Investing.com - Ein plötzlicher Anstieg der nominalen US-Renditen infolge steigender Realzinsen und ein sich erholender US-Dollar ließen den Goldpreis am Freitag auf den tiefsten Stand seit acht Monaten abstürzen. Auch aus charttechnischen Gesichtspunkten sieht es beim Edelmetall bescheiden aus. Sollte die Marke von 1.759 Dollar auf Schlusskursbasis unterschritten werden, ist vorerst keine Erholung zu erwarten.
Im Bereich von 1.724 Dollar verläuft eine weitere wichtige technische Unterstützung. Wird diese gebrochen, lässt sich bis 1.691 Dollar keine relevante Unterstützung ausmachen.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die April-Lieferung fiel gegen 15.35 Uhr am Freitag um 1,05 Prozent oder 18,10 Dollar auf 1.757,70 Dollar je Feinunze.
Der Spot-Goldpreis verbilligte sich um 0,73 Prozent oder 12,71 Dollar auf 1.758,90 Dollar je Feinunze. Bereits am Vortag ging es für das Edelmetall um knapp 2 Prozent nach unten.
Auslöser für den Preissturz bei Gold ist der rasante Renditeanstieg. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe sprang am Donnerstag zum ersten Mal seit Februar 2020 über die psychologisch bedeutende Marke von 1,60 Prozent, was sie leicht über die durchschnittliche Dividendenrendite im US-Aktienindex S&P 500 steigen ließ, die laut Reuters auf 1,48 Prozent geschätzt wird.
Händler begründeten den Renditeanstieg mit dem geringen Interesse an der 62 Milliarden Dollar schweren Emission siebenjähriger US-Anleihen.
CNBC-Analyst Rick Santelli bezeichnete die Auktion der 7-jährigen US-Anleihen am Donnerstag sogar als die schlechteste der letzten Zeit, schließlich lag der "Tail", also der Spread zwischen dem durchschnittlichen und niedrigsten akzeptierten Gebotspreis, auf 4,2 Basispunkte.
Der wohl wichtigste Grund für den Anstieg der Treasury-Renditen gestern war jedoch auf die steigenden Realzinsen in den USA zurückzuführen, die um knapp 18 Basispunkte auf -0,609 Prozent kletterten, als die Breakevens um über 6 Basispunkte zurücksetzten.
Am Freitag lässt die Zehnjahresrendite wieder leicht Federn und rentierte zuletzt auf 1,481 Prozent.
Der iShares TIPS Bond ETF (NYSE:TIP), der die Kurse der inflationsgeschützten Staatsanleihen nachverfolgt, erholte sich um 0,22 Prozent.
"Der Renditeanstieg in dieser Woche lässt Gold und Silber abstürzen", sagte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions, schließlich machen höhere Kapitalmarktzinsen den Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall wieder attraktiver.
Das könnte dann auch den US-Dollar auf eine größere Erholungsrallye schicken, so Grant, sofern sich ausländische Investoren im Zuge der marginal höheren Zinsen wieder mehr für ein Investment in US-Treasuries interessieren sollten.
Für den US-Dollar, der wichtig für die Richtungsbestimmung des Goldpreises ist, da eine Dollar-Stärke das Edelmetall außerhalb des Dollarraums teurer macht, ging es am Freitag um knapp 0,50 Prozent nach oben. Dies entspräche dem größten Tagesgewinn in diesem Monat. Nichtsdestotrotz bleibt der Greenback in der Nähe der Tiefststände aus April 2018, wobei der Index mit der gestrigen Tageskerze einen langen unteren Schatten ausgebildet hat, der den Beginn einer größeren Kursbewegungen nach Norden andeuten könnte.
Negativ zu bewerten ist außerdem der Umstand, dass zum neunten Mal in Folge Mittel aus börsengehandelten Goldfonds abgeflossen sind.
Die Bestände des weltgrößten Gold-ETF, dem SPDR® Gold Shares (NYSE:GLD), fielen am Donnerstag um 0,6 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020.
"Dem Edelmetall ist es nicht gelungen, die Marke von 1.800 Dollar zu halten und hat inzwischen die Unterstützung bei 1.775 Dollar unterschritten, was Spielraum für weitere Rückgänge eröffnet", zitierte Reuters ActivTrades-Chefanalyst Carlo Alberto De Casa.
Für Silber geht es am Freitag um 4 Prozent nach unten auf 26,53 Dollar und Palladium sinkt um 4,28 Prozent auf 2.311,50 Dollar. Platin verbilligte sich um 3,45 Prozent, Kupfer setzte um 2 Prozent zurück und Aluminium verbilligte sich um 1,08 Prozent.