FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht darauf, dass die US-Notenbank Fed die in Krisenzeiten ausgelöste Geldflut schon bald weiter eindämmen könnte, belastet auch den deutschen Aktienmarkt. Der X-Dax (DAX) als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte am Donnerstag rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn ein Minus von 0,53 Prozent auf 12 152,79 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) deutete sich ein Rutsch in ähnlicher Größenordnung an.
Die US-Notenbank Fed hatte in ihrem jüngsten Sitzungsprotokoll Signale für eine Verringerung ihrer aufgeblähten Bilanz gegeben. Mit gigantischen Wertpapierkäufen hatten die Notenbanken nach dem Hochkochen der Finanz- und Wirtschaftskrise weltweit versucht, die Wirtschaft anzukurbeln. Der Geldsegen hatte die Aktienmärkte getrieben. Nun dreht die Fed das Rad nach und nach zurück. Für den Abbau der Bilanzsumme sprachen sich auf der letzten Sitzung die meisten Währungshüter aus.
Die Wall Street hatte am Vortag scharf reagiert. Das zwischenzeitliche Plus von rund 1 Prozent wurde ausradiert. Am Ende stand ein Minus von 0,2 Prozent.Auch die asiatischen Börsen gaben am Donnerstagmorgen nach.
ABKEHR VOM REKORDHOCH
Auch am deutschen Markt kippt die Stimmung damit weiter: Am Montag noch hatte sich der Dax seinem Rekordhoch von 12 390 Punkten aus dem April 2015 bis auf 15 Punkte genähert. Dann hatte die Akteure jedoch etwas der Mut verlassen - zumal an diesem Donnerstag und Freitag das Treffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping beginnt, in dem es um strittige Themen wie das nordkoreanische Atomprogramm und den freien Handel geht. Es sei diese Unberechenbarkeit, die die Märkte nervös mache, schrieb Michael Hewson vom Broker CMC Markets.
Unter den Einzelwerten im Dax stachen am Morgen die Papiere der Deutschen Bank (DE:DBKGn) hervor, die auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schluss um mehr als 1 Prozent fielen. Neben den allgemein belasteten Bankentiteln machte sich hier auch das Ende der Frist für die 8 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung bemerkbar.
BEWEGUNG IM TECDAX
Die im MDax gelisteten Aktien von Gerresheimer (0:GXId) fielen auf Tradegate um annähernd 3 Prozent. Der Verpackungsspezialist ist angesichts der Zurückhaltung der US-Pharmakonzerne und einer Ofenreparatur schwach ins Geschäftsjahr gestartet.
Im TecDax sind die Aktien von Freenet (4:FNTGn) unter die Räder gekommen. Sie verloren bei Tradegate fast 4 Prozent. Die Privatbank Berenberg rät zum Verkauf der Papiere des Telekomanbieters. Das Unternehmen sei zu hoch bewertet, schrieb Analyst Usman Ghazi. Zudem würden die Perspektiven im TV-Geschäft überschätzt.
Die Aktien des österreichischen Technologie-Unternehmens S&T (104:SANT1) legten derweil auf Tradegate um rund 2 Prozent zu. S&T zeigte sich optimistisch fürs laufende Jahr.