BERLIN (dpa-AFX) - Die Gasbranche in Deutschland sieht eine Investitionslücke von 30 Milliarden Euro. Die Bundesregierung müsse kurzfristig Investitionen in neue Gaskraftwerke anreizen, sagte Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas, am Mittwoch in Berlin. Zur Versorgungssicherheit seien bis 2030 in Deutschland 20 bis 30 Gigawatt neue Gaskraftwerkskapazität nötig, mit einem Investitionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro. Derzeit seien aber wegen unsicherer Rahmenbedingungen nur wenige Investoren im Markt unterwegs. Die Branche fordere schon länger die Einführung eines Kapazitätsmarktes, indem nicht nur die produzierte Energie vergütet werde, sondern auch Versorgungssicherheit einen Preis habe.
Für die Bundesregierung ist Gas eine Brückentechnologie, weil Deutschland bis Ende 2022 aus der Atomkraft aussteigt und schrittweise aus der Kohleverstromung. Laut Koalitionsvertrag sollen neue Gaskraftwerke so gebaut werden, dass sie auf Wasserstoff umgestellt werden können.
Nach Branchenangaben stellte Erdgas im vergangenen Jahr 27 Prozent der Energie zur Verfügung, die in Deutschland verbraucht wurde. Nur der Anteil von Mineral- und Heizöl sei größer. Der Erdgasverbrauch stieg 2021 um knapp 4 Prozent. Kehler sprach von erheblichen Marktturbulenzen, es habe extreme Preissprünge gegeben. Angesichts des Umbaus des Energiesystems seien weiter schwankende Preise zu erwarten. Eine Inbetriebnahme der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland würde preisdämpfend wirken, so Kehler./DP/stw