Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Talfahrt der Ölpreise hält auch im November an. Im Tagesverlauf markierte das Öl der Nordsee-Sorte Brent ein neues Tief knapp unter 77 US-Dollar je Barrel. Bei der in Amerika gängigen Ölsorte sieht es ähnlich aus. Damit hat der Energieträger seit Juni mehr als 30 Dollar an Wert verloren.
Öl markiert neues Jahrestief
Nachdem das Rohöl Ende Oktober bei rund 85 Dollar kurzzeitig pausierte, geht es seit Anfang November wieder mit Dynamik nach Süden. Die Abwärtsbewegung der vorherigen Monate wurde zuletzt unvermindert fortgesetzt. Innerhalb der vergangenen Handelswoche fiel das bei uns gängige Öl um mehr als fünf Dollar auf aktuell 78,43 Dollar. Im Verlaufstief kostete ein Barrel zeitweise sogar weniger als 77 Dollar.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Rohöls seit April 2014 dargestellt (Brent Crude Oil in US-Dollar je Barrel):
Sind der OPEC Marktanteile wirklich wichtiger als stabile Ölpreise?
Die Hintergründe der Öl-Talfahrt werden in Expertenkreisen derzeit heiß diskutiert. Es ist tatsächlich etwas verwunderlich, dass trotz der niedrigen Preise kaum ein Exportland die Förderquote senken möchte. Die einst so mächtige Organisation der Erdöl exportierenden Staaten (OPEC) denkt derzeit anscheinend nicht an stützende Maßnahmen. In früheren Zeiten hätte die OPEC dagegen schnell reagiert und mit einer künstlichen Verknappung des Angebots für ein Ende der Talfahrt gesorgt.
Eine wichtige Rolle nimmt dabei der weltgrößte Exporteur Saudi-Arabien ein. Das wichtigste Mitglied des Öl-Kartells hatte kürzlich sogar angekündigt, den US-Abnehmern einen Rabatt zu gewähren. Die Verteidigung der bisherigen Marktanteile scheint dem Land - zumindest auf den ersten Blick - wichtiger zu sein als die Stabilisierung der Ölpreise.
Oder steckt dahinter doch Kalkül?
Eine andere Theorie hört man momentan aus Insiderkreisen. Es wird gemunkelt, dass die niedrigen Ölpreise absichtlich forciert werden, um der amerikanischen Fracking-Industrie zu schaden. Denn bei einem Ölpreis unter 80 Dollar je Barrel lohnt sich das aufwendige Verfahren nicht mehr.
Die zahlreichen US-Fracking-Unternehmen, die bis vor wenigen Monaten noch dicke Gewinne verzeichnet haben, dürften schon bei den aktuellen Notierungen ernste Probleme bekommen. Was wird erst passieren, wenn der Preisverfall anhält? Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn wir diesbezüglich schon bald entsprechende Nachrichten lesen werden. Saudi-Arabien macht hingegen nach Expertenschätzungen auch noch bei einem Preis von 60 Dollar je Barrel gute Gewinne.