nter "Konjunktur" versteht man laut Wikipedia Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials einer Volkswirtschaft. Was ist damit gemeint?
Veränderungen der wirtschaftlichen Aktivitäten
Innerhalb einer Volkswirtschaft, wie zum Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, kommt es zu Veränderungen der wirtschaftlichen Aktivitäten. Mal nimmt die wirtschaftliche Aktivität zu, mal ab. Bedingt ist dies durch das Nachfrageverhalten der Konsumenten und das Produktionsverhalten der Industrie.
Herrscht zum Beispiel eine hohe Arbeitslosigkeit, nimmt die Nachfrage ab. Die Industrie wird darauf reagieren und die Produktion drosseln. Mitarbeiter werden nicht mehr benötigt und freigesetzt. Dadurch wird noch weniger konsumiert und die wirtschaftliche Aktivität nimmt weiter ab. Ein Beispiel hierfür ist die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Europa.
Geht es einer Volkswirtschaft hingegen gut - Deutschland ist in Europa derzeit ein solcher Ausnahmekandidat, aber auch den USA geht es in der jüngsten Vergangenheit immer besser - wird mehr konsumiert, der Einzelhandel setzt mehr ab, die Industrieproduktion wird erhöht und mehr Arbeitnehmer erhalten einen Job - die Arbeitslosigkeit sinkt, es wird noch mehr konsumiert und die wirtschaftliche Aktivität nimmt weiter zu.
Der Konjunkturzyklus
Diese Veränderungen der Wirtschaftsaktivität treten wiederkehrend und wellenförmig auf - im sogenannten Konjunkturzyklus. Die einzelnen Phasen eines Konjunkturzyklus werden allgemein unterteilt in
- Aufschwungphasen (Expansion, Prosperität),
- Boomphasen (Hochkonjunktur),
- Abschwungphasen (Rezession) und den
- Tiefphasen (Depression).
Zweifelsohne erreichte zum Beispiel die europäische Wirtschaft zuletzt eine Tiefphase, nachdem es zuvor in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung kam (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) und sich Europa damit in einer Rezession befand.
Konjunktur und Börse
Aus der Beobachtung verschiedener (Wirtschafts-)Daten versucht man, das regelmäßige Ablaufmuster eines Konjunkturzyklus zu erkennen und insbesondere, dessen oberen und unteren Umkehrpunkt zu finden.
An der Börse haben diese Erkenntnisse eine besondere Bedeutung, denn man versucht anhand der Entwicklung der Wirtschaftsdaten herauszufinden, in welche Richtung sich die Kurse (von Aktien, Indizes, Währungen, Rohstoffen, etc.) zukünftig bewegen werden.
Konjunktur und Geldanlage(-Brief)
Natürlich ist dies daher auch für uns hier im Geldanlage-Brief wichtig, denn nichts anderes wollen wir für Sie erreichen: Wir wollen für Sie herausfinden, ob die Kurse zukünftig steigen oder fallen und mit welchen Investments Sie in den jeweiligen konjunkturellen Phasen, die wir zukünftig noch durchlaufen werden, die besten Gewinnchancen haben.
"Konjunktur-Radar"
Daher werden wir mit der heutigen Ausgabe die neue Rubrik "Konjunktur-Radar" einführen. Wir möchten Ihnen zeigen, welche Konjunkturdaten regelmäßig erhoben werden und welche es gilt (und lohnt) zu beobachten. Dabei legen wir den Fokus auf die Daten aus den USA, aus Europa und natürlich speziell aus Deutschland. Wir erklären Ihnen, was sich hinter den einzelnen Daten verbirgt, wie man diese interpretiert und wir zeigen Ihnen die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Daten auf.
Nicht ganz unüberlegt haben wir diese Themen-Kategorie vor die "Termine der Woche" gesetzt, denn zukünftig werden Sie aufgrund vergangener Angaben hier im Konjunktur-Radar genau wissen, welche Termine in der neuen Woche besonders wichtig sind.
Seien Sie gespannt, was Sie hier zukünftig erwartet und seien Sie gewiss, dass Sie dies langfristig zu einem besseren Anleger machen wird - einem Anleger, der die lokalen und globalen Verflechtungen der Weltwirtschaft versteht und zu nutzen weiß.
Aktuelles Beispiel:
Um Ihnen den Nutzen aufzuzeigen, erhalten Sie heute bereits ein aktuelles Beispiel. Wir berichteten Eingangs vom "Chicago National Activity Index (CFNAI)". Was sagt der Wert des Index im Monat Juli von -0,15 eigentlich aus?
Beim CFNAI handelt es sich um einen monatlichen Index, der die gesamtwirtschaftliche Aktivität der USA und den damit verbundenen inflationären Druck misst. Der CFNAI ist ein gewichteter Durchschnitt von 85 bestehenden monatlichen Indikatoren zur US-amerikanischen wirtschaftlichen Aktivität. Der Wert des Index pendelt um einen Mittelwert von Null zwischen 1 und -1. Ein positiver Indexwert zeigt dabei an, dass das aktuelle Wachstum über dem bisherigen Trend liegt und ein negativer Indexwert entspricht einem Wachstum unterhalb des bisherigen Trends.
Sie wissen nun also, wie Sie den Wert von -0,15 einzuordnen haben, auch gegenüber dem Vormonatswert von -0,23.
Was die Zahl der Verkäufe bestehender Häuser in den USA angeht, über die wir ebenfalls eingangs bereits berichteten, so dürfte diese selbsterklärend sein. Interessant ist hier allerdings nicht nur der absolute Wert, sondern auch dessen Entwicklung.
Entsprechende Grafiken sollen Ihnen zu solchen einzelnen Daten in Zukunft hier an dieser Stelle einen besseren Eindruck verschaffen.
Schaut man sich die Entwicklung der Verkäufe bestehender Häuser in den USA in folgender Grafik zum Beispiel an, dann erkennt man erst den Aufwärtstrend der vergangenen 12 Monate.
(Quelle: Markt-Daten.de) Verkäufe bestehender Häuser in den USA, 1 Jahr
Wo sich der US-Immobilienmarkt damit allerdings genau befindet, das erfährt man erst, wenn man eine noch längere Datenreihe heranzieht. Beim Blick auf die folgende Grafik dürfte man überrascht sein, wie weit sich die Erholung seit der US-Immobilienkrise bereits fortgesetzt hat.
(Quelle: Markt-Daten.de) Verkäufe bestehender Häuser in den USA, seit 1999
Sie sehen also, nur wenn man Konjunkturdaten auf diese Weise analysiert, erhält man einen exakten Eindruck davon, wo man sich im Konjunkturzyklus derzeit befindet, wohin die Reise geht und wie sich die Börsen entsprechend zukünftig entwickeln könnten. Die halbgaren Berichterstattung in anderen Medien dagegen können Sie getrost vergessen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus
Geldanlage-Brief