* Länder erholen sich unterschiedlich schnell von der Krise
* Unternehmen können sich diesem Trend nicht entziehen
* Fokussierung auf Länder verspricht höhere Renditen
- von Harro Ten Wolde und Kirsti Knolle -
Frankfurt, 08. Feb (Reuters) - Seit Monaten ringen Politiker
um eine gesamteuropäische Lösung für die Schuldenkrise. Während
sie nichts unversucht lassen, um die Idee des gemeinsamen Europa
zu retten, haben Aktien-Investoren einen pragmatischeren Ansatz:
Sie orientieren sich mit ihren Investitionsentscheidungen wieder
stärker an Ländergrenzen. "Die Länder sind zurück im Fokus, und
Sektoren sind weniger beliebt", stellt Michael Heise fest,
Chefvolkswirt bei Europas größtem Versicherer Allianz
Seit Einführung des Euro
EUROPA DER ZWEI GESCHWINDIGKEITEN
Deutschland hat sich inzwischen zur Konjunkturlokomotive der
Eurozone gemausert, ein recht gutes Tempo legen auch die
Niederlande vor. Zu den Schlusslichtern zählen dagegen
Griechenland, Spanien und Italien. Mit Blick auf die
europäischen Sektoren scheint es also realistisch, dass sich die
Aktien des deutschen Energiekonzerns E.ON
Deshalb sieht auch Aktienstratege Robert Quinn von Standard & Poor's in regionalen Indizes deutlich höhere Anlagechancen. Als Beispiel verweist er auf die Wertentwicklung im Finanzsektor. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte sich der europäische Bankensektor<.SX7P> weitgehend parallel zu drei wichtigen Leitindizes - dem Dax<.GDAXI>, dem britischen FTSE<.FTSE> und dem französischen CAC 40<.FCHI> - entwickelt und damit auch in etwa vergleichbare Renditen abgeworfen. Doch seit Anfang 2010 ist der Trend ein anderer: Während die Leitindizes für Deutschland, Großbritannien und Frankreich seitdem zulegen konnten, verbuchten die Banktitel ein Minus.
NORD ODER SÜD?
Thomson-Reuters-Daten zu den durchschnittlichen Gewinnerwartungen der Unternehmen zeigen, dass mittelfristig vor allem die Aktien nordeuropäischer Staaten eine attraktive Wertentwicklung versprechen. Die Südeuropäer dürften dagegen angesichts ihrer teils immensen Probleme noch eine Weile hinterherhinken. Auch Commerzbank-Stratege Christoph Weil sieht das so, und argumentiert mit der schnellen konjunkturellen Erholung in Ländern wie Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Als recht sichere Häfen gelten unter Experten auch die Nicht-Euro-Länder Schweden und Dänemark."Die nordischen Länder sind kleine, aufgeschlossene Volkswirtschaften mit einer langen Außenhandelstradition. Das schafft sehr gute Rahmenbedingungen", begründet Fondsmanager Karl Hogtun von DnB NOR Asset Management. "Zugleich sind die nordischen Märkte in ihrer Gesamtheit gut diversifiziert. Das wird den dortigen Börsen weiteren Auftrieb geben."
Grafik zur Prämie bei Länderinvestments:
http://r.reuters.com/dyb77r
Grafik zur Ergebnisentwicklung seit 2010
http://r.reuters.com/duw67r
Wertentwicklung von Aktien in der Eurozone
http://r.reuters.com/hyb77r
(unter Mitarbeit von Christoph Steitz und Hakan Ersen; redigiert von Olaf Brenner)