Investing.com - Der Ölpreis hat am Freitag im europäischen Handel seine Verluste ausgeweitet, da anhaltende Befürchtungen bestehen, dass das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum die Nachfrage in diesem Jahr schmälern wird. Enttäuschende Daten aus China haben die Stimmung weiter eingetrübt.
Die chinesische Verbraucherpreisinflation ist im Mai gegenüber dem Vormonat geschrumpft, während die Produzentenpreise auf ein 7-Jahres-Tief gefallen sind. Die wirtschaftliche Erholung des Landes kam im 2. Quartal massiv ins Stocken.
Im Zusammenhang mit einer Reihe schwacher chinesischer Konjunkturdaten in den vergangenen zwei Wochen untergruben die Daten die Hoffnungen, dass eine Erholung in China die Ölnachfrage in diesem Jahr auf ein Rekordhoch treiben wird.
Befürchtungen über eine nachlassende Nachfrage glichen die Anzeichen für eine Verknappung des Angebots nach einer erneuten Produktionskürzung durch Saudi-Arabien weitgehend aus. Die Produktionskürzung hat zum Gegenteil geführt und die Rohölpreise die zweite Handelswoche in Folge fallen lassen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl fiel um 0,2 % auf 75,75 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls 0,2 % nachgab und auf 71 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte dürften die Handelswoche mit einem Minus von 0,4 % bis 1,0 % abschließen.
Zwar stiegen die chinesischen Ölimporte bis Mai noch an, doch Analysten führten den Anstieg größtenteils darauf zurück, dass die lokalen Raffinerien ihre Lagerbestände vergrößerten und die Kraftstoffnachfrage im größten Ölimporteur der Welt weiterhin schwach blieb.
Für zusätzliche Belastung auf den Rohölmärkten sorgten in dieser Woche schwache Wirtschaftsindikatoren aus dem weltgrößten Ölverbraucher.
Die Daten zum US-Rohöllagerbestand zeigen, dass die Benzinvorräte in der vergangenen Woche unerwartet angestiegen sind. Das hat die Erwartung gedämpft, dass die Kraftstoffnachfrage mit dem Herannahen der Sommersaison steigen wird.
Die Anzeichen für eine Abschwächung der US-Wirtschaft verdichteten sich derweil weiter: Jüngste Indikatoren zeigten, dass sich die Wirtschaftstätigkeit im Mai verlangsamte, während der Arbeitsmarkt einige Anzeichen einer Abkühlung aufwies. Die schwachen Daten zogen den Dollar nach unten, boten jedoch wenig Unterstützung für Rohöl, da sich die Händler über das sich verschlechternde US-Wachstum sorgen.
Berichte über ein Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran, das den Markt mit mehr Rohöl überschwemmen könnte, drückten in dieser Woche ebenfalls auf die Ölpreise, obwohl Vertreter des Weißen Hauses ein solches Abkommen dementierten.
Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der bevorstehenden Sitzung der Fed in der nächsten Woche, um weitere Hinweise darauf zu erhalten, wie die Zentralbank in Anbetracht der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen ihre Politik zu gestalten gedenkt.
Die Markterwartungen gehen weitgehend von einer Pause im Zinserhöhungszyklus der Fed aus, was den Ölpreis kurzfristig etwas stützen könnte. Da jedoch die jüngsten Indikatoren für den persönlichen Verbrauch und den Arbeitsmarkt die Erwartungen immer noch übertrafen, blieben die Händler im Ungewissen darüber, welche Signale die Fed geben wird.