FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Zalando-Aktien (XETRA:ZALG) haben Gewinnmitnahmen die Aussicht auf einen Aufstieg in den MDax (MDAX) überschattet. Knapp ein halbes Jahr nach dem Börsengang des Online-Modehändlers hatten sich einige Großaktionäre von Teilen ihrer Aktien getrennt und damit Kasse gemacht. So fielen die Anteilsscheine zur Wochenmitte am Ende des festen SDax (SDAX) um 4,43 Prozent auf 23,175 Euro. Wegen der kurz vor Handelsschluss am Dienstag bekannt gewordenen Platzierung hatten die Papiere bereits 6,68 Prozent tiefer geschlossen.
Aktienplatzierungen drücken in der Regel wegen des Überangebotes an Aktien den Kurs nach unten. Der Vorteil für die Anleger ist jedoch, dass sie die Papiere zu geringeren Kosten handeln können.
Zu den Verkäufern gehörten unter anderem der von den Samwer-Brüdern kontrollierte Fonds Global Founders, der Start-up-Brutkasten Rocket Internet und eine zur Verlagsgruppe Holtzbrinck zählende Beteiligungsgesellschaft. Sie hatten angesichts der jüngsten Kursentwicklung einen hohen Anreiz, sich von ihren Anteilen zu trennen: Die Aktien haben zwar seit dem Börsengang Anfang Oktober eine Berg- und Talfahrt hingelegt und zwischen 17 und 27 Euro geschwankt. In den vergangenen Monaten aber haben sich die Papiere deutlich oberhalb des Emissionspreises von 21,50 Euro etabliert.
Der Verkauf von Aktien des Online-Modehändlers durch einige Großaktionäre sei jedoch kein ideales Signal, schrieb Analyst Jürgen Kolb von Kepler Cheuvreux. Wenigstens seien die Papiere mit einem klaren Abschlag abgegeben worden. Die Verkürzung der Halteperiode - des so genannten "Lock Up" - sei nach einer ähnlichen Aktion von Hugo Boss (XETRA:BOSSn) nun offenbar eine "neue Normalität". Ein solches Vorgehen aber könne vor allem bei Börsenneulingen das Vertrauen in das Management schädigen.
Davon abgesehen jedoch entwickele sich das operative Geschäft weiter gut, meinte Kolb. Zalando hatte zuletzt mit erfreulichen Zahlen überzeugt. 2014 erzielte das Unternehmen erstmals einen Gewinn und konnte den Umsatz deutlich steigern. Im laufenden Jahr sollen der Erlös und das operative Ergebnis weiter kräftig zulegen.
Einige Händler gehen vor diesem Hintergrund davon aus, dass sich der Kurs schnell wieder erholt. Denn es lockt auch die Aufnahme der Papiere in den Index der mittelgroßen Aktienwerte: "Die Chancen für einen Aufstieg von Zalando in den MDax sind deutlich gestiegen", sagte Commerzbank-Analystin Petra von Kerssenbrock. So dürfte die Marktkapitalisierung auf Basis der Aktien, die dem Börsenhandel zur Verfügung stehen (Streubesitz), nach der Aktienplatzierung bei gut einer Milliarde Euro liegen. Dieser Wert liege etwas unter dem des weiteren Aufstiegskandidaten, des Kartenhändlers und Eventveranstalters CTS Eventim (XETRA:EVDG).
Durch die Fusion des Touristikkonzerns Tui (ETR:TUI1) mit seiner britischen Reisetochter Tui Travel (FSE:T7L) wird wohl bald ein Platz im MDax frei. Neben Zalando und CTS Eventim werden auch dem Autozulieferer Hella (XETRA:HLE) Chancen auf einen Aufstieg in den Index der mittelgroßen Werte eingeräumt. Dort sind Aktien enthalten, die dem großen Bruder Dax (DAX) mit Blick auf die Marktkapitalisierung nach Streubesitz und den Börsenumsatz nachfolgen.