BESSENBACH (dpa-AFX) - Wegen des Kriegs in der Ukraine und steigender Kosten für Energie, Rohstoffe und Fracht blickt der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland (DE:SFQ) vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr. Zwar rechne das Unternehmen mit einer steigenden Nachfrage nach seinen Produkten. Dennoch dürfte es bei der Profitabilität deutliche Abstriche geben. Investitionen in das neue Werk in Russland setzt das SDax-Unternehmen vorerst aus. An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Papiere von SAF-Holland fielen im frühen Handel um bis zu 15 Prozent auf 8,65 Euro und näherte sich damit wieder dem Jahrestief von Anfang März.
"Der beispiellose Anstieg der Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten wird erst einmal erhalten bleiben und wir können steigende Rohstoffkosten nur mit Verzögerung weitergeben", sagte Konzernchef Alexander Geis laut Mitteilung vom Donnerstag. Vor allem im ersten Quartal werde das eine Herausforderung darstellen. Weitere Auswirkungen des Ukraine-Krieges seien indes schwer absehbar. Da Erstausrüstungsaufträge aus Russland vorerst pausiert sind, rechnet der Konzern derzeit mit einem Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Vor diesem Hintergrund kalkuliert Geis für 2022 mit einem Umsatz von 1,15 bis 1,3 Milliarden Euro, nachdem dieser 2021 um rund 30 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro gestiegen war. Die Marge zum bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte im laufenden Jahr wegen der pausierten Aufträge in Russland deutlich niedriger ausfallen als die 2021 erzielten 7,5 Prozent.
Zuversicht schöpft das Unternehmen aus dem "sehr hohen Auftragsbestand", mit dem es in das neue Jahr gestartet sei. Im ersten Halbjahr fertigt SAF-Holland demnach unter hoher Auslastung. Zudem verwies Unternehmenschef Geis auf die solide Finanzlage, die sich zum Jahresende in der Eigenkapitalquote von knapp 37 Prozent ausgedrückt habe. Auch das Verhältnis der Schulden zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe man binnen Jahresfrist deutlich auf 1,58 drücken können.
Die Prognose von SAF-Holland falle schwach aus, schrieb Analyst Jorge Gonzalez Sadornil von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe in einer ersten Reaktion. Die Mitte der Umsatzzielspanne impliziere einen Umsatzrückgang aufgrund von schlechteren makroökonomischen Bedingungen und Lieferkettenproblemen.
SAF-Holland fuhr im vergangenen Jahr ein operatives Ergebnis (Ebit) von gut 93 Millionen Euro ein, nach knapp 59 Millionen im Corona-Jahr 2020. Unter dem Strich blieben 2021 für die Anteilseigner 36,7 Millionen Euro hängen, nach 13,8 Millionen im Vorjahr. Nach der Nullrunde für das Jahr 2020 sollen sie daher eine Dividende in Höhe von 35 Cent je Aktie erhalten.
Den Umsatz hatte SAF-Holland im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro gesteigert, wie bereits seit Ende Februar bekannt ist. Damit hatte das Unternehmen sowohl die eigenen als auch die Erwartungen der Analysten übertroffen. Besonders stark entwickelte sich der Umsatz in der Region Asien-Pazifik, wo das Geschäft in Indien und Australien anzog. Doch auch der Hauptmarkt in Europa, Naher Osten und Afrika wuchs überdurchschnittlich.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen laut Mitteilung mit steigenden Kosten zu kämpfen und hielt mit einer gedrückten Vertriebs- und Verwaltungskostenquote dagegen. SAF-Holland beschäftigt weltweit rund 3600 Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt unter anderem Achsen und Fahrwerksysteme sowie Sattelkupplungen und Stützwinden für Lastwagen und Anhänger her.