Investing.com -- Die Ölpreise sind am Donnerstag im europäischen Handel gestiegen und haben damit einen Großteil der Verluste aus der vorangegangenen Sitzung wieder wettgemacht. Ausschlaggebend dafür waren ein schwacher Dollar und die Aussicht auf eine Verknappung des Ölangebots. Parallel dazu verarbeiteten die Marktakteure die gemischten Signale der Federal Reserve zur Geldpolitik.
Die Rohölpreise waren am Mittwoch von ihren Dreimonatshochs zurückgefallen, nachdem die Fed wie erwartet die Zinsen angehoben hatte, aber immer noch die Tür für eine weitere Zinserhöhung später in diesem Jahr offen ließ. Der Schritt löste an den Ölmärkten einige Gewinnmitnahmen aus, da man befürchtet, dass die hohen Zinsen die Rohölnachfrage unter Druck setzen werden.
Die Fed signalisierte aber auch, dass es in den USA in diesem Jahr möglicherweise zu keiner Rezession kommen wird - ein Szenario, das sich positiv auf die Ölnachfrage auswirken könnte, insbesondere wenn sich die lokale Wirtschaftstätigkeit von der jüngsten Flaute erholt.
Diese Einschätzung und der nach der Fed-Entscheidung fallende Dollar stützten die Ölpreise.
Der Preis für die Nordseesorte Brent stieg um 0,9% auf 83,33 Dollar pro Barrel, während der Preis für die US-Rohölsorte West Texas Intermediate um 1% auf 79,53 Dollar pro Barrel zulegte. Beide Kontrakte befinden sich nun wieder in der Nähe ihrer Dreimonatshochs.
Einige Händler rechnen damit, dass die Ölpreise in den kommenden Monaten weiter anziehen werden, weil die globalen Märkte nach den Förderkürzungen der größten Produzenten der Welt angespannt sind.
Sowohl Saudi-Arabien als auch Russland meldeten kürzlich niedrigere Fördermengen für August. Nach Einschätzung einiger Ölmarktbeobachter könnten sich die Förderkürzungen bis Ende September hinziehen.
Die Aussicht auf ein geringeres Ölangebot glich eine Reihe von schwachen US-Lagerbestandsdaten aus, aus denen am Mittwoch hervorging, dass die US-Ölreserven in der Woche bis zum 21. Juli weniger stark als erwartet gesunken waren.
Die Benzinbestände in den USA schrumpften jedoch die vierte Woche hintereinander, während die Benzinproduktion ebenfalls stärker als gedacht zurückging, was darauf hindeutet, dass die Kraftstoffnachfrage im größten Ölverbraucher der Welt konstant blieb.
Das Versprechen weiterer Konjunkturmaßnahmen in China gab den Ölpreisen in dieser Woche ebenfalls Rückenwind. Dahinter steht die Hoffnung, dass sich die Kraftstoffnachfrage im größten Ölimporteur der Welt von den Tiefstständen der Corona-Zeit erholt.
Neben der Fed stehen in dieser Woche auch die Sitzungen der Zentralbanken in Europa und Japan im Mittelpunkt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag die Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben und könnte aufgrund der hartnäckigen Inflation in der Eurozone weitere Zinserhöhungen signalisieren.
Von der Bank of Japan hingegen geht man davon aus, dass sie die Kreditkosten auf einem extrem niedrigen Niveau halten wird. Einige Händler positionieren sich jedoch für eine möglicherweise hawkishe Überraschung der Zentralbank, denn auch in Japan hält sich die Inflation in den letzten Monaten hartnäckig.