Die Präsidentschaftswahlen am 24. Juni in der Türkei ergaben einen eindeutigen Sieg für Erdogan, wodurch sein zweites Mandat als türkischer Regierungschef für weitere fünf Jahre bestätigt war. Nach Ansicht der Anleger stellt dies jedoch die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank in Frage, was die Handhabung des geldpolitischen Mandates der Türkei angeht, da Erdogan vor kurzem erklärt hatte, dass er bei den geldpolitischen Entscheidungen ein grösseres Mitspracherecht haben wird.
Erdogan bestätigte bereits mehrfach seine Abneigung gegen höhere Zinsen, die als Barriere für das Wirtschaftswachstum ausgelegt werden, eher schlechte Nachrichten für die Lira, die seit Jahresbeginn bereits um 25,60% bzw. 22,25% gegenüber dem USD bzw. EUR aufgewertet wurde.
Dementsprechend kam die Frage auf, ob dieses neue Regime ausreichend glaubwürdig ist, um die Lira zu unterstützen, oder nicht. Und hierfür wird die heutige geldpolitische Sitzung der türkischen Zentralbank entscheidend sein. Die türkische Inflation ist im Laufe des Monats um 3% gestiegen und wird auf über 15% geschätzt, während die Leistungsbilanz weiter grösser wird (-5,89 Mrd. USD zum Mai 2018), was teilweise an der schwächeren Lira liegt und weshalb somit höhere Zinsen nötig sind.
Die türkische Zentralbank hat bereits Anfang Juni am Markt eingegriffen, und den einwöchigen Reposatz um 125 Bp auf 17,75% angehoben, um die Währung zu unterstützen. Dementsprechend würde eine Bewegung unter 125 Bp von den Marktteilnehmern negativ bewertet werden, die davon ausgehen würden, dass die Regierung eine bestimmte Kontrolle über die geldpolitische Behörde behält, was zu einer weiteren TRY-Schwäche führt.
Die frühe Handelssitzung lässt eine weitere Schwäche der türkischen Lira vermuten, die aktuell um 4,76 handelt; der USDTRY dürfte weiter einbrechen, die Ankündigung wird jedoch darauf Auswirkung haben, wie intensiv die Währungsbewegung ist. Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhung bei 100 Bp bleibt, was das Paar kurzfristig entlang der 4,85 bringt.