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„Graccident‘‘ statt „Grexit‘‘? - Gefahr!

Veröffentlicht am 17.03.2015, 09:39
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In der Geldanlage-Brief-Ausgabe vom 01.03.2015 schrieben wir, dass unklar sei, ob die verbalen Fehltritte der Politik-Neulinge aus Griechenland Absicht oder lediglich diplomatisches Ungeschick sind. Inzwischen scheint sich die Welt auf Unfähigkeit und Tollpatschigkeit geeinigt zu haben. Denn aus einem befürchteten aber zumindest in gewissem Maße planbaren und unter Umständen sogar gewollten „Grexit“ ist inzwischen im jüngsten Sprachgebrauch ein möglicher aber ungewollter „Graccident“ geworden.

„Graccident“ statt „Grexit“?

Während sich das kreierte Wort „Grexit“ aus dem Namen des krisengeplagten Landes und dem Wort „Exit“ für (Not-)Ausgang zusammensetzt, wurde in dem inzwischen kursierenden Kunstwort „Graccident“ der Ausgang durch den Unfall (englisch: „accident“) ersetzt. Man erwartet also nun, dass das diplomatisch mehr als ungeschickte Auftreten der Vertreter Athens zu einem ungeplanten, unfallartigen Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone führen könnte.

Griechenland stellt Reparationsforderungen und droht mit Flüchtlingswelle

Dass man inzwischen nicht mehr von einem vorher planbaren Austritt („Grexit“) sondern von einem Ende der Euro-Ära in Griechenland aus Versehen spricht, kommt nicht von ungefähr, wenn man sich das Verhalten der Regierungsvertreter bzw. die hiesige Berichterstattung darüber anschaut.

Schon in am 28. Januar 2015 schrieben wir hier im Geldanlage-Brief „Beiße nie die Hand, die dich füttert“, doch die Griechen scheinen dieses Sprichwort nicht zu kennen. So stellte der griechische Ministerpräsident Tsipras ausgerechnet in der aktuellen Phase der Verhandlungen, wo man sowieso schon enorm viel Vertrauen verspielt hat, Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg an Deutschland und äußerte den Willen, deutsches Eigentum in Griechenland zu pfänden, sollte Deutschland entsprechende Zahlungen verweigern. Sein Justizminister erklärte sich dazu bereit, die Pfändung deutscher Immobilien im Land zu erlauben.

Zuvor wurde bereits damit gedroht, Europa mit einer Welle von Flüchtlingen zu überfluten, wenn Griechenland nicht geholfen werde. – Die Verzweiflung und die Geldnot in Athen müssen riesig sein, wenn man sich verhält, wie ein Elefant im insolventen Porzellanladen.

Varoufakis klagt über hohen Druck der EZB, während die den Geldhahn weiter aufdreht

Und während sich besonders der Juniorpartner der „Unabhängigen Griechen“ dadurch hervortat, besagte Reparationen zu fordern, beklagte Finanzminister Giannis Varoufakis einen angeblichen Druck der Europäischen Zentralbank (EZB). „Aus meiner Sicht verfolgt die EZB eine Politik gegenüber unserer Regierung, die ihr die Luft zum Atmen nimmt“, soll Varoufakis in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview des Fernsehsenders Mega TV gesagt haben.

Quasi währenddessen hatte die EZB den Geldhahn für die griechischen Banken noch etwas weiter aufgedreht. Die Währungshüter erweiterten den Rahmen für Notkredite um 600 Millionen auf nun 69,4 Milliarden Euro.

Griechenland sollte sich ein Beispiel nehmen

Wenn man sich die Medienberichte so anschaut, dann kommt man einfach nicht umher den Eindruck zu gewinnen, dass die neue Athener Regierung von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken versucht. Man will einfach nicht in der Realität ankommen und versucht krampfhaft an den inzwischen längst entkräfteten Wunschvorstellungen festzuhalten. Dabei muss man doch einfach nur mal auf andere Eurokrisenländer schauen, bei denen die gleichen oder ähnliche Reformen längst funktioniert haben:

Denn während Griechenland mit Brüssel um weitere Finanzhilfen ringt, geht das 2013 vor der Pleite gerettete Zypern demonstrativ auf Distanz. Anders als in Griechenland wurden hier die mit den Geldgebern vereinbarten Reformen längst umgesetzt. Dadurch ist bereits in diesem Jahr eine Rückkehr an den Kapitalmarkt geplant.

Derweil gilt Irland als das Musterland unter den Euro-Krisenstaaten. Es hatte schon Ende 2013 den Euro-Rettungsschirm verlassen und im vergangenen Jahr nach aktuellem Stand das kräftigste Wirtschaftswachstum in der gesamten EU erreicht. Das Bruttoinlandsprodukt auf der Insel stieg um 4,8 %.

„business as usual“ an den Börsen

An den Börsen findet unterdessen “business as usual” (Geschäfte wie üblich) statt. Die Märkte schenken dem Schuldenproblem nur wenig Aufmerksamkeit und spielen andere Themen, insbesondere das QE-Programm der EZB – zu erkennen am weiterhin schwachen Euro und einem immens starken DAX.

Und so behielten wir mit unserer Einschätzung von vor einer Woche Recht, dass das aktuelle Umfeld kein Nährboden für starke Korrekturen ist und wir auf Kaufkurse am Aktienmarkt noch warten müssen. Doch ein mögliches ungeplantes, unfallartiges Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone könnte die Märkte erschüttern, weil die Anleger dies mit Blick auf die Aktiencharts aktuell offenbar für wenig wahrscheinlich halten und damit negativ überrascht werden könnten.


(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 15.03.2015)

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