun zumindest zeitweise ins Stocken geraten. Es könnte daher sein, dass die Notenbank auf die jüngsten Entwicklungen reagieren muss. Sie könnte genötigt sein, mit weiterer Liquidität die Zinsen niedrig zu halten, was für den Dezember als Starttermin spricht. Genau dies scheinen die Märkte derzeit ebenfalls einzupreisen.

Kurzfristige und längerfristige Wirkungen

Daran ist zu erkennen, wie stark die Märkte derzeit von der Liquidität abhängig sind und wie sehr fundamentale Entwicklungen von den Anlegern zum Teil missachtet werden. Denn sie ignorieren mit Ihrem Verhalten, dass positive Wirtschaftsdaten langfristig eigentlich viel besser und nachhaltiger sind als die derzeit noch nötigen Hilfsmaßnahmen der Notenbanken.

Und genau hier sehen wir derzeit ein Problem. Denn längerfristig könnten steigende Zinsen und dadurch wieder schlechtere US-Daten zu einem echten Problem für die Märkte werden. Steigende Zinsen bewirken, dass weniger Immobilien gekauft und gebaut werden. Dieser Effekt lässt sich aktuell bereits in den oben genannten Daten ablesen. Der Immobilienmarkt ist allerdings ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bricht er weg, hat das zumeist fatale Folgen für die Gesamtwirtschaft.

Steigende Zinsen verdrängen Investitionen

Hinzu kommt, dass es Unternehmen bei steigenden Zinsen schwerer haben, kreditfinanzierte Investitionen zu tätigen. Weniger rentable Projekte werden dann einfach nicht umgesetzt, wenn der Kreditzins den Ertrag übersteigt. Steigende Zinsen führen also dazu, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sinkt.
Und steigende Zinsen führen auch dazu, dass Geld aus den Aktienmärkten in die Anleihemärkte fließt. Und das kann einen weiteren Anstieg am Aktienmarkt ausbremsen.

Anleger im Dilemma

Die Anleger befinden sich damit derzeit in einem Dilemma. Die Entwicklung in Syrien führte zu steigenden Kursen. Politische Börsen haben aber bekanntlich kurze Beine, und nichts ist so alt wie die Nachricht von gestern. Entsprechend müssen die Anleger nun nach vorn schauen.

Und hier könnte sich einerseits ein erneuter Einbruch am US-Immobilienmarkt abzeichnen, der sehr negativ für die gesamte Wirtschaft und damit den Aktienmarkt wäre. Andererseits könnte dies allerdings dazu führen, dass die US-Notenbank die Geldschleusen länger offen lässt, was wiederum positiv wäre für die Börsen. Was wiegt also nun schwerer? Soll man nun auf das Risiko einer schwächelnden US-Wirtschaft mit Verkäufen oder auf die Chance auf mehr Liquidität mit Käufen reagieren?

Der wichtigste Termin wird daher im Hinblick auf diese Frage die Fed-Sitzung in dieser Woche am 17./18. September sein. Hier wird sich zeigen, wie die Fed die aktuelle wirtschaftliche Situation einschätzt. Und es wird sich herausstellen, ob die Fed bereits ab September ihre Anleihekäufe reduziert oder erst ab Dezember. Dies wird richtungsweisend für die Märkte.

Die Mehrheit der Anleger liegt oft falsch

Nur eines scheint damit derzeit sicher: Es bleibt extrem spannend! Beginnt die Fed ab Mittwoch den Ausstieg aus QE3, wird es mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zu stark fallenden Kursen kommen. Damit kann es immer noch zu einem heißen Herbst kommen. Zumal schon im Oktober das nächste Problem auf die Anleger wartet: Das Erreichen der Schuldenobergrenze der USA.

Sicherlich war der Hinweis aus der vorangegangenen Ausgabe, dass es an den Börsen auch oft ganz anders kommt als die Mehrheit der Anleger denkt, nicht verkehrt. Fallende Kurse wurden erwartet, steigende Kurse haben wir gesehen. Das am heutigen Montag markierte neue Allzeithoch im DAX könnte die Anleger nun verleiten, auf weiter steigende Kurse zu setzen. Abhängig von der US-Notenbank könnten diese Erwartungen allerdings wieder enttäuscht werden.

Wir halten unseren Tipp aus der Vorwoche daher aufrecht: Prüfen Sie gerade jetzt permanent, ob die Kursentwicklung die negativen historischen Vorgaben (Saisonalität) und die gegenwärtigen Belastungen widerspiegeln!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus

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