Von Geoffrey Smith
Investing.com -- An den Ölmärkten ging die Party am Montag in New York zunächst weiter, doch aufgrund einer zuletzt seltenen Entspannung auf dem Spotmarkt in der Schlüsselregion des Nahen Ostens zogen sich die Ölpreise von ihrem am Vormittag erreichten Siebenjahreshoch zurück.
Nachrichtenagenturen berichteten, dass die staatliche irakische Ölgesellschaft ihre offiziellen Verkaufspreise für europäische und asiatische Käufer für Dezember gesenkt hat, was im Gegensatz zu den immer enger werdenden physischen Märkten der letzten Wochen steht. China und Indien haben nach wie vor mit ihrer inländischen Energieversorgung zu kämpfen. Zuletzt wurde der chinesische Energiekomplex von Überschwemmungen in weiten Teilen des chinesischen Kohlegürtels erschüttert.
Die US-Rohöl-Futures hatten am Vormittag mit 82,02 Dollar pro Barrel ein neues Sieben-Jahres-Hoch erreicht, lagen aber um 15.30 Uhr MEZ mit 80,83 Dollar pro Barrel mehr als einen Dollar unter diesem Preisniveau - gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag stand aber immer noch ein Plus von knapp 2 % zu Buche. noch ein Plus von knapp 2%. Für ein Fass der Nordseesorte Brent ging es um 1,9 % auf 83,98 Dollar nach oben.
Wirtschaftsdaten aus den USA und anderen Ländern haben in den letzten Tagen auf eine höhere Inflation hingedeutet. Das hat viele Händler zu einer Absicherung via Wetten auf die Energiepreise bewegt, die derzeit gut unterstützt erscheinen. Wie aus den CFTC-Daten am Freitag hervorging, erreichte die spekulative Netto-Long-Position in Rohöl-Futures in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit sieben Wochen, beträgt aber immer noch kaum die Hälfte des Niveaus aus dem Jahr 2018, bevor Donald Trump seinen Handelskrieg mit China so richtig in Gang setzte.
Das lässt den Schluss zu, dass es für Finanzakteure immer noch genügend Spielraum gibt, um sich kurzfristig über den Energiemarkt als Inflationshedge abzusichern. Die allgemeine Energiekrise in China und in geringerem Maße auch in Indien führt jedoch bereits zu einem Nachfragerückgang in Form von vorübergehenden Fabrikschließungen, während der chinesische Immobiliensektor - ein großer Energieverbraucher - angesichts wachsender Ängste vor Zahlungsausfällen ebenfalls stark abkühlt. Die Organisation der erdölexportierenden Länder geht davon aus, dass der Weltmarkt bis Anfang 2022 wieder einen Überschuss aufweisen wird. Grund dafür ist, dass die schrittweise Erhöhung der Fördermenge die weltweite Nachfrage wieder einholt, während letztere an Schwung verliert.
Die US-Produktion reagiert nur langsam auf die Möglichkeiten, die sich durch die höheren Spotpreise ergeben, da viele Schieferölunternehmen entweder nicht bereit oder nicht in der Lage sind, neue Schulden aufzunehmen, um ihre Produktion zu erhöhen. Daten der US-Regierung deuten darauf hin, dass die Produktion im texanischen Permian-Becken seit Jahresbeginn um weniger als 500.000 Barrel pro Tag gestiegen ist, und selbst das wurde teilweise durch einen Produktionsrückgang in Alaska und - in jüngster Zeit - durch einen vorübergehenden, aber erheblichen wetterbedingten Ausfall im Golf von Mexiko wieder wettgemacht.
Trotz anhaltend hoher LNG-Preise wegen der hohen Nachfrage in Asien und Europa setzten die Erdgas-Futures ihre Korrektur zu Wochenbeginn weiter fort. Sie verbilligten sich um 4,0 % auf 5,3290 Dollar pro Million British Thermal Units, verglichen mit einem Höchststand von fast 6,50 Dollar in der vergangenen Woche. Die Gasoline RBOB Futures gaben unterdessen auf 2,3839 Dollar pro Gallone nach.