Investing.com - Der Goldpreis steuert am Montag nach vielversprechenden Impfstoff-Meldungen auf seinen größten Tagesverlust seit mehr als sieben Jahren zu. Der US-Dollar löst sich vom tiefsten Stand seit Ende August und die Anleiherenditen gehen im Zuge der potenziell baldigen Verfügbarkeit eines effektiven Corona-Wirkstoffs durch die Decke, weil damit das Vertrauen der Bürger, sich wieder frei bewegen zu können, ohne Angst vor einer Ansteckung haben zu müssen, zurückkehrt und damit die Aussicht auf eine sich schnell erholende Wirtschaft wächst.
Am Montag teilten Pfizer (NYSE:PFE) und BioNTech (NASDAQ:BNTX) mit, dass ihr gemeinsam entwickelter klinisch geprüfter Impfstoff BNT162b2 das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, um 90 Prozent reduziert, als ohne Impfung. Das ging aus Zwischenergebnissen der laufenden Studie mit 43.538 Teilnehmern hervor, von denen 38.955 die zweite Dosis des Impfstoffs erhalten haben, hervor. Die Unternehmen rechnen mit einer baldigen Zulassung.
In einer Notiz von Rhona O'Connell, Leiterin Marktanalyse für EMEA und Asia bei StoneX, hieß es, dass die Impfstoffstudie "Zehntausende von Freiwilligen umfasste und in der überwiegenden Mehrheit eine Infektion effektiv verhindert haben dürfte". Zwar sei die Studie noch nicht abgeschlossen, doch "in diesen volatilen Märkten ergibt die Reaktion von Gold durchaus Sinn", sagte sie.
Der Gold-Future zur Dezember-Lieferung büßte um 4,31 Prozent oder 83,70 Dollar ein und notierte gegen 21.04 Uhr (MEZ) bei 1.868 Dollar.
Laut Dow Jones Market Data war es der größte Tagesrückgang für den meistgehandelten Gold-Kontrakt seit Juni 2013.
Im Sog des Abverkaufs am Goldmarkt ging auch der Silberpreis in die Knie. Der Silber-Future verbilligte sich um 5,0 Prozent auf 24,37 Dollar je Unze.
Für Druck am Goldmarkt sorgten unter anderem die stark steigenden Kapitalmarktzinsen: die 10-jährige US-Anleiherendite kletterte um knapp 14 Basispunkte auf 0,958 Prozent. Am Freitag rentierte sie noch bei 0,821 Prozent. Steigt die Rendite, sinken die Anleihekurse - und umgekehrt. Unterdessen gewann der US-Dollar um 0,53 Prozent an Wert. Bei 92,96 markierte der US-Dollar-Index, der die Stärke des Greenbacks gegenüber sechs anderen Währungen misst, sein Tageshoch. In der vergangenen Woche büßte der Buck allerdings knapp 2 Prozent ein.
Da Gold in Dollar gehandelt wird, verteuert ein steigender Preis des Greenbacks das Edelmetall für Käufer aus anderen Währungsräumen, was für Abwärtsdruck sorgt.
Steigende Kapitalmarktzinsen schmälern ebenfalls die Attraktivität des gelben Metalls.
Die Aussicht auf einen Impfstoff gegen die neuartige Krankheit Covid-19 wurde stets als kurzfristig negatives Szenario für den Goldpreis angesehen, da dies zu einer stärkeren wirtschaftlichen Erholung beitragen könnte.
"Es sieht so aus, als ob dies endlich die gute Nachricht ist, worauf der Markt seit Monaten gewartet hat - und das in einer schwierigen Zeit, in der sich die Pandemie an Orten wie den USA und Europa zuspitzt", sagte Jim Wyckoff, Analyst bei Kitco.com, in einer Notiz.
Auch die allgemein hohe Risikobereitschaft der Marktteilnehmer belastete den Goldpreis. Sowohl der Dow Jones Industrial Average als auch der S&P 500 erreichten beide neue Intraday-Rekordhochs.
Der Sieg des Demokraten Joe Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen hat laut Jeff Wright, Executive Vice President von GoldMining, ebenfalls zum Gold-Ausverkauf am Montag beigetragen.
"Der Markt preist eine gespaltene Regierung ein", wobei die Demokraten sowohl das Weiße Haus als auch das Repräsentantenhaus und die Republikaner den Senat kontrollieren, dennoch sei eine "Ära echter Kompromisse möglich", sagte er im Interview mit MarketWatch und fügte hinzu, dass er sich auf einen "Mega-Stimulus im Februar" konzentriere.
Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed werde wahrscheinlich bis weit ins Jahr 2021 hinein unverändert bleiben, weshalb Wright davon ausgeht, dass Gold jetzt in eine Phase eintritt, wo ein größerer Pullback möglich erscheint, bevor es wieder in Richtung 2.000 Dollar marschiert.
- geschrieben vom Investing.com Marktteam
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