Zunehmende Inflationssorgen: So schützen Sie Ihr Vermögen

Veröffentlicht am 15.02.2022, 13:44

Olaf Scholz bekannte vor knapp zwei Jahren, dass er sein ganzes Geld trotz niedriger oder gar keiner Zinsen auf dem Sparbuch angelegt hat. Ob dies nach wie vor Bestand hat, sei dahingestellt und ist ausschließlich die Sache des Bundeskanzlers. Aber: Mit dem Sparbuch machen Anleger schon seit Jahren ein Minusgeschäft, und mit der zuletzt stark gestiegenen Inflation haben sich die Verluste nochmals kräftig erhöht. Aktien bieten hingegen einen guten Schutz vor der Geldentwertung. Doch Vorsicht: Bei weitem nicht alle Aktien eignen sich, um reale Kaufkraftverluste abzufedern.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist aktuell deutlich von ihrem Zwei-Prozent-Inflationsziel entfernt. Derzeit bewegt sich die Teuerungsrate in der Eurozone bei 5,1 Prozent. In Deutschland sank der Wert im Januar gegenüber dem Vormonat zwar leicht von 5,3 auf 4,9 Prozent, doch das ist kein Grund zur Entspannung. Die Inflation wird noch eine ganze Weile auf einem zu hohen Niveau verharren. Für das Gesamtjahr 2022 wird in Deutschland nach einer aktuellen Prognose des Ifo-Instituts mit einer Inflationsrate um 4,0 Prozent und im Euro-Raum um 3,0 Prozent gerechnet. Angeheizt wird die Inflation derzeit unter anderem durch den Materialmangel, die Lieferengpässe und den Anstieg der Energiekosten. Erschwerend kommt hinzu, dass im Fahrwasser der weltweiten Konjunkturerholung die Preise für Kraftstoffe und Energie zusätzliche Unterstützung erhalten. Gleichzeitig schlägt die Einführung der CO2-Abgabe von 25 Euro je Tonne Kohlendioxid durch.

Hohe Inflation, niedrige Zinsen

Angesichts dieser Entwicklung kommt den Zentralbanken eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Preisstabilität zu. Die britische Zentralbank hat bereits reagiert und seit Ende 2021 schon zweimal den Leitzins erhöht, zuletzt am 3. Februar – und zwar um 25 Basispunkte auf aktuell 0,50 Prozent. Und das die US-Notenbank Fed ebenfalls sehr zeitnah den Schlüsselzins erhöhen wird, ist so gut wie sicher. Wann die EZB um ihre Chefin Christine Lagarde an der Zinsschraube drehen wird, bleibt hingegen abzuwarten. Anleger sollten aber zumindest nicht ausschließen, dass die EZB erst im kommenden Jahr die Trendwende einläuten wird. Sollten die europäischen Währungshüter sich tatsächlich noch Zeit lassen, um einen restriktiveren Kurs einzuschlagen, müssen die vielen Sparer, die nach wie vor dem Sparbuch die Treue halten, noch mehr Verluste hinnehmen.

Fakt ist: Es ist ein wahrhaft schleichendes Gift, das die Inflation versprüht. Denn nach und nach vernichtet sie die Kaufkraft des Geldes. Zwar klingt es auf den ersten Blick nicht allzu dramatisch, wenn die Teuerungsrate nur 3 oder 4 Prozent beträgt. Doch es ist der Faktor Zeit, der ihre Wirkung freisetzt. Schließlich führt eine Inflationsrate von nur 3 Prozent schon in zehn Jahren dazu, dass ein Geldvermögen rund 25 Prozent seiner Substanz verliert. Bei einer Inflationsrate von 5 Prozent bleibt nach 15 Jahren in etwa nur noch die Hälfte des ursprünglichen Vermögens übrig. Kurzum: Das klassische Sparbuch oder ein Tagesgeldkonto ist nicht nur, aber vor allem in Zeiten einer erhöhten Inflation alles andere als eine clevere Anlageidee.

Aktie ist nicht gleich Aktie

Mit Aktien wahren sich Anleger hingegen die Chance, ihr Vermögen zu sichern und im Idealfall zu mehren. Doch Vorsicht: Nicht alle Aktien bieten in Zeiten hoher Inflationsraten einen guten Schutz. Für Anleger ist daher eine fundierte Anlageanalyse von entscheidender Bedeutung. Wichtige Kriterien für die Anlageentscheidung in Inflationszeiten sind etwa die Preissetzungsmacht gegenüber Kunden, die Durchsetzungskraft gegenüber Lieferanten, eine flexible Beschaffung, Produktion und Vertrieb, gute Kostenstrukturen und solide Bilanzen mit einer niedrigen Verschuldung. Vor diesem Hintergrund dürften in der aktuellen Phase Value-Aktien (NASDAQ:VONV) einen klaren Vorzug gegenüber Growth-Aktien (NYSE:IWF) haben. Substanz- oder Qualitäts-Titel zeichnen sich durch konstante Renditen aus, sie haben starke Marken und ein erfahrenes Management, sind seit Jahrzehnten weltweit aktiv und können durch ihr Alleinstellungsmerkmal höhere Preise durchsetzen. Dazu zählen vor allem auch Produzenten des täglichen Bedarfs, etwa aus den Bereichen Pharma (NYSE:XPH), Hygiene oder Lebensmittel. Attraktiv aus Anlegersicht dürften zudem Finanzwerte (NYSE:XLF), die von höheren Zinsen profitieren, sowie Chemie- (DE:SX4PEX) und Energietitel (NYSE:XLE) sein.

Breit gestreut, nie gereut

Zwar bieten Substanzaktien, deren Kurse Potenzial haben und die idealerweise noch eine attraktive Dividende aufweisen, einen guten Inflations-Schutz. Aber auch ETFs oder Fonds, sowie Rohstoffe und Immobilienwerte sollten in einem breit diversifizierten Portfolio nicht fehlen. Wer all dies beachtet, dürfte sein Portfolio nicht nur inflationssicher gemacht haben, sondern auch das Sparbuch weiterhin um Längen schlagen.

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