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ANALYSE-Für Aktienanleger werden Ländergrenzen wieder wichtiger

Veröffentlicht am 08.02.2011, 12:41
Aktualisiert 08.02.2011, 12:44
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* Länder erholen sich unterschiedlich schnell von der Krise

* Unternehmen können sich diesem Trend nicht entziehen

* Fokussierung auf Länder verspricht höhere Renditen

- von Harro Ten Wolde und Kirsti Knolle -

Frankfurt, 08. Feb (Reuters) - Seit Monaten ringen Politiker um eine gesamteuropäische Lösung für die Schuldenkrise. Während sie nichts unversucht lassen, um die Idee des gemeinsamen Europa zu retten, haben Aktien-Investoren einen pragmatischeren Ansatz: Sie orientieren sich mit ihren Investitionsentscheidungen wieder stärker an Ländergrenzen. "Die Länder sind zurück im Fokus, und Sektoren sind weniger beliebt", stellt Michael Heise fest, Chefvolkswirt bei Europas größtem Versicherer Allianz. Seiner Einschätzung nach könnte sich dieser Trend in den kommenden zwei bis drei Jahren fortsetzen. Hauptgrund sind die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, mit denen die europäischen Volkswirtschaften aus der Krise kommen und - denen sich die Unternehmen nicht entziehen können.

Seit Einführung des Euro war beim Aktienkauf Internationalisierung Trumpf. Das Kalkül der Anleger: Es könnte lukrativer sein, einem bestimmten globalen Trend zum Beispiel in der Technologie- oder der Autoindustrie zu folgen, als auf Unternehmen aus einzelnen Ländern zu setzen. Doch spätestens seit der griechischen Schuldenkrise stellen sich Investoren die Renditefrage neu. Statt nach Finanz-, Pharma- oder Energiewerten zu differenzieren, beschränken sie sich auf Aktien eines bestimmten, als sicher geltenden Landes.

EUROPA DER ZWEI GESCHWINDIGKEITEN

Deutschland hat sich inzwischen zur Konjunkturlokomotive der Eurozone gemausert, ein recht gutes Tempo legen auch die Niederlande vor. Zu den Schlusslichtern zählen dagegen Griechenland, Spanien und Italien. Mit Blick auf die europäischen Sektoren scheint es also realistisch, dass sich die Aktien des deutschen Energiekonzerns E.ON besser entwickeln werden als die der spanischen Iberdrola, oder die von Fiat denen von BMW hinterherfahren werden. In der Folge gleichen sich gute und weniger gute Wertentwicklungen innerhalb eines Sektors aus, und das drückt die Gesamtrendite.

Deshalb sieht auch Aktienstratege Robert Quinn von Standard & Poor's in regionalen Indizes deutlich höhere Anlagechancen. Als Beispiel verweist er auf die Wertentwicklung im Finanzsektor. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte sich der europäische Bankensektor<.SX7P> weitgehend parallel zu drei wichtigen Leitindizes - dem Dax<.GDAXI>, dem britischen FTSE<.FTSE> und dem französischen CAC 40<.FCHI> - entwickelt und damit auch in etwa vergleichbare Renditen abgeworfen. Doch seit Anfang 2010 ist der Trend ein anderer: Während die Leitindizes für Deutschland, Großbritannien und Frankreich seitdem zulegen konnten, verbuchten die Banktitel ein Minus.

NORD ODER SÜD?

Thomson-Reuters-Daten zu den durchschnittlichen Gewinnerwartungen der Unternehmen zeigen, dass mittelfristig vor allem die Aktien nordeuropäischer Staaten eine attraktive Wertentwicklung versprechen. Die Südeuropäer dürften dagegen angesichts ihrer teils immensen Probleme noch eine Weile hinterherhinken. Auch Commerzbank-Stratege Christoph Weil sieht das so, und argumentiert mit der schnellen konjunkturellen Erholung in Ländern wie Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Als recht sichere Häfen gelten unter Experten auch die Nicht-Euro-Länder Schweden und Dänemark."Die nordischen Länder sind kleine, aufgeschlossene Volkswirtschaften mit einer langen Außenhandelstradition. Das schafft sehr gute Rahmenbedingungen", begründet Fondsmanager Karl Hogtun von DnB NOR Asset Management. "Zugleich sind die nordischen Märkte in ihrer Gesamtheit gut diversifiziert. Das wird den dortigen Börsen weiteren Auftrieb geben."

Grafik zur Prämie bei Länderinvestments:

http://r.reuters.com/dyb77r

Grafik zur Ergebnisentwicklung seit 2010

http://r.reuters.com/duw67r

Wertentwicklung von Aktien in der Eurozone

http://r.reuters.com/hyb77r

(unter Mitarbeit von Christoph Steitz und Hakan Ersen; redigiert von Olaf Brenner)

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