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Wohin steuert die Wirtschaft der USA?

Veröffentlicht am 06.09.2013, 17:16

Mit der vorangegangenen Ausgabe des Geldanlage-Briefs haben wir den "Konjunktur-Radar" eingeführt. Wir wollen für Sie anhand einer Analyse der wichtigsten Konjunkturdaten aus den USA, aus Europa und natürlich speziell aus Deutschland herausfinden, ob die Kurse an den Börsen zukünftig steigen oder fallen. Davon können wir dann ableiten, mit welchen Investments Sie in den jeweiligen konjunkturellen Phasen, die wir durchlaufen, die besten Gewinnchancen haben.

Analyse der wichtigsten Konjunkturdaten


Doch welche Konjunkturdaten sind "die wichtigsten" und welche Daten werden eigentlich regelmäßig veröffentlicht? Diese Frage zu beantworten wird einige Zeit benötigen. In den kommenden Ausgaben werden wir uns Stück für Stück an die Antwort heranarbeiten. Heute beginnen wir mit den Daten aus den USA.

US-Notenbank Fed verfolgt zwei Ziele


Wie es um die wirtschaftliche Entwicklung in den USA steht, ist die aktuell wichtigste Frage an den Börsen. Denn die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) richtet ihre Geldpolitik so aus, dass ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum erreicht werden kann. Dabei verfolgt die Zentralbank zwei Ziele: eine möglichst geringe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig stabiler Preisentwicklung. Dabei wird eine Inflationsrate von 2 Prozent angestrebt.

US-Notenbank steuert die US-Wirtschaft mit Geldpolitik


Aufgrund von verschiedenen Krisen, welche die USA in der jüngeren Vergangenheit durchlief (Immobilienkrise, Finanzkrise), befand sich (nicht nur) die dortige Wirtschaft in einer konjunkturell schwierigen Phase. Der Wirtschaftsmotor stotterte und die Arbeitslosigkeit stieg. Die US-Notenbank steuerte mit verschiedenen Maßnahmen gegen, senkte zum Beispiel die Zinsen und kaufte am Markt Staatsanleihen auf.

Die Strategie der Fed scheint aufzugehen


Inzwischen zeigen diese Maßnahmen Wirkung und die US-Wirtschaft befindet sich wieder auf dem Weg der Besserung. Daher hat Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank, die Märkte darauf vorbereitet, die Anleihekäufe auf absehbare Zeit zu reduzieren und somit die bislang sehr expansive Geldpolitik etwas zurückzunehmen.

Liquidität und Börse


Da die Märkte aber insbesondere auch aufgrund der massiven Liquiditätsprogramme (Quantitative Easing) stark zulegen konnten, befürchten die Anleger nun, ein Ende der Anleihekäufe könnte die Aktienkurse einbrechen lassen. Gute Konjunkturdaten werden daher aktuell häufig von fallenden Kursen begleitet und neue Aussagen von Notenbankmitgliedern sehr kritisch beobachtet. Und dies ist der Grund, warum die wirtschaftliche Entwicklung bzw. deren Konsequenzen für die Geldpolitik derzeit das wichtigste Thema der Börse ist.

Aktuelle Konjunkturdaten aus den USA


Bevor wir uns weiter mit dem Grundlagenwissen zur Konjunktur befassen (in den kommenden Ausgaben erfahren Sie mehr darüber), werfen wir nun zunächst einen Blick auf die Konjunkturdaten aus den USA der vergangenen Handelswoche.

Einbruch bei den US-Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter


Die US-amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sind im Juli um 7,3 Prozent gefallen. Es wurde zwar ein Rückgang erwartet, doch ist dieses Minus sehr heftig. Geht es der US-Wirtschaft also doch nicht so gut?

Man darf einen einzelnen Wert bei der Analyse einer Volkswirtschaft nie isoliert betrachten. Sondern man muss
1. die Entwicklung eines einzelnen Wertes im Zeitablauf betrachten und
2. Konjunkturdaten in einen Kontext setzen, sie also zusammen mit weiteren Daten beobachten.
Nur dann erhält man ein vollständiges Bild über die Entwicklung einer Wirtschaft und man erkennt, an welcher Stelle man sich im Konjunkturzyklus gerade befindet und wohin sich die Wirtschaft entwickelt.

Einbruch relativiert sich bei genauerer Betrachtung


Was die Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern betrifft, so sind diese zum Beispiel im Vormonat noch um 3,9 % geklettert. Auch in den Monaten April und Mai gab es einen ordentlichen Zuwachs (siehe blaue Linie in der folgenden Grafik). Damit relativiert sich der aktuelle Rückgang etwas, zumal er besonders belastet ist von weniger Großaufträgen im Luftfahrtbereich.

<a>US-amerikanische Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter</a>
(Quelle: Markt-Daten.de) Auftragseingänge bei den langlebigen Wirtschaftsgütern in den USA

Was die Höhe der Auftragseingänge im Juli angeht, also die Summe der Aufträge in Mrd. USD (graue Balken in der Grafik), so lagen diese immer noch leicht über dem Durchschnitt der vergangenen 12 Monate. Also auch hier relativiert sich der Einbruch etwas.
Dennoch ist dieser Rückgang mit Vorsicht zu genießen und muss in den kommenden Monaten genau beobachtet werden.

US-Verbraucher haben hohes Vertrauen in die Wirtschaft


Das Vertrauen der Verbraucher in die US-Wirtschaft, ist hingegen relativ hoch. Das Conference Borad ermittelte bei seinem Vertrauensindex für August einen Wert von 81,5, nachdem er im Vormonat bei 81 stand. Auf Jahressicht wurde damit der zweithöchste Wert erreicht. Gleichzeitig ist dies auch der zweithöchste Wert seit 2008.

<a>Verbrauchervertrauen des Conference Boards</a>
(Quelle: Markt-Daten.de) Verbrauchervertrauen des Conference Boards

In dasselbe Horn bläst auch der Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan. Dieser notiert im August bei 82,1. Zwar lag es im Monat zuvor mit 85,1 Punkten höher, doch bedeutet der aktuelle Wert auch hier, dass wir uns auf einem Niveau befinden, welches zuletzt vor mehreren Jahren, in diesem Fall im Jahr 2007, erreicht wurde.

<a>Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan, seit 1990</a>
(Quelle: Markt-Daten.de) Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan

Ein hohes Verbrauchervertrauen ist wichtig, weil die US-amerikanische Wirtschaft zu rund zwei Drittel vom Konsum abhängig ist. Ein hohes Vertrauen der Verbraucher wird mit einer hohen Konsumlust verbunden.

Positive Stimmung auch bei den Einkaufsmanagern


Eine ähnlich positive Stimmung herrscht auch bei den Einkaufsmanagern. Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex notiert im August bei 53,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 52,3 gestanden.
Werte unter 50 deuten bei diesem Index auf ein Schrumpfen der Wirtschaft hin, Werte über 50 dagegen auf Wachstum.

Die Einkaufsmanager haben natürlich einen guten Eindruck von der Verfassung der Wirtschaft, weil sie im Prinzip am Beginn der Wertschöpfungskette stehen. Alles was produziert oder konsumiert wird, muss zunächst beschafft werden. In der Wertschöpfungskette steht die Beschaffung weit vorne, gefolgt von der Produktion und dem Konsum.
Wenn die Einkaufsmanager also viel zu tun haben, dann wird auch viel produziert und letztlich auch konsumiert - ein positives Zeichen für die (US-)Wirtschaft.

US-Immobilienpreise steigen


Der US-amerikanische Case Shiller Home Price Index notiert im Mai bei 12,1 Prozent. Bereits in den Monaten zuvor wurden jeweils starke Anstiege verzeichnet.

<a>Case Shiller Hauspreisindex</a>
(Quelle: Markt-Daten.de) Case Shiller Home Price Index

Besonders den US-Immobilienmarkt hat die US-Notenbank Fed sehr genau im Auge, den seit der Immobilienkrise versucht die Notenbank insbesondere über diesen Sektor durch niedrige Zinsen die US-Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Steigende Häuserpreise lassen die Immobilienbesitzer bzw. Immobilienverkäufer reicher erscheinen, was wiederum gut für den Konsum ist.

Die Grafik zeigt, wie stark sich die Erholung seit der Krise im Jahr 2008 bereits fortgesetzt hat. Auch hier also ein klares Signal für eine weniger expansive Geldpolitik der Fed.

Index zu anstehenden Hausverkäufen - Rückgang auf vom hohen Niveau


Dagegen zeigt der US-amerikanische Index zu den anstehenden Hausverkäufen im Juli Schwäche. Er sinkt um 1,3 Prozent gefallen. Doch auch hier erweist sich der Tipp, einen einzelnen Wert nicht isoliert zu betrachten, als goldrichtig. Schaut man nämlich in die Entwicklung der Vergangenheit, dann erkennt man auch hier eine bereits sehr weit fortgeschrittene Erholung.

<a>Index zu den anstehenden US-Hausverkäufen (Pending Homes Sales)</a>
(Quelle: Markt-Daten.de) Index zu den anstehenden Hausverkäufen

Bei dem aktuellen Rückgang handelt es sich also lediglich um einen kleinen Rückgang von einem schon recht hohen Niveau aus.

US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet


Bei all diesen positiven Eindrücken von den Konjunkturdaten, die alleine nur in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, verwundert es kaum, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal 2013 stärker gewachsen ist als erwartet. Am Donnerstag wurde bekannt, dass das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum von April bis Juli um 2,5 Prozent gestiegen ist. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 1,8 Prozent nach oben revidiert. Im Quartal zuvor hatte das Wachstum 1,8 Prozent betragen.

Daten zur Analyse der US-Wirtschaft


Sie haben heute bereits viele Konjunkturdaten zur Analyse der US-Wirtschaft kennengelernt. Dabei konnten Sie sehen, dass aus ganz verschiedenen Sektoren einer Wirtschaft Daten erhoben werden. Wir haben Daten zur Industrie (Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter, Einkaufsmanagerindex), von den Verbrauchern (Verbraucherstimmung), zum Immobilienmarkt (Preisindex, Index zu anstehenden Hausverkäufen) und zum Wirtschaftswachstum insgesamt gesehen.

In dieser Woche erhalten wir Informationen zur Geldpolitik und zum Arbeitsmarkt. Und dann gibt es noch die Preisentwicklung.

Die Bereiche einer jeden Volkswirtschaft

Damit können wir eigentlich bereits eine Einteilung einer Volkswirtschaft in die verschiedenen zu betrachtenden Bereiche vornehmen:
- Grundlegende Daten (BIP, Verschuldung)
- Geldpolitik
(Leitzins, Wirtschaftsindikatoren von Notenbanken)
- Arbeitsmarkt
(z. B. Arbeitslosenquote)
- Verbraucher
(Stimmung)
- Industrie (Auftragseingang, Produktion, Kapazitätsauslastung, Einkaufsmanager)
- Immobilienmarkt
- Preisentwicklung


Jeden Monat mehr als 60 verschiedene Daten


Diese Einteilung kann man zu jeder Volkswirtschaft vornehmen, egal ob USA, Europa, Deutschland, China oder Japan (etc.). Und zu jedem dieser Bereiche werden unterschiedlich viele Daten veröffentlicht.
Im Fall der USA haben wir heute 7 Daten kennengelernt. Ich persönlich beobachte weitere 25 Daten zu den USA (insgesamt also 32) und damit erfasse ich nicht mal alle Daten, die zu den USA veröffentlicht werden.
Für Europa kommen weitere 14 Daten hinzu. Dabei wird noch (fast) jedes Mal unterschieden zwischen EU und Eurozone.
Für Deutschland kommen noch mal 17 Daten hinzu.

Um also alleine nur einen Eindruck über die wirtschaftliche Entwicklung in den USA, in Europas und Deutschland zu gewinnen, muss man ca. 63 verschiedene Zahlen beobachten, die man auch noch im Zeitablauf und im Kontext mit anderen Daten betrachten muss. Und das jeden Monat aufs Neue.

Wenn Ihnen also jemand anhand eines einzelnen Wertes erzählen möchte, wie es um ein Land oder eine Region bestellt ist, dann wissen Sie nun, dass dies Unsinn ist.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse

Sven Weisenhaus
Geldanlage-Brief

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