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Wieder fallende Kurse (erst) im Oktober?

Veröffentlicht am 24.09.2013, 10:55
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Zwei Themen beherrschten in der abgelaufenen Handelswoche das Börsenparkett: Die Entscheidung der US-Notenbank Fed zur zukünftigen Geldpolitik am Mittwoch und der dreifache Verfallstag an den Terminbörsen (Hexensabbat) am Freitag.

Fed setzt Anleihekäufe unverändert fort

Die Fed hat entschieden, die Anleihekäufe in Höhe von monatlich 85 Mrd. USD vorerst in unveränderter Höhe fortzusetzen. Begründet wurde dies damit, dass die konjunkturelle Erholung in den USA aus der Sicht des Federal Open Market Committee (FOMC) noch nicht auf ausreichend sicheren Beinen steht.

Obwohl dies für die Verfassung der US-Konjunktur nicht gerade ein positives Urteil darstellt, waren die Aktienmärkte am Mittwoch bzw. zur Eröffnung am Donnerstag (siehe folgender DAX-Chart) beflügelt. Daran erkennt man, wie stark die Aktienmärkte nach wie vor am (Liquiditäts-)Tropf der Notenbanken hängen.
Dax Chart

DAX - Reaktion auf US-Notenbank Fed

Heftig fiel auch die Reaktion an den Devisenmärkten aus. Der US-Dollar wertete gegenüber allen wichtigen Währungen deutlich ab.

Bislang 3 Billionen USD gegen Krisen und Wirtschaftsschwäche

Bislang hat die US-Notenbank für die Bekämpfung der Krisen (Immobilienkrise, Finanzkrise) und zur Stimulierung der Wirtschaft beinahe drei Billionen US-Dollar investiert. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hatte die Fed im Jahre 2009 die Zinsen massiv gesenkt und Geld so billig wie nie gemacht. Weil das jedoch noch nicht ausreichte, begann sie zusätzlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere aufzukaufen.

In der Folge gelang es den USA, die Rezession, im Vergleich zum Euro-Raum, schon lange hinter sich zu lassen. Die offizielle Arbeitslosenquote sank im aktuell laufenden Jahr 2013 von 8,1 auf 7,3 Prozent. Am Hochpunkt lag sie zuvor sogar bei rund 10 Prozent.

Frustration bei einigen Marktteilnehmern

Viele Experten gingen aufgrund dieser Entwicklung davon aus, dass die Fed das Volumen der Anleihekäufe nach der September-Sitzung um ca. 15 Mrd. USD pro Monat reduzieren würde.

Da die Fed jedoch dieser Erwartung nicht folgte, wurden wohl einige dieser Experten von der jüngsten Entscheidung der Fed und von den anschließend stark gestiegenen Kursen auf dem falschen Fuß erwischt. Entsprechend groß war deren Empörung über das "unerwartete" Verhalten der Fed. Von einem Zick-Zack-Kurs der Fed war die Rede. Teilweise wurde sogar verkündet, Ben Bernanke und seine Fed hätten ihr letztes Stück an Glaubwürdigkeit verspielt. Anderen Aussagen zufolge hätte die Fed sogar bewusst das Geld der Anleger "verbrannt".

Die Fed hatte sich nie auf den September festgelegt

Ja, es war in den Tagen nach der Fed-Entscheidung wieder einmal extrem viel Unsinn zu hören und in den Medien und auch vielen Börsennewslettern zu lesen. Wir hingegen hatten Sie in den vorangegangenen Ausgaben, basierend auf einer simplen, ganzheitlichen Marktanalyse, auf die Möglichkeit vorbereitet, dass die Notenbank erst im Dezember reagieren wird. Insofern halten wir auch derartige Aussagen für völlig falsch.

Bernanke hat nie behauptet, mit dem sogenannten Tapering im September zu beginnen. Stattdessen hatte er immer betont, dass die Geldpolitik von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig sei. Diese ist der Notenbank aber, stand heute, noch nicht stabil genug. Die Arbeitslosenquote sei mit 7,3 Prozent noch immer zu hoch, die Inflation dagegen zu niedrig.

Einzelne Marktteilnehmer und Schreiberlinge, die sich anders positioniert hatten und dadurch herbe Verluste erlitten oder falsche Analysen erstellten, schienen sich wohl mit der teils deutlich überzogenen Kritik nur ihren Frust von der Seele reden oder schreiben zu wollen.

Reaktion auf gestiegene Zinsen

Wir sehen sogar viel Positives in der Aktion der Fed. Schließlich schaffte sie es mit ihrer für viele Experten überraschenden Haltung, die zuletzt stark gestiegenen Zinsen deutlich zu senken. Diese waren jüngst zu einer Belastung für die Erholung am US-Immobilienmarkt und damit der gesamten US-Wirtschaft geworden.

Auch die Zinsen deutscher und britischer Staatsanleihen, die sich gewöhnlich im Gleichklang mit amerikanischen Staatspapieren bewegen, fielen am Donnerstag kräftig. Die Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen zum Beispiel gaben so stark nach wie zuletzt im November 2011. Die Kurse für spanische Papiere stiegen auf ein 6-Wochen-Hoch, wodurch der Risikoaufschlag so niedrig stand, wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auch italienische Staatspapiere konnten gewinnen.

Sinkende Zinsen helfen auch der EZB

Sinkende Zinsen am langfristigen Ende kommen auch der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Eurokrise entgegen. Daher agiert sie die der Bekämpfung der Eurokrise auch ganz ähnlich wie die Fed. Anders als die Fed kauft die EZB allerdings bislang keine Anleihen am Markt, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Mario Draghi hat zwar mit dem OMT-Programm ebenfalls diese Möglichkeit, bisher hat er davon aber keinen Gebrauch gemacht.

In zwei Wochen kommt der EZB-Rat zu seiner nächsten geldpolitischen Sitzung zusammen. Doch auch dann wird es wohl nur zu neuen verbalen Interventionen kommen.

Geld- und Rettungspolitik zeigen Wirkung

Dass die Geldpolitik nicht nur in den USA, sondern auch die Rettungsmaßnahmen in Europa durchaus zu Erfolgen führen, zeigt das Beispiel Griechenland. Obwohl oft behauptet wird, das Land würde nur immer tiefer in den Abgrund stürzen, so hat Griechenland nach den Worten des Finanzministers Yannis Stournaras die konjunkturelle Talsohle durchschritten.

"Die Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal und damit zum ersten Mal seit Beginn der Krise", sagte Stournaras am Donnerstag auf einer Konferenz in Athen. Die Arbeitslosenquote sank im zweiten Quartal auf 27,1 Prozent und damit erstmals seit fast vier Jahren. Der Primärhaushalt, bei dem die Zinskosten für die Schulden nicht berücksichtigt werden, wies in den ersten sieben Monaten völlig unerwartet einen Überschuss von 2,6 Milliarden Euro aus.

Und auch in Japan zeigt die Wirtschafts- bzw. Geldpolitik Wirkung. Die "Abenomics" genannte Politik von Ministerpräsident Shinzo Abe, die aus einer Mischung von aggressiver Lockerung der Geldpolitik und massiven schuldenfinanzierten Konjunkturspritzen besteht, hat den Yen geschwächt und ließ die japanischen Exporte so kräftig steigen wie seit drei Jahren nicht mehr. Sie legten im August um 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie die Regierung am Donnerstag in Tokio mitteilte.

Nach der Fed folgte der Hexensabbat

Ob diese geldpolitischen Maßnahmen langfristig wirklich erfolgreich sein werden oder ob sie nicht nur in noch größere Krisen führen, lässt sich aus heutiger Sicht nicht sagen. Und es gab in der vergangenen Woche auch noch andere Themen außer der Geldpolitik: zum Beispiel den großen Verfallstag am Freitag.

Dieser kam allerdings, nach den Aufregungen rund um die Fed-Entscheidung, vergleichsweise beschaulich daher. Der deutsche Aktienindex bewegte sich im Dunstkreis der 8.700er-Marke lediglich seitwärts. Dieses Kursniveau bildete dann auch den Abrechnungspreis am Terminmarkt. Damit blieben größere Verwerfungen, die es sonst an solchen Verfallstagen gibt, aus.

Spannender Wahl-Sonntag

Deutlich spannender war dann noch am Sonntag die Bundestagswahl. Lange war der Ausgang offen. Bislang hatte Schwarz-Gelb in fast allen Umfragen einen hauchdünnen Vorsprung. Nun muss die CDU allerdings ohne die FDP auskommen.

Sollte es dabei bleiben, dürfte dies die Anleger nicht unbedingt freuen. Denn der DAX konnte in der Vergangenheit bei einer Regierungskoalition aus CDU und FDP häufig besser abschneiden als bei einer rot geführten Regierung. Doch zumindest wird die CDU wohl in der neuen Regierung die Mehrheit stellen. Die Auswirkungen auf den Aktienmarkt werden also eher gering bleiben.

Europapolitik wird sich kaum ändern

Auch International wurde der Wahlausgang genauestens verfolgt. Zwar dürfte sich an der bisherigen Europapolitik unabhängig vom Wahlergebnis wenig ändern, doch wurden in den vergangenen Monaten Entscheidungen mit Blick auf die Bundestagswahl auf die lange Bank geschoben. Hier könnte nun spannend werden, ob es leichte Planabweichungen geben wird.

Gemeint sind damit zum Beispiel die weiteren Hilfen für Griechenland und Portugal sowie die noch ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Verfassungsmäßigkeit des OMT-Programms der EZB. Also durchaus auch für die Finanzmärkte ist dies ein wichtiges Thema.

US-Schuldengrenze rückt deutlich in den Vordergrund

Ab jetzt sind aber all diese Ereignisse der vergangenen Woche erst einmal sekundär. In Washington bahnen sich nämlich nun mit dem Streit über die Erhöhung der Schuldengrenze neue wirtschaftspolitische Dramen an, die jetzt noch stärker in den Fokus der Anleger rücken werden.

Irgendwann im Oktober muss die gesetzliche Schuldengrenze der USA von derzeit 16,7 Billionen Dollar angehoben werden. Ansonsten drohen im Extremfall Schließungen von Ministerien und die Zahlungsunfähigkeit der Regierung. Die Finanzierung der Bundesregierung für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr steht damit ebenfalls auf der Kippe.

Wieder fallende Kurse erst im Oktober?

Eine ähnliche Konstellation gab es bereits im Sommer 2011. Damals lösten die Parteien die Situation erst in letzter Minute. Das Ringen stellte sich damals als enorme Belastung für die Börsen dar. Ähnliches könnte sich auch in diesem Herbst wieder abspielen. Eine Einigung wird es wohl erneut geben, doch je länger der Streit andauert, desto stärker könnte er die Börsen erneut unter Druck setzen.

Auch vor diesem Hintergrund war es aus unserer Sicht richtig, dass die Fed noch abwartet und erst im Anschluss an eine Einigung im Schuldenstreit - abhängig von den Modalitäten des Finanzhaushalts - reagiert.

Im vergangenen Jahr gab es übrigens auch erst im Oktober eine deutlichere Korrektur am Aktienmarkt…

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus

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